Themenorientierung für den Lehrer: Versorgung
Planwirtschaft hatte zur Folge, dass das Warenangebot für Nahrungs- und Genussmittel, für Haushaltgegenstände und hochwertige Konsumgüter wie Autos, Haushaltgeräte und Unterhaltungselektronik nach den Produktionsmöglichkeiten ausgerichtet war. Somit war das Angebot ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der Bevölkerung gestaltet, die Nachfrage hingegen ließ sich nicht planen. Die Folge war nicht selten empfindlicher Mangel, der die Unzufriedenheit vieler Bürger schürte. Grundnahrungsmittel waren zumeist ausreichend und preiswert zu erhalten, für Höherwertiges bedurfte es guter Beziehungen und viel Geduld, um an das ersehnte Gut zu kommen. Tauschgeschäfte waren an der Tagesordnung. Der chronische Devisenmangel der DDR führte zur Gründung der Intershops, in denen Waren zumeist westlicher Produktion gegen Devisen erhältlich waren. Der Besitz von Devisen war erlaubt, über deren Herkunft musste kein Nachweis er-bracht werden. Zur Abschöpfung überhängender Kaufkraft – oft war mehr Geld als entsprechendes Warenangebot vorhanden – wurden Exquisit- und Delikatläden eingeführt, die hochwertige Kleidung und Nahrungs- und Genussmittel aus DDR-Produktion zu stark überhöhten Preisen anboten. 10 und mehr Jahre Wartezeit auf ein Auto der Marken Trabant oder Wartburg waren die Regel und stellten DDR-Bürger auf harte Proben. Der Einfluss westlicher Medien, die in der DDR empfangbar waren, beeinflussten die Konsumwünsche sehr stark.
Themenorientierung für den Lehrer: Wohnen
Wohnraum war in der DDR ein knappes Gut. Wohnungen waren bewirtschaftet, das meint, dass staatlich vorgeschrieben war, wie groß eine Wohnung sein durfte und wie viel Miete dafür zu zahlen war. Eine vierköpfige Familie hatte einen Anspruch auf ca. 63 qm Wohnfläche, der Mietpreis bewegte sich, je nach Standard der Wohnungen, zwischen 0,60 und 1.20 DDR-Mark pro Quadratmeter. Die niedrigen Mieteinnahmen erlaubten es privaten und kommunalen Eigentümern nicht, die Altbausubstanz zu erhalten. Der zunehmende Wohnungsmangel führte ab 1972 zu einem von der SED initiierten Wohnungsbauprogramm, durch das die Wohnungsfrage als soziales Problem bis 1990 gelöst werden sollte. So wurden zumeist an den Stadträndern große Plattenbausiedlungen errichtet. Sanierungsmaßnahmen sollten die Altbausubstanz vor dem endgültigen Verfall bewahren. Der Eigenheimbaum für kinderreiche Familien wurde forciert. Betriebe wurden aufgefordert, wohnungssuchende Mitarbeiter bei der Renovierung von sanierungsbedürftigen Wohnungen durch Materialbereitstellung und handwerkliche Hilfe zu unterstützen. Die niedrigen Mieten wurden als sozialistische Errungenschaften gefeiert, an denen nicht gerüttelt werden durfte, auch wenn DDR-Wirtschaftsfachleute vor den negativen Folgen für die Bausubstanzerhaltung warnten. Die industriell gefertigten Plattenbauten führten zu Monotonie im Erscheinungsbild der Siedlungen. Dessen ungeachtet brachten sie für viele Mieter durch Bäder und Fernheizungen enorme Verbesserungen der Wohnverhältnisse.
Themenorientierung für den Lehrer: Jugend
Wer die Jugend für sich einnimmt, hat die Zukunft. Unter diesem Motto könnte die Jugendpolitik der DDR gefasst werden. Die Kinderorganisation Junge Pioniere erfasste die 6- bis 14jährigen, unterteilt in Jung- und Thälmannpioniere . Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) galt als Kampfreserve der Partei und rekrutierte sich aus den 14- bis 25jährigen. Der Organisationsgrad war sehr hoch, zeitweise 90 % und mehr dieser Altersgruppen waren Mitglieder der einzigen staatlichen Jugendorganisationen. Junge Christen bekannten sich zur Jungen Gemeinde der evangelischen Kirche und entsprechenden Gruppen der katholischen Kirche, ohne Organisationen sein zu dürfen. Mitgliedschaft in der FDJ war in fast allen Fällen Voraussetzung für den Besuch der Erweiterten Oberschule (EOS) , die zum Abitur führte und ein Hochschulstudium ermöglichte. Bei Facharbeitern nahm der Organisationsgrad deutlich ab, bei jungen Männern besonders nach dem Dienst in der Nationalen Volksarmee (NVA) . Studierwillige wurden nicht selten aufgefordert, sich statt der 18monatigen Wehrdienstzeit für drei Jahre zu verpflichten. Ideologische Unterweisungen fanden nur wenig Zustimmung, jugendgerechte Angebote wie Discos, Rockkonzerte und Ferienlager wurden durchaus geschätzt. In den 80er Jahren engagierten sich zunehmend junge Menschen in oppositionellen Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen . Solches Engagement war fast ausschließlich nur unter dem Dach der evangelischen Kirche möglich. Der Staatssicherheitsdienst versuchte – oft erfolgreich – solche Gruppen zu unterwandern.
Themenorientierung für den Lehrer: Bürgerinitiative
Schöner unsere Städte und Gemeinden – Mach mit! , so lautete der Titel der Bürgerinitiative in der DDR. Er verdeutlicht: Es ging nicht gegen etwas, was Kommune oder Staat ins Werk setzen wollten, es war nicht Ausdruck von Protest, es ging um die Aktivierung der Bürger. Geleitet von der Nationalen Front , sollten die Bürger in den Kommunen bei jenen Projekten Hand anlegen, die zwar Aufgaben der Kommunen waren, aber aus Geld- und/oder Personalmangel nicht realisiert werden konnten. So wurde die Forderung der Bürger an die Kommune, einen desolaten Gehweg zu reparieren, an die Anwohner zurückgegeben und sie zum unentgeltlichen Mittun aufgefordert. Die Kommune schloss mit einem Betrieb einen Kommunalvertrag , in dem sich dieser verpflichtete, Sand, Gehwegplatten, Fachberatung und Transportmittel bereitzustellen. Dort war ein Spielplatz zu restaurieren, hier bedurften die Grünanlagen der Pflege, der Rasen war zu mähen und Blumenbeete zu bepflanzen. Die Hausgemeinschaft als kleinste Zelle der Nationalen Front übernahm die Pflege des Wohnumfeldes. Es lag durchaus im Interesse der Bürger, dass dringend erforderliche Arbeiten ausgeführt wurden. Dass die Propaganda solches Engagement dann als Beweis gewachsenen sozialistischen Bewusstseins ausgab, wurde oft lächelnd hingenommen. Für die Mach-mit-Aktivitäten gab es einen staatlichen Plan mit konkreten Vorgaben, was in welchem Zeitraum zu erfüllen war. Die Arbeitsergebnisse wurden in Geldwert umgerechnet und summierten sich zu Milliardenbeträgen auf.