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Lösungen der Arbeitsblätter zum Thema:
"1989/90: Wiedervereinigung"
Arbeitsblatt 1: Inhalt und Bedeutung des Zwei-plus-Vier-Vertrags
vom 12. September 1990 (Lösungen)
1. Fasse den Inhalt des Zwei-plus-Vier-Vertrags schlagwortartig
zusammen!
- Festlegung der deutschen Grenze und deren Endgültigkeit
- Friedenserklärung
- Verzicht auf ABC-Waffen
- Reduzierung der Streitkräfte
- Abzug der sowjetischen Truppen aus der DDR
- Deutschland erlangt die volle Souveränität
Was bedeutet 2+4?
Die 2 steht für die Bundesrepublik und Deutsche
Demokratische Republik; die 4 steht für die Siegermächte
von 1945: Frankreich, Großbritannien, die Sowjetunion und
die USA; das + signalisiert, dass es sich dabei um gleichberechtigte
Partner handelt.
2. Am 20./21. September 1990 verabschiedeten Bundestag und Volkskammer
den Einigungsvertrag. Überlege, warum der Einigungsvertrag
erst nach der dem Zwei-plus-Vier-Vertrag verabschiedet werden konnte!
Zunächst musste der außenpolitische
Rahmen geklärt werden, da durch die Vereinigung ein erstarktes
Deutschland in Europa entstand, das die bisherige politische Konstellation
massiv veränderte.
Die Verabschiedung des Zwei-plus-Vier-Vertrags wird oft auch als
Endpunkt der Nachkriegszeit bezeichnet. Gib dafür eine Erklärung!
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es keinen
Friedensvertrag zwischen dem besiegten Deutschland und den alliierten
Siegermächten.
Die im Zwei-plus-Vier-Vertrag beschlossenen Regelungen können
aufgrund der beteiligten Staaten und des Inhalts als ein solcher
Friedensvertrag angesehen und damit als Endpunkt des Kriegs und
der Nachkriegszeit angesehen werden.
Arbeitsblatt 2: Die Ereignisse in der DDR 1989/90
(Lösungen)
1. Bringe folgende Begriffe in die historisch korrekte Reihenfolge
und schreibe mit Hilfe der Begriffe einen Text zu den Ereignissen
in der DDR im Jahr 1989:
Lösungsbeispiel: Die offensichtliche Fälschung
der Ergebnisse der Kommunalwahl im Mai 1989 führte zu
einer Verschlechterung der Stimmung in der DDR. Als Ungarn seine
Grenzen zu Österreich öffnete, kam es zu einer Fluchtwelle
von DDR-Bürgern über Ungarn nach Österreich
und von dort in die Bundesrepublik. Aber nicht die Flucht war Ausdruck
des Protests; auch in der DDR geriet die Bevölkerung in Bewegung.
Vor allem die seit September stattfindenden Montagsdemonstrationen,
die sich von Leipzig aus über die ganze DDR ausbreiteten, zeigten
die Bereitschaft der DDR-Bürger, sich nicht mehr länger
mit der gegebenen Situation abfinden zu wollen. Anlässlich
des 40. Jahrestags der DDR besuchte
Gorbatschow im Oktober die DDR und
mahnte Honecker zu Reformen. Die DDR-Führung allerdings wollte
keine grundlegenden Reformen. Erich Honecker
wird am 18. Oktober 1989 zum Rücktritt gezwungen und wenig
später aus der SED ausgeschlossen. Auf einer Pressekonferenz
gab Günter Schabowski am 9. November auf konfuse Weise eine
neue Reiseregelung bekannt. Aufgrund
von Medienberichten, wonach die DDR ihre Grenzen geöffnet habe,
ziehen tausende DDR-Bürger am späten Abend zu den Grenzübergängen.
Diesem Ansturm sind die Grenzer nicht gewachsen. Die
Mauer fällt.
2. Aus den Jahren 1989/90 stammen folgende Slogans und Aussagen:
1. "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben"
2. "Gorbi, hilf uns!"
3. "Freiheit!!!"
4. "Wir sind das Volk!"
5. "Egon, das Volk will Reformen!"
6. "Wir bleiben hier!"
Erkläre die einzelnen Aussagen!
1. Populäre Umschreibung der Mahnung Gorbatschows
an Honecker nach Reformen.
2. Ausdruck der Hoffnung der Bevölkerung
auf die Unterstützung durch Gorbatschow, der mit seiner Politik
von Perestroika und Glasnost die Veränderungen in vielen Ostblockstaaten
ermöglicht hatte.
3. Kurzfassung für die Forderung nach Umsetzung
der Menschen- und Grundrechte.
4. Ausdruck für das neue Selbstbewusstsein
der Bevölkerung, in Abgrenzung zum Anspruch der SED, den Willen
des Volkes zu verkörpern.
5. Aufforderung der DDR-Bürger an Egon
Krenz, den Veränderungswillen der DDR-Führung zu demonstrieren
und Reformen einzuleiten.
6. In Abgrenzung zur "Abstimmung mit den
Füßen" - Ausdruck des Willens der DDR-Bürger
-, die DDR nicht zu verlassen, sondern vor Ort für Veränderungen
einzustehen.
3. Verschiedene Personen spielten im Verlauf der Wiedervereinigung
eine wichtige Rolle. Erstelle eine Tabelle zu folgenden Personen
und gib dabei jeweils sowohl die Funktion/das Amt der Person an
und in Stichworten deren Rolle im Verlauf der Wiedervereinigung.
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Name
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Funktion
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Rolle
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Bärbel Bohley
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Bürgerrechtlerin |
Mitbegründerin des Neuen
Forums |
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Erich Honecker
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Generalsekretär der SED;
Staatsratsvorsitzender der DDR |
Verweigerte den Reformprozess |
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Hans Modrow
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Ministerpräsident der DDR
|
Reformbereites Mitglied der SED,
entwickelte einen Plan zur Zukunft der DDR |
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Michail Gorbatschow
|
Generalsekretär der KPdSU
|
Motor des Reformprozesses in
der SU; Sinatra-Doktrin; Hoffnungsträger für viele
DDR-Bürger |
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Helmut Kohl
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Bundeskanzler der BRD |
Formulierung des 10-Punkte-Plans;erfolgreiche
Verhandlungen mit der SU |
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Egon Krenz
|
Generalsekretär der SED
|
Nachfolger Honeckers, sollte Veränderungswillen
der SED demonstrieren |
Welche Bedeutung hatten die einzelnen Personen deiner Meinung nach?
Überlege dir Argumente für eine Rangfolge und vergleiche
deine Bewertung mit der deiner Mitschüler. Diskutiert über
eure Ergebnisse und überlegt Ursachen für die unterschiedliche
Bewertung!
Arbeitsblatt 3: Die Regierungserklärung
Hans Modrows vom 17. November 1989 (Lösungen)
1. Informiere dich über Hans Modrows Lebenslauf bis zu seiner
Wahl zum Ministerpräsidenten!
Hans Modrow war vor seiner Wahl zum Ministerratsvorsitzenden
Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung in Dresden und Mitinitiator
des Dresdener Dialogs mit der oppositionellen "Gruppe der 20".
2. Im ersten Teil seiner Regierungserklärung äußert
sich Modrow über die Aufgaben und Ziele der Regierung. Fasse
diese zusammen und stelle sie in Form einer Mindmap dar!
Im Zentrum sollte der Begriff "besserer
Sozialismus" stehen; davon ausgehend zwei Zweige: Ziele und
Aufgaben.
Die Ziele unterteilen sich dann weiter in
z.B. Individualität, Toleranz, Leistungsgesellschaft, soziale
Sicherheit, stabile Wirtschaft, Einnahmen für den Staatshaushalt.
Die Aufgaben untergliedern sich weiter in
Reformen. Diese teilen sich auf in folgende fünf Bereiche,
die dann nochmals erläutert werden:
1. politisches System -> Rechtsstaatlichkeit
und Rechtssicherheit, Selbstbestimmung der Bürger
2. Wirtschaft -> Eigenverantwortung,
Effektivität, Leistungsprinzip, keine zentralisierte Planbürokratie
3. Bildung -> Meinungsfreiheit
4. Ökologie und Ökonomie vereinen
-> Verbesserung
5. Verwaltung -> Demokratisierung, Verringerung
des Verwaltungsaufwands
3. Welche Vorstellungen über das Verhältnis
von BRD und DDR entwickelt Modrow in seiner Regierungserklärung?
- Berechenbarkeit der Beziehungen
- Die DDR ist souveräner Staat
- Klare Absage seitens der DDR an eine Wiedervereinigung
- Verhältnis zur BRD hat den Charakter einer qualifiziert guten
Nachbarschaft
- Kooperative Koexistenz
- Zusammenarbeit ausbauen, Vertragsgemeinschaft
- Beide deutschen Staaten können Pfeiler innerhalb der EU sein
4. Vergleiche diese Vorstellungen mit dem 10-Punkte-Plan von Helmut
Kohl!
Kohl spricht wie Modrow von verstärkter Kooperation
und der Entwicklung einer "Vertragsgemeinschaft", er geht
jedoch noch darüber hinaus, indem er die Vorstellung einer
konföderativen Struktur eines gemeinsamen Bundesstaats entwickelt.
Am Ende des Prozesses könnte eingebettet in den europäischen
Einigungsprozess die Wiedervereinigung stehen.
5. Auf einer Pressekonferenz am 16. Juli 1990 äußert
sich Hans Modrow zum 10-Punkte-Programm. Höre dir den Ausschnitt
aus der Pressekonferenz an! Welche Position nimmt Modrow ein?
Modrow lehnt das Konzept von Helmut Kohl
ab und beharrt auf seinem Konzept von zwei souveränen Staaten.
6. Überprüfe, in wie weit die Vorstellungen von Modrow
und Kohl im Laufe des Jahres 1990 Realität wurden!
Beide Konzepte erwiesen sich nicht als realisierbar,
vor allem aufgrund des Drucks der realen Entwicklung, nämlich
der Forderung nach einer raschen Wiedervereinigung seitens der Bevölkerung
in der DDR ("Wir sind ein Volk!"). Damit war die Idee
des Fortbestands zweier souveräner Staaten nicht mehr haltbar.
Auch die Vorstellung über eine mittelfristige Konföderation
hin zu einer Wiedervereinigung wurde von den Ereignissen überholt.
7. Informiere dich über Modrows weiteren Lebensweg!
Arbeitsblatt 4: Grundgesetz und Wiedervereinigung
(Lösungen)
Auszüge aus dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland:
a) Fassung vom 23. Mai 1949 (BGBl. S. 1)
Präambel:
Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von
dem Willen beseelt, seine nationale und staatliche Einheit zu wahren
und als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden
der Welt zu dienen, hat das Deutsche Volk in den Ländern Baden,
Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen,
Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Württemberg-Baden und
Württemberg-Hohenzollern, um dem staatlichen Leben für
eine Übergangszeit eine neue Ordnung zu geben, kraft seiner
verfassunggebenden Gewalt dieses Grundgesetz der Bundesrepublik
Deutschland beschlossen.
Es hat auch für jene Deutsche gehandelt, denen mitzuwirken
versagt war. Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier
Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden.
Artikel 23: Dieses Grundgesetz gilt zunächst im Gebiete der
Länder Baden, Bayern, Bremen, Groß-Berlin, Hamburg, Hessen,
Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein,
Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern. In anderen
Teilen Deutschlands ist es nach deren Beitritt in Kraft zu setzen.
Artikel 146: Dieses Grundgesetz, das nach Vollendung der Einheit
und Freiheit Deutschlands für das gesamte deutsche Volk gilt,
verliert seine Gültigkeit an dem Tage, an dem eine Verfassung
in Kraft tritt, die von dem deutschen Volke in freier Entscheidung
beschlossen worden ist.
1. Welches Verständnis des Grundgesetzes ergibt sich aus der
Präambel?
- Übergangscharakter
- Ziel ist die Vollendung der Einheit und Freiheit Deutschlands.
2. Welche beiden Wege stehen laut Grundgesetz 1989/1990 für
eine Wiedervereinigung zur Verfügung? Überprüfe die
Vor- und Nachteile der beiden Möglichkeiten angesichts der
Stimmung im Herbst 1989 und Frühjahr 1990!
Weg 1: Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des
Grundgesetzes.
Vorteil: schnell realisierbar
Nachteil: Errungenschaften der DDR finden keinen Niederschlag im
Grundgesetz
Weg 2: Verabschiedung einer neuen Verfassung durch
das deutsche Volk.
Vorteil: Die Erfahrungen der DDR, aber auch die gesellschaftlichen
Veränderungen in der BRD könnten berücksichtigt werden;
die Verfassung wäre ein gemeinsames Projekt.
Nachteil: Zeitaufwendig, da großer Diskussionsbedarf
Angesichts der massiven Forderung der Bevölkerung in der DDR
nach einer schnellen Wiedervereinigung erscheint der erste Weg als
der praktikablere.
3. Auf welchem Weg wurde die Wiedervereinigung vollzogen?
Weg 1
b) Durch den Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und
der Deutschen Demokratischen Republik über die Herstellung
der Einheit Deutschlands (Einigungsvertrag) vom 31. 8. 1990 (BGBl.
II S. 885) in Verbindung mit dem Einigungsgesetz vom 23. 9. 1990
(BGBl. II S. 890) geänderte Fassung:
Präambel:
Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von
dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten
Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk
kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.
Die Deutschen in den Ländern Baden-Württemberg, Bayern,
Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern,
Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen,
Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen haben in freier
Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet.
Damit gilt dieses Grundgesetz für das gesamte Deutsche Volk.
4. Vergleiche die geänderte Fassung der Präambel mit
der ursprünglichen Fassung!
- Übergangscharakter besteht nicht
mehr
- Einheit und Freiheit wurden vollendet
Lösungen der Arbeitsblätter zum download im WORD-Format:
1. Arbeitsblatt: Inhalt
und Bedeutung des Zwei-plus-Vier-Vertrags
2. Arbeitsblatt: Die
Ereignisse in der DDR 1989/90
3. Arbeitsblatt: Die
Regierungserklärung Hans Modrows vom 17. November 1989
4. Arbeitsblatt: Grundgesetz
und Wiedervereinigung
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