Keine andere deutsche Stadt bleibt bis heute so stark mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit konfrontiert wie Nürnberg. Hier ließ Hitler ab 1933 bis zum Krieg regelmäßig die Parteitage der NSDAP inszenieren. Appelle, Aufmärsche und Paraden aller bedeutenden NS-Organisationen fanden auf dem Reichsparteitagsgelände statt.
Der überdimensionale Versammlungsort geht in seiner Gesamtplanung auf den Architekten Albert Speer zurück. Der hatte den Auftrag, das Gelände im Südosten Nürnbergs in eine gewaltige Kultstätte zu verwandeln. Monumentale Bauten sollten die Macht des NS-Staates demonstrieren. Mit ihren Filmen über die dort veranstalteten Reichsparteitage trug Leni Riefenstahl wesentlich zum Führermythos bei.
Nach dem Krieg kennzeichnete Ratlosigkeit, aber auch Unbekümmertheit den Umgang mit dem Gelände. 1949 fand hier die Deutsche Bauausstellung statt, ebenso Autorennen und Fußballspiele. Große Teile des Geländes wurden abgerissen, bis 1973 die Überreste der Anlage unter Denkmalschutz gestellt wurden.
Mitte der 90er Jahre reifte der Entschluss, ein Dokumentationszentrum über die NS-Parteitage zu schaffen. Im November 2001 wurde die Ausstellung feierlich eröffnet. Dies war auch für Arno Hamburger ein großer Tag. Für den gebürtigen Nürnberger war der Machtantritt der Nazis eine Katastrophe: Als Jude war er zunehmenden Repressionen ausgesetzt, bis er nach Palästina emigrieren konnte. Als englischer Soldat kehrte er 1945 in seine Heimatstadt zurück und erlebte, wie sich seit den 70er Jahren eine junge Generation für die Aufarbeitung der NS-Geschichte Nürnbergs einsetzte.
