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Spuren der NS-Zeit

Zwangsarbeit in den Steinbrüchen der Schwäbischen Alb | Hintergrund

STAND
Autor/in
Peter Maisenbacher
Hermann Vielsäcker
Harald Bender
Schieferölwerk Schömberg, Versuchsanlage der DÖLF (Deutsche Ölschiefer Forschungs Gesellschaft mbH) SWR, Maisenbacher / Vielsäcker / Bender

Der historische Hintergrund

Im Jahre 1934 erarbeitete ein gewisser Freiherr von Krüdener als Sachverständiger in Treibstofffragen ein Gutachten, das wieder die Möglichkeiten der Ölgewinnung aus dem Lias e untersuchte. Dies geschah bereits zum damaligen Zeitpunkt im Zusammenhang mit den Kriegsplanungen und der von den Machthabern angestrebten Autarkie. Freilich war 1934 Öl aus anderen Quellen noch weitaus billiger zu beziehen, sodass der Ölschiefer zunächst nur wenig Beachtung fand. Durch den Verlust der rumänischen Ölfelder und die gezielte Bombardierung der Kohlehydrierungsanlagen bei Pölitz und Leipzig (Leuna-Werke) änderten sich im Verlauf des Jahres 1944 die Voraussetzungen.

Die Produktion von Flugbenzin im 3. Reich war zentralisiert auf wenige Hydrierwerke, die im Wesentlichen auf Steinkohlebasis Flugbenzin herstellten. Schon in der Vorkriegszeit waren diese Anlagen nach rein ökonomischen Gesichtspunkten errichtet worden. Sie boten bei Einsetzen der alliierten Luftoffensive mit ihren weithin sichtbaren Schornsteinen gut auszumachende Ziele. Jeweils nach Wiederaufbau zerstörter Anlagenteile erfolgte die nächste Angriffswelle und störte die Produktion erneut.

Ende Mai 1944 zeichnete sich der Zusammenbruch der deutschen Treibstoffversorgung ab. Da die Deckung des Bedarfs von Wehrmacht und Luftwaffe nicht mehr gewährleistet war, forcierte die damalige politische Führung alle Vorhaben, die die Chance boten, die aufgetretenen Versorgungslücken schließen zu helfen. Den "Endsieg" vor Augen spielten jetzt wirtschaftliche Überlegungen bei der Treibstoffgewinnung keine Rolle mehr. Edmund Geilenberg, der frühere Vorsitzende des Hauptausschusses für Munition, wurde im Juni 1944 zum "Generalkommissar für Sofortmaßnahmen" ernannt und mit umfassenden Vollmachten ausgestattet. Neben dem Schutz und dem Wiederaufbau der bestehenden Anlagen zur Treibstoffgewinnung, sollten auch bisher nicht genutzte Reserven in Angriff genommen werden. Man sah u.a. vor, durch Schwelung aus Ölschiefer Öl zu gewinnen.

Werk Wüste 2 in Bisingen 1945 SWR, Maisenbacher / Vielsäcker / Bender

Meilerverfahren

Unter dem Decknamen "Wüste" wurde nun in der Folgezeit für das Meilerverfahren der größte Aufwand getrieben, da es am weitesten gediehen schien und in kleinem Maßstab bereits erprobt worden war (Versuchsanlage in Schömberg). Vor der großtechnischen Durchführung standen noch zahlreiche Probleme an, z.B. Korrosion der Rohre durch saure Nebel etc. Diese Schwierigkeiten sollten beim großtechnischen Ansatz gelöst werden. Beim Meilerverfahren wurde Schiefer im Tagebau gebrochen, gemahlen und im freien Gelände zu Meilern (ähnlich Holzkohlemeilern) geschichtet, in die Absaugrohre ragten. Die Oberfläche der Meiler musste zur Zündung mit einer Schicht brennbaren Materials bedeckt werden, wozu man Torf bzw. Braunkohle einsetzte. Nach der Entzündung von oben schwelten die Meiler durch das gleichzeitige Absaugen von unten durch. Die dabei durch den Schiefer wandernde Wärmefront führte zum Austreiben des Öls, das anschließend gesammelt und aufgearbeitet wurde. Der Wirkungsgrad dieses Verfahrens war allerdings sehr gering, da zur Produktion von 1 t Schieferöl etwa 35 t Schiefer aufgearbeitet werden mussten. Von den ursprünglich geplanten und in Angriff genommenen 10 Wüstenwerken zwischen Reutlingen und Rottweil konnten nur vier die Produktion von Schieferöl tatsächlich aufnehmen:

„WÜSTE 2“ Bisingen
„WÜSTE 4“ Erzingen
„WÜSTE 8“ Dormettingen
„WÜSTE 9“ Schömberg

Umgebungskarte (Foto: SWR, Maisenbacher / Vielsäcker / Bender)
SWR, Maisenbacher / Vielsäcker / Bender

Ständige Tieffliegerangriffe und die Schwierigkeiten, notwendiges technisches Gerät zu beschaffen (Eisenrohre, Destillationsanlagen, Pumpen), verhinderten die Inbetriebnahme aller Werke. Das Gesamtaufkommen von Schieferöl war daher unbedeutend und belief sich auf ca. 1500 t. Die Qualität war im Übrigen so schlecht, dass eine direkte Verbrennung nur in speziellen Motoren in Frage kam, z.B. Traktoren mit Glühkopfvergaser, Schiffsdieselmotoren etc. Für eine Verwendung als Flugbenzin wäre eine Hydrierung notwendig gewesen.

Häftlinge (Foto: SWR, Maisenbacher / Vielsäcker / Bender)
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Das Konzentrationslager SWR, Maisenbacher / Vielsäcker / Bender Bild in Detailansicht öffnen
Mahnmal in Eckerwald: "Der Gefangene" von Siegfried Haas SWR, Maisenbacher / Vielsäcker / Bender Bild in Detailansicht öffnen

Die Konzentrationslager

Die Arbeitskräfte, die man zur Ölgewinnung einsetzte, waren KZ-Häftlinge für die die SS zu sorgen hatte. Die sieben Lager des südwürttembergischen Schieferölprogramms gehörten zu den letzten KZs, die das nationalsozialistische Terrorsystem errichtete. Das Lager Dormettingen wurde im April 1945 zu einem Zeitpunkt erstellt, als Auschwitz kurz vor der Befreiung stand. Anfang April, also nach knapp drei Monaten, wurde es evakuiert. Zwei Wochen später standen alle Lager leer. Für die Gefangenen allerdings endete die Zeit ihrer KZ-Haft in einem letzten Höhepunkt der Schikane, den Evakuierungsmärschen zwischen dem 17. und dem 23. April 1945.

Die Lager waren keine Vernichtungslager wie Auschwitz oder Treblinka, sie hatten nicht die Größe von Dachau oder Buchenwald. Und doch starben dort, „vernichtet durchArbeit“, Tausende von Menschen. Die Häftlinge stammten aus fast ganz Europa. Aus Stutthof/Danzig wurden die letzten Überlebenden der jüdischen Bevölkerung Litauens, aus Auschwitz und Buchenwald, polnische Juden und Überlebende des Warschauer Aufstandes in die Lager gebracht und über Dachau ungarische Juden. Daneben zählten auch Mitglieder der Widerstandsbewegung Westeuropas und Skandinaviens zu den Häftlingen dieser Konzentrationslager.

Die Verhältnisse waren in allen Lagern unmenschlich. Dennoch ergibt sich aus den Zeugenberichten ein differenzierteres Bild. Das hing einerseits von äußeren Bedingungen ab, wie das jeweilige Lager eingerichtet war. Andererseits gab es auch, was die Lagerführung anbelangte, Unterschiede. Die ersten drei dieser Lager standen im Zusammenhang mit den drei Versuchsanlagen: Schömberg, Frommern und Schörzingen. Belegt wurden diese kleinen KZs zunächst mit Häftlingen aus dem Stammlager Natzweiler-Struthof. Im Vergleich dazu scheint es im Lager Frommern und im Lager Schömberg (dem sog. Bahnhofs-KZ) erträglich zugegangen zu sein. Über die Verhältnisse dort berichtete der ehemalige Häftling Christophe Hornick unter anderem: „Ohne je zu schreien und natürlich ohne zu schlagen, leitete er (der Lagerälteste) das Lager; er hielt die Ordnung mit diplomatischem Geschick aufrecht, mit dem Erfolg, dass es von nun an fast keine Toten mehr gab“ (nach LEMPP et. al. 1991).

Mit Korruptheit und Sadismus herrschten Wachpersonal und Kapos. Wie man trotzdem in einem solchen Milieu der Menschenvernichtung an verantwortlichster Stelle gegen den Strom schwimmen konnte, ist am Beispiel des Lagerkommandanten von Dautmergen Erwin Dold zu sehen. Er war ab dem Spätherbst 1944 Lagerleiter in Dautmergen. Als Feldwebel der Wehrmacht, ohne Parteibuch und SS-Mitgliedschaft, wurde er nach einer Verwundung an der Front an diese Stelle zwangsversetzt. In einer Reihe gewagter Unternehmungen konnte er die Not der Lagerinsassen wenigstens vereinzelt lindern. Mit viel Zivilcourage sorgte er heimlich für Nahrung, Medikamente und Kleidung. Als die SS-Angehörigen im Rastatter Kriegsverbrecherprozess 1946 verurteilt wurden, war der Lagerführer von Dautmergen der einzige, der freigesprochen wurde. Auch Teile der Bevölkerung der umliegenden Gemeinden versuchten die Not der Gefangenen etwas zu lindern. Ständig in der Gefahr, von Denunzianten verraten und selbst in eines der Lager gesteckt zu werden, halfen Bürger, indem sie z.B. flüchtende Häftlinge versteckten oder auf den Feldern, die zu Tagebaustätten wurden, Äpfel und Kartoffeln zurückließen. Die genaue Zahl der KZ-Häftlinge, die in den Lagern der „Wüsten“ umkamen, ist unbekannt. Sie dürfte aber bei über 3500 liegen.

Mehrere Gedenkstätten erinnern an diese sinnlosen Opfer des „totalen Krieges“. Weitere Überbleibsel der damaligen Schieferölgewinnung sind: eine ganze Anzahl von KZ-Gebäuden (Schömberg beim Bahnhof), Mauerreste von Betriebsanlagen (Wüste 10 - Zepfenhan, Gedenkstätte Eckerwald), Meiler bzw. in Meilern entstandene Schlacken (Wüste 4 - Erzingen, südlich der Domäne Bronhaupten) und junge Aufforstungen, die im Zuge der Rekultivierung der wüst gefallenen Flächen entstanden. Beim Vergleich alter und neuer topographischer Karten werden darüber hinaus morphologische Veränderungen sichtbar: z.B. Begradigung eines Flusslaufs (Schlichem), Verlagerung von Geländestufen (Bisingen), etc.

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Vater, Mutter, Hitler · Begeisterung und Zweifel

Anfang der 1930er Jahre geht es Deutschland schlecht, die politische Lage ist instabil. Als Adolf Hitler 1933 die Macht ergreift, setzen viele Menschen große Hoffnung in ihn.

Vater, Mutter, Hitler - Vier Tagebücher und eine Spurensuche SWR Fernsehen

Vater, Mutter, Hitler · Krieg und Verderben

Seit 1933 regieren in Deutschland die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler. Das NS-Regime betreibt die systematische Vernichtung der europäischen Juden und will das Deutsche Reich ausdehnen. Nach dem Sieg über Polen 1939 überfällt die deutsche Wehrmacht 1940 weitere Staaten. Viele Deutsche sind überzeugte Anhänger Hitlers, aber auch Angst macht sich breit.
Die Solinger Arbeiterin Ida Timmer träumt von einer glücklichen Familie mit ihrem Verlobten Franz. Doch Franz zieht für Hitler in den Krieg und überlebt den Russlandfeldzug nicht. Ida Timmers Traum platzt. Als sie 1944 Otto Eichhorn kennenlernt, einen Führer der Hitler-Jugend, will sie ihr Leben endlich genießen.
Der Wiener SS-Mann Felix Landau verübt als Besatzer in der Ukraine gewissenlos Gräueltaten an der Bevölkerung. Gleichzeitig verfasst er Liebesbriefe an seine Verlobte, die Gestapo-Sekretärin Gertrude.
Die Hamburgerin Luise Solmitz, deren Mann Jude ist, fürchtet um die Sicherheit ihrer Familie: Zahlreiche ihrer jüdischen Nachbarn werden deportiert. Sie hat Angst, die Gestapo könne auch ihren Mann und ihre Tochter abholen. Bei Bombenangriffen auf Hamburg im Juli 1943 werden die drei im Keller ihres Hauses verschüttet.
Auch der Lehrer Wilm Hosenfeld aus Hessen hat den Glauben an Hitler verloren. Die Zustände im sogenannten Warschauer Ghetto haben ihm die Augen geöffnet. Er will nicht länger tatenlos zusehen, wie die Nazis hunderttausende Menschen in Vernichtungslagern ermorden lassen und beginnt einen heimlichen Kampf um jedes Menschenleben.

Vater, Mutter, Hitler - Vier Tagebücher und eine Spurensuche SWR Fernsehen

Zwangsarbeit in den Steinbrüchen der Schwäbischen Alb

SWR-Autor Valentin Thurn befragte Augenzeugen: Ehemalige KZ-Häftlinge, Bewohner der umliegenden Dörfer - aber auch einen SS-Wachmann, der 54 Jahre nach dem Krieg zum ersten Mal an den Ort zurückkehrte, an dem er einen flüchtenden Häftling erschoss. Der Film erzählt von dieser traurigen Episode regionaler Geschichte - aber auch von der Geschichte des Erinnerns. Ein Erinnern, das erst seit wenigen Jahren möglich ist - in wiederkehrenden Begegnungen von Dorfbewohnern mit ehemaligen KZ-Opfern.

Die Idee zu diesem Film entstand im Zusammenhang mit einer Produktion des Schulfernsehens: "Jurassic Alb – Der schwäbische Ölschiefer" in der Reihe Geomorphologie. Dort war in einem kurzen historischen Rückblick bereits auf die „NS-Vergangenheit“ des Ölschieferabbaus eingegangen worden, die ganze geschichtliche und politische Tragweite konnte dort verständlicherweise nicht beleuchtet werden. Darum hat sich die Redaktion entschlossen, aus diesem „Kapitel“ einen eigenen Film zu produzieren und ist auf die Suche nach weiteren Zeitzeugen und historischem Material gegangen.

Mit beiden Filmen "Das Unternehmen Wüste“ und "Jurassic Alb“ liegen nun zwei aufeinander bezogene Medien vor, die sich hervorragend für einen fächerverbindenden Unterricht in Geschichte/Gemeinschaftskunde - Geographie - Religion/Ethik eignen.

Die jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann

Gretel Bergmann, geboren und aufgewachsen in Laupheim, hieß später Margret Bergmann-Lambert und lebte in New York. Ihre Karriere als Hochspringerin unterschied sich von der anderer deutscher Sportlerinnen – denn Gretel Bergmann war Jüdin. Wie sie als einzige Jüdin in die Olympiamannschaft des Deutschen Reiches gelangte und wie sie mit einem Trick eine Woche vor Beginn der Spiele in Berlin wieder ausgeschlossen wurde, schildert Margret Lambert sehr eindringlich. Ihr Schicksal beleuchtet ein dunkles Kapitel deutscher Sportgeschichte. Noch 1936 emigrierte Gretel Bergmann in die USA, wo sie sich ein neues Leben aufbaute. Deutschland hat sie niemals wieder betreten. Im Juli 2017 starb Gretel Bergmann im Alter von 103 Jahren.

Stauffenberg

Jedes Jahr gedenkt die deutsche Öffentlichkeit des dramatischen Geschehens am 20. Juli 1944, dem gescheiterten Attentat auf Hitler. Und den Männern, die diese Tat planten und dafür bereit waren, ihr Leben zu opfern. Im Zentrum dieses Gedenkens steht heute ein Mann, der gleichsam zur Symbolfigur des deutschen Widerstands gegen Hitler geworden ist: Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Die Dokumentation „Stauffenberg“ begibt sich auf Spurensuche. Sie fragt: Wer war dieser Mann? Was wissen wir über ihn? Wie konnte er vom „Verräter“ zur Identifikationsfigur eines „besseren Deutschland“ werden? Der Film zeichnet Kindheit, Jugend und Erziehung Stauffenbergs nach, die geprägt war von einer schwäbisch-adeligen Familientradition und der musisch-literarischen Begeisterung des jungen Grafen. Er erzählt von der militärischen Karriere, die 1926 ihren Anfang nahm und von Stauffenbergs Ehe mit Nina von Lerchenfeld, aus der fünf Kinder hervorgehen sollten. Er sucht nach Gründen für Stauffenbergs Abkehr von Hitler und nach den Motiven für das Attentat. Und er setzt sich kritisch mit den vielfachen Vereinnahmungen und Stilisierungen auseinander, denen sich die Geschichte Stauffenbergs bis heute ausgesetzt sieht.

Die Mordfabrik Grafeneck auf der Schwäbischen Alb

Schloss Grafeneck auf der Schwäbischen Alb. Hier starben zwischen Januar und Dezember 1940 etwa 11 000 Menschen durch Kohlenmonoxidgas. Grafeneck war damit der erste Ort im nationalsozialistischen Deutschland, an dem Menschen systematisch und „industriell" ermordet wurden.
Die Morde von Grafeneck gehören zu den schrecklichsten Verbrechen der Nationalsozialisten. Die Opfer, meist körperlich oder psychisch beeinträchtigt, stammten aus Krankenanstalten und Heimen im heutigen Baden-Württemberg, in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Die Morde waren Teil der von den Nationalsozialisten sogenannten „Aktion T4" oder „Euthanasie-Aktion". Sie verdeutlichen die menschenverachtende Politik und Ideologie des NS-Regimes und seiner Verantwortlichen. Diese mordeten, weil sie Nahrungsmittel sparen wollten, Platz für Militärlazarette benötigten und weil sie sich von der Ermordung der Schwachen und Kranken eine Gesundung des „Volkskörpers" versprachen. Die Opfer bezeichneten sie als „lebensunwerte Ballastexistenzen" und „seelenlose Menschenhülsen".
Im Zentrum dieser Dokumentation stehen drei Opfer und deren Hinterbliebene: Emma Dapp, deren Enkel Hans-Ulrich eine Biografie seiner Großmutter geschrieben hat; Martin Bader, dessen Sohn Helmut das Leben des Vaters recherchiert hat; und Dieter Neumaier, der als Kind ermordet wurde und dessen älterer Bruder ihn nie vergessen hat.

Spuren der NS-Zeit: Grafeneck 1940 SWR Fernsehen

Auf Wiedersehen im Himmel · Die Sinti-Kinder von der St. Josefspflege

Am 9. Mai 1944 werden 35 Waisenkinder, Sinti und Roma, aus dem Kinderheim der St. Josefspflege in Mulfingen bei Schwäbisch Hall nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Die Leitung des kirchlich geführten Kinderheims leistet bei der Deportation keinen Widerstand. Stattdessen fordert sie wegen der entstehenden Unterbelegung neue Kinder beim bischöflichen Ordinariat in Rottenburg an.

Der Völkermord an den Sinti und Roma

Jedes Jahr, am 2. August gedenken Sinti und Roma in Auschwitz ihrer ermordeten Angehörigen. Der Film zeichnet die wichtigsten Stationen einiger Leidenswege nach, fünf Überlebende berichten über ihr Schicksal: Hildegard Franz, deren Mann und drei Kinder in Auschwitz ermordet wurden; Mano und Hugo Höllenreiner, die gerade mal zehn Jahre alt waren, als sie deportiert wurden und die in Auschwitz erfahren mussten, welche Folgen die Experimente des Lagerarztes Josef Mengele hatten; Lily van Angeren, die als Lagerschreiberin die Namen aller Toten registrieren musste. Und Josef „Muscha“ Müller, der in einer Pflegefamilie aufwuchs und nicht ahnte, dass seine leiblichen Eltern Sinti waren. Er hat überlebt, weil seine Pflegeeltern ihn monatelang in einer Gartenlaube versteckt hielten und so dem Zugriff der Behörden entzogen.
Heute gedenken Sinti und Roma aus ganz Europa am 2. August aller ihrer ermordeten Angehörigen. Jedes Jahr kommen sie nach Auschwitz-Birkenau zu einer Totenfeier, und für viele der Überlebenden ist es bis heute schwer, an den Ort ihres Leidens zurückzukehren. Im Sommer 1944 wurde das „Zigeunerlager“ aufgelöst, die noch arbeitsfähigen Sinti und Roma in andere Lager weiterverschleppt. Alle verbliebenen Sinti und Roma wurden danach, in der Nacht vom 2. auf den 3. August 1944, ermordet. Es waren 2897 Männer, Frauen und Kinder.

Spuren der NS-Zeit: "Wir haben doch nichts getan" SWR Fernsehen

Die Befreiung der Todeslager durch die Alliierten

Als die Soldaten der Alliierten 1945 in Deutschland einmarschierten, waren sie bereits kampferprobt, sie hatten Freunde sterben sehen, unzählige Gegner selbst getötet. Doch was sie dann zu sehen bekamen, überstieg alles Fassbare. Niemand hatte sie auf die Bilder vorbereitet, die sie erwarteten, als sie die Todeslager betraten, Auschwitz, Bergen-Belsen, Buchenwald, Belzec, Treblinka, Dachau... Noch heute ruft die Erinnerung daran bei vielen der alliierten Soldaten Trauer und Bestürzung hervor. Manche befinden sich noch immer in Therapie, weil sie die Bilder und die Erlebnisse nie richtig verarbeiten konnten. Die Sendung beschreibt die Befreiung mehrerer Konzentrationslager aus der Sicht ehemaliger amerikanischer, britischer und sowjetischer Soldaten – das Grauen, die Wut, die ersten Reaktionen, aber auch den Versuch, zu helfen und die Täter zu bestrafen. Gezeigt wird auch, wie schwer für viele dieser Soldaten das Leben nach der Befreiung war, weil sie nie vergessen konnten, was sie damals gesehen hatten.

Die Erinnerung bleibt · Kinder im Zweiten Weltkrieg

Kriegskinder des Zweiten Weltkriegs – auch nach 70 Jahren prägen die Erinnerungen an die Erlebnisse von damals ihr Leben und ihre Gefühle. Manches lässt sie nicht los, hat sich förmlich in ihre Seelen eingebrannt.

Rommel

Erwin Rommel ist der wohl bekannteste deutsche Weltkriegsgeneral, und er ist bis heute einer der umstrittensten. Bekannt gemacht haben ihn vor allem seine Leistungen als Führer des Afrika-Korps in den Jahren 1941/42. Durch die Erstürmung der britischen Festung Tobruk wurde der „Wüstenfuchs“ zum Volkshelden. Die Propaganda stilisierte ihn zum Idealtypus des modernen nationalsozialistischen Offiziers. Seine Niederlage in der Schlacht von El Alamein und der von Hitler erzwungene Selbstmord ließen ihn in der Nachkriegszeit zum tragischen Helden werden. Umstritten ist, wie Rommel, der lange zu Hitlers Eliten gehörte, sich 1944 zum militärischen Widerstand stellte. War er bereit, sich einer neuen Regierung zur Verfügung zu stellen oder blieb er Hitler treu? Unklar ist auch, wie weit der Feldmarschall, der selbst Wert darauf legte, den Kampf „sauber“ zu führen, bis zum Ende blind blieb für Hitlers verbrecherischen Krieg. Die Dokumentation geht diesen Fragen nach und kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Feldmarschall zwar mutig für ein Kriegsende im Westen einsetzte, dass es ihm aber wohl bis zum Schluss nicht gelang, sich von Hitler zu lösen.

Spuren der NS-Zeit: Rommel - Die Dokumentation SWR Fernsehen

Die Propaganda-Maschine · Über die Mobilmachung von Gefühl und Verstand

Der Film stellt die Mittel, Techniken und Geschichte der Propaganda vor. Umfangreiches Archivmaterial zeigt, wie sehr sich über nationale, zeitliche oder auch politische Grenzen hinweg Propagandaziele und -techniken ähneln.

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Peter Maisenbacher
Hermann Vielsäcker
Harald Bender