

Errichtung der Konzentrationslager
Die Nationalsozialisten errichteten die ersten 80 Konzentrationslager bereits 1933, direkt nach der Machtübernahme. In ihnen wurden die Häftlinge der ersten Massenverhaftungen untergebracht. Bis auf Dachau wurden alle diese so genannten „wilden“ Konzentrationslager im folgenden Jahr wieder aufgelöst. Nach dem Muster von Dachau begann 1934 der Bau neuer Konzentrationslager: Sachsenhausen (nahe Berlin), Buchenwald (bei Weimar), Flossenbürg (Bayern/Oberpfalz), Mauthausen (Österreich, bei Linz), Neuengamme (bei Hamburg), Ravensbrück (Brandenburg). Nach Kriegsbeginn 1939 wurde der Bau weiterer Konzentrationslager vorangetrieben. Zuletzt gab es 25 Hauptlager mit 1200 Neben- und Außenlagern.
1940 begann der Bau des Lagers Auschwitz. Es entstand in der Nähe der polnischen Stadt Oświęcim (Auschwitz) und war ursprünglich für etwa 10.000 Häftlinge gedacht. In den ersten beiden Jahren wurden in Auschwitz vor allem Polen inhaftiert: Angehörige von Widerstandsgruppen, politische Gefangene und andere.
1941 errichtete der Konzern IG Farben (Zusammenschluss führender deutscher Chemie-Firmen) in der Nähe von Auschwitz ein neues Werk. Bereits beim Aufbau und später bei der Produktion wurden Zwangsarbeiter eingesetzt. Produziert wurden vor allem synthetischer Kautschuk und Buna (aus Kohle gewonnenes Gummi). Die IG Farben war über das Tochterunternehmen DEGESCH auch an der Produktion von Zyklon B beteiligt.
Im September 1941 begann der Bau des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, ausgelegt für 50.000 Menschen. Zeitweise war es mit 100.000 Häftlingen belegt. Zeitgleich mit dem Bau von Birkenau begannen im Stammlager Auschwitz die ersten Versuche, Häftlinge mit Zyklon B zu ermorden. Zwei ehemalige Bauernhäuser wurden zu Gaskammern umgebaut.
1942 entstand mit Auschwitz-Monowitz das erste Konzentrationslager, das von einem privaten Unternehmen, der IG Farben, initiiert und finanziert wurde. Die Zwangsarbeiter in Monowitz überlebten durchschnittlich nur drei Monate. Rund 25.000 von insgesamt 35.000 starben. Nach der IG Farben siedelten sich weitere Betriebe in Auschwitz an. Zu den größten gehörten die Reichswerke Hermann Göring, die Berg- und Hüttengesellschaft Teschen, die Friedrich Krupp AG, die Siemens-Schuckert-Werke und andere. Sie alle beschäftigten Zwangsarbeiter, für die insgesamt 30 Außenlager entstanden.
Mitte 1942 wurden dann Juden aus dem gesamten Deutschen Reich und den besetzten Ländern nach Auschwitz gebracht mit dem Ziel sie im Rahmen der „Endlösung“ zu ermorden. Ab diesem Zeitpunkt wurden alle, die in Auschwitz ankamen, von SS-Ärzten selektiert. Wer arbeitsfähig war, wurde zur Zwangsarbeit eingesetzt. Viele Häftlinge, vor allem Sinti und Roma, wurden zu medizinischen Versuchen missbraucht. Der größte Teil der Menschen, die nach Auschwitz deportiert wurden, wurde in den Gaskammern ermordet. Bis Januar 1945 waren 405.000 Häftlingsnummern vergeben worden. Diejenigen, die sofort in die Gaskammer kamen, wurden nicht registriert.
Im Juli 1944, als die sowjetische Armee näher rückte, begann die erste Räumungsphase von Auschwitz. Von rund 155.000 Häftlingen wurde etwa die Hälfte in Lager gebracht, die weiter westwärts lagen. Viele der Häftlinge starben bereits während des Transports oder nach der Ankunft in den überfüllten Lagern.
Im Oktober 1944 gelang Häftlingen eines „Sonderkommandos“ in Auschwitz ein Aufstand. Sie sprengten eines der vier Krematorien in die Luft. Kurze Zeit später wurden die Massentötungen eingestellt und die Vernichtungsanlagen abgebaut.
Am 17. Januar 1945 räumte die SS das gesamte Lager Auschwitz. Rund 58.000 Häftlinge wurden zu so genannten „Todesmärschen“ in andere Lager gezwungen, da die Rote Armee näher rückte. 15.000 überlebten die Evakuierung nicht. Wer zu schwach war um weiterzugehen, wurde unterwegs erschossen. Bis zur Befreiung des Lagers wurden noch Hunderte Häftlinge ermordet.
Am 27. Januar 1945 kamen die ersten sowjetischen Soldaten nach Auschwitz. Viele der Lagerinsassen waren so krank und schwach, dass sie wenig später starben.
Mindestens 1,1 Millionen Menschen wurden in Auschwitz ermordet, die meisten von ihnen Juden. Auschwitz wurde zum Synonym für den nationalsozialistischen Völkermord.
Seit 1996 ist der Tag der Befreiung des Lagers Auschwitz in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

Auschwitz - Ein Überlebender berichtet über die letzten Tage im Lager
„24. Januar: Freiheit. Die Bresche im Stacheldraht gab uns einen konkreten Begriff davon. Wenn man es sich richtig überlegte, so bedeutete das: keine Deutschen mehr, keine Selektionen, keine Zwangsarbeit, keine Schläge, keine Appelle und später vielleicht die Heimkehr.
Aber es kostete Anstrengung, sich davon zu überzeugen, und keiner hatte Zeit es zu genießen. Alles ringsum war Zerstörung und Tod.
Der Leichenhaufen vor unserem Fenster brach nun über dem Graben zusammen. Trotz der Kartoffeln waren alle äußerst schwach: Kein Kranker wurde im Lager gesund, statt dessen bekam viele noch Lungenentzündung und Ruhr; wer nicht imstande gewesen war, sich zu regen, oder die Energie dazu nicht aufgebracht hatte, lag stumpf auf seinem Bett, starr vor Kälte, und niemand bemerkte es, wenn er starb.“
(Primo Levi, Geschichte von zehn Tagen (in: Adler u.a.: Auschwitz))
Primo Levi
Der italienische Autor und Chemiker gehörte während des Zweiten Weltkriegs der Resistenza, dem Widerstand in Italien, an. Anfang 1944 wurde er verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Dort musste er als Chemiker in den Buna-Werken der IG Farben arbeiten. Im Januar 1945 erkrankte er an Scharlach und kam in die Krankenbaracke im Arbeitslager Auschwitz Monowitz. Als die SS am 18. Januar 1945 Auschwitz verließ, wurde Levi wie Tausende weiterer kranker oder sterbender KZ-Häftlinge zurückgelassen. Alle anderen wurden zum so genannten „Todesmarsch“ Richtung Westen gezwungen. Primo Levi kehrte nach Italien zurück, arbeitete als Autor und Chemiker. Seine Erfahrungen in Auschwitz veröffentlichte er 1947 in dem Buch „Ist das ein Mensch?“. 1987 nahm er sich das Leben.


Lager Auschwitz
Das Konzentrations- und Vernichtungslager bestand aus drei Hauptlagern sowie 39 Neben- und Außenlagern.
Auschwitz I - das ursprüngliche Konzentrationslager mit der Verwaltung. Hier waren bis zu 20 000 Menschen inhaftiert, rund 70.000 wurden bis Kriegsende umgebracht.
Auschwitz II - Birkenau. In diesem Vernichtungslager ermordeten die Nazis etwa eine Million Menschen.
Auschwitz III - Monowitz, das Arbeitslager der angesiedelten deutschen Industriebetriebe.