12.-19.April 2002 - die erste Woche:
Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren - angefangen von der Suche nach
Spechthöhlen bis hin zum häuslichen Einrichten des Tierfilmers
im Unimog
19.
April. Das SWR-Fernsehteam war da. Sie wollten filmen, was wir bei
unserm Internet Projekt so alles tun. Zuerst Spechtfang: Ein Mittelspecht
ging uns ins Netz und wurde beringt. Dann wurde gefilmt, wie ein Buntspecht
am Stamm klettert, wie er sich mit seinen Zehen an der Borke festkrallt,
sich mit den kräftigen Schwanzfedern abstützt. Dieser Stützschwanz
ist so etwas wie ein dritter Fuß. Später musste Markus Zeugin
(Foto unten) sich mit seinem Tarnzelt für die Filmleute an die Buntspechte
pirschen. Das Versteck sieht gewaltig aus, ist aber ziemlich leicht. Es
ist so groß, dass Markus sogar darin schlafen kann, und für
Notfälle hat er sogar ein Klo eingebaut. Ob die Buntspechte wirklich
in dieser Höhle brüten, ist noch nicht ganz sicher. Markus hat
aber schon vorsorglich ein Loch gebohrt. Die erste Filmaufnahme klappte
nicht. Dreimal musste Markus das Bohren wegen der Kameraleute wiederholen.
Da die Höhle noch leer war, hat das keinen Specht gestört. Grünspechte
wurden bei der Ameisensuche auf der Wildwiese gefilmt, Markus Zeugin,
Jürgen Görze von der Naturschutzstelle aus Karlsruhe und ich
bei der Höhlensuche. Und schon war der Tag vorbei.
18. April. Wie Schnee sahen die Blütenblätter am Waldboden
aus. Die Brennesseln werden immer höher. Auf der eingezäunten
Wiese sprießt das Gras. Buntspecht Paul hat sich anders entschieden.
Die schöne Höhle bei der Hirschhütte hat er aufgegeben.
In der Frühe sah ich, wie er an einem Kirschstamm arbeitete. Ungefähr
zehn Zentimeter tief war das Höhlenloch schon. Am Boden lagen eine
Menge Späne. Am Nachmittag jedoch hat Paul sich einen Ahorn gesucht
und hat dort gezimmert. Sieben oder acht Meter hoch über dem Boden.
Pauline, das Weibchen, trieb sich in der Nachbarschaft herum. Wir haben
sogar noch ein paar andere Höhlen und Höhlenanfänge in
der Nähe gefunden. Pit hat sie alle mit einem blauen Band gezeichnet.
Pit ist mein Sohn. Spechthöhlen finden das hat er schon als
kleines Kind geübt. Ich habe das durch Belohnung trainiert. Wer eine
Spechthöhle fand bekam fünf Mark. Hier im Favoritepark, in den
uralten Eichen haben unsere Spechte viele Möglichkeiten, Höhlen
zu bauen. Für uns allerdings ist das schlecht. Denn wie soll Markus
Zeugin in dreißig Meter Höhe seine Kamera anbringen? Wann werden
Paul und Pauline sich wohl endgültig für eine Höhle entscheiden?
17.
April. Die Buntspechthöhle habe ich schon vor ein paar Tagen
entdeckt. Gebaut wurde sie vermutlich im letzten Jahr, doch am Eingang
war deutlich zu erkennen, da hatte ein Specht kürzlich gearbeitet.
Am Boden lagen frische Späne - und zwei Buntspechte kicksten in der
Nähe. Diese Höhle, hatte ich mir vorgestellt, ist ideal für
unsere Webcam. Ich habe die Rechnung ohne den Kleiber gemacht. Er hat
das Spechtloch soweit zugeklebt, dass nur noch er hineinpasst. Ich sah,
wie der Kleiber auf dem Waldweg saß, mit dem Schnabel kleine Erdklümpchen
aufsammelte, dann zum Höhleneingang flog und dort das Höhlenloch
verklebte - verkleiberte. Als
Nestmaterial tragen Kleiber Rindenteile ein, Spiegelrinde. Das konnte
ich noch nicht sehen. Die Kleiber pfiffen in allen Kleibertonlagen, liefen
an den Baumstämmen kopfabwärts herunter. Obwohl Spechte gute
Kletterer sind, das können sie nicht. Nun, wenn schon kein Specht
in der Spechthöhle brüten wird, dann wird's hoffentlich der
Kleiber, die Spechtmeise tun.
[
Audio: Und
so hat sich der Kleiber angehört
16.
April. Als es zu regnen begann, sind wir in Markus Zeugins Unimog
geflüchtet. Von dem großen breiten Seitenfenster aus hatten
wir die uralte Eiche im Blick, wo die Leute der Vogelschutzwarte schon
seit 30 Jahren Spechte fangen. Jürgen, der bei der Bezirksstelle
für Naturschutz in Karlsruhe arbeitet, hatte dort eine Dose mit einem
Gemisch aus Kleie, Haferflocken und Fett aufgehängt - Spechte lieben
das. Unterhalb der Futterdose war ein Schlagnetz angebracht. Dieses Netz
konnte Jürgen vom Auto aus mit einer Schnur zuschnappen lassen. Zuerst
kam ein Grauspechtweibchen an den Stamm geflogen, etwas oberhalb der Futterdosen
und hüpfte dann Sprung um Sprung herab. Gleich danach kam auch das
Männchen. Es pirschte sich von der Hinterseite des Stammes ans Futter,
schaute vorsichtig, neugierig, hüpfte vor, zögerte, hüpfte
wieder vor und wich zurück. Dann wagte es sich doch zur Dose, verschwand
fast ganz darin. Jürgen zog am Faden, die Falle schnappte zu und
das Grauspecht-Männchen war gefangen. Jürgen rannte zur Falle
und holte den Specht heraus. Schön sah das graugrüne Gefieder
aus. Der leuchtend rote Scheitel, die rötlich-grauen Augen. Der Specht
streckte seine lange Zunge heraus, mit der er Ameisen aus den Gängen
züngelt. Jürgen legte dem Specht einen Aluminiumring mit der
Nummer EA 4oo23 um den rechten Fuß, stellte fest, dass er 144 Gramm
wog - sah sich seine Federn an. Dann durfte er wieder fliegen. Ich bin
gespannt, wie viele Jahre lang wir dieses Grauspecht-Männchen noch
beobachten können.
[Real-Video:
16.
April [0:43 Min.]
15. April. im Wohn-Unimog Heute
haben wir Besuch bekommen. Den Tierfilmer Markus Zeugin und seinen Helfer
Franz Bissig. In aller Frühe waren sie in Seedorf in der Innerschweiz
gestartet. Um halb zwei rief mich Markus Zeugin an. Er konnte den für
uns reservierten Eingang zum Favoritepark nicht finden. Danach dauerte
es keine 5 Minuten, dann rollte der große gelbe Unimog an. Wir fuhren
in den Park und stellten das Auto bei der alten Voliere der Vogelschutzwarte
ab. Vor dem Parkgang wurde gevespert und eine Tasse Kaffee getrunken in
dem wohnlich eingerichteten Unimog. Da gab's eine Küche, Schlafabteil,
Betten. Von der Sitzecke mit großer Ausguckscheibe konnten wir genau
auf die alte Spechtfutterstelle der Vogelschutzwarte schauen. An diesem
Platz wurden mehr als dreißig Jahre lang Spechte gefangen. Der Rundgang
begann bei der Höhle, die am nächsten bei den Volieren stand.
Wir hatten die alte Kastanie am Sonntag gefunden und mit einem breiten,
weissen Klebeband gezeichnet. Das sollte uns das Wiederfinden erleichtern.
Unter dem Stamm der vom Sturm zerbrochenen Kastanie lagen viele weiße
Späne. Das Buntspechtmännchen schaute neugierig aus der Höhle
zu uns herab. Morgen wollen wir die Höhle für die Aufnahmen
anbohren.
12.
April. Wir waren draußen und haben den Sonnentag genutzt, um
im Ludwigsburger Favoritepark Höhlen für unser Internetprojekt
zu suchen. Mit Erfolg. Mindestens drei sichere Höhlen haben wir schon.
Die Buntspechte waren fleißig dabei, ihre Bruthöhlen zu zimmern.
Immer wieder hörten wir das poch-poch-poch. Manchmal konnten wir
den Specht nicht sehen, weil die Höhle schon so weit fertig war,
dass der Specht ganz hineinkriechen konnte. Die fleißigsten Bauer
waren die Männchen. Wenn die Buntspechte nicht bauten, dann trommelten
sie: hier bin ich, hier ist mein Zuhause bedeutet das. Laut und kräftig
schallte das Lachen der Grünspechte. Auf dem Heimweg sahen wir, wie
vier Grünspechte auf der Wildwiese Ameisen suchten. Immer wieder
beugten sie sich vor. Es sah aus, als saugten sie die Ameisen aus dem
Boden.
[Real-Video:
12.
April [0:42 Min.]