4: Transplantation und Autoimmunerkrankungen

4.4 Alternativen zur Organspende

Allein in Deutschland warten mehr als 14.000 Menschen auf ein Ersatzorgan. Doch kaum 2000 Bürger jährlich sind bereit, Organe zu spenden. Viele fürchten, dass sie fälschlicherweise für hirntot erklärt werden könnten oder haben andere Bedenken. Der Organmangel bedeutet für viele auf der Warteliste den Tod oder führt dazu, dass chronische kranke Patienten unnötig lange leiden. Deshalb sind Alternativen nötig.


Künstliches Herz ©dpa
Künstliches Herz

Organe aus Kunststoff

Künstliche Herzen oder Nieren werden schon länger als Transplantate eingesetzt. Allerdings kann es zu starken Reaktionen des Körpers auf den Kunststoff kommen. Die künstlichen Organe sind sehr teuer und erfüllen nicht annähernd die Funktion natürlicher Organe. Bisher am besten haben sich Kunstherzen als Übergangslösung bewährt. Sie lassen den Patienten mehr Zeit, auf ein neues Organ zu warten.



Kunsthaut
Kunsthaut

Gezüchtete Organe

Von Ersatz-Lebern oder Ersatz-Bauchspeicheldrüsen aus dem Reagenzglas kann bislang nur geträumt werden. Organe, die aus einzelnen Zellen gezüchtet werden und auch komplexe Funktionen übernehmen können, sind noch in weiter Ferne. Eine Möglichkeit wäre die Zucht beliebiger Gewebe aus embryonalen Stammzellen. Dagegen gibt es ethische Bedenken. Außerdem ist es trotz ermutigender Tierversuche fraglich, ob man je in der Lage sein wird, aus Stammzellen komplette funktionsfähige Organe zu züchten. Bisher ist es nur gelungen, Haut und Knorpelgewebe durch Vermehrung körpereigener Zellen herzustellen. Der Vorteil: Das Gewebe wird nicht abgestoßen, weil Spender und Empfänger identisch sind.


Transgene Schweine ©SWR
Transgene Schweine

Tierische Organe

Ein schnellerer - allerdings ethisch umstrittener - Ausweg aus der Organkrise könnten tierische Organe sein. Schweine gelten als Favoriten, da sie Organe geeigneter Größe liefern. Die besonders heftigen Abstoßungsreaktionen bei der Übertragung artfremder Organe (Xenotransplantation) bekommen die Wissenschaftler mithilfe der Gentechnik immer besser in den Griff. Sie züchten Schweine mit menschlichen Gewebemerkmalen, deren Organe vom Empfänger nicht mehr als artfremd erkannt werden sollen. Zudem werden gezielt neue Immunsuppressiva für die Übertragung tierischer Organe entwickelt. Die Gefahr bei der Übertragung vermenschlichter Schweineorgane, den Empfänger mit möglicherweise gefährlichen Viren zu infizieren, scheint gebannt.



Tierische Organe könnten in beliebiger Menge und für jeden Zweck zur Verfügung gestellt werden. Nicht nur der Organmangel könnte damit beseitigt werden, sondern auch andere weit verbreitete Organkrankheiten könnten behandelt werden, die heute nur unzureichend mit Medikamenten in Schach gehalten werden.