Die Anfänge der Luftschifffahrt
Der Luftfahrtpionier
Als Vater der Luftschifffahrt und Erfinder der „silbernen Zigarre“ gilt Ferdinand Graf von Zeppelin (1838-1917). Zu Ruhm kam der gebürtige Konstanzer erst spät in seinem Leben: Sein Erfolg begann, nachdem er sich intensiv mit den Problemen der Luftschifffahrt auseinander gesetzt hatte. 1898 erhielt er nach intensiver Forschung das Patent für seinen „lenkbaren Luftfahrzug“ und gründete die „Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt“.

Der erste Flug
Die Montage des ersten Zeppelin, an dessen Entwicklung maßgeblich der Ingenieur Theodor Kober beteiligt war, begann 1899. Gebaut wurde er in einer schwimmenden Halle in der Bucht von Manzell, einem Stadtteil von Friedrichshafen. Schon ein Jahr später erhob sich dieser erste Zeppelin vor Tausenden von Zuschauern über den Bodensee. Nach 18 Minuten musste der Zeppelin jedoch wegen eines technischen Defekts notwassern.
Absturz und Auftrieb
Die ersten Luftschiffe des Grafen vollzogen noch die eine oder andere Bruchlandung – der Flug war ein waghalsiges Unterfangen. 1908 wurde in Echterdingen bei Stuttgart ein Zeppelin von einer Sturmbö erfasst. Er ging in Flammen auf und nach kurzer Zeit blieb von dem stolzen Luftschiff nur noch ein verkohltes Wrack übrig. Glücklicherweise wurde bei dem Unglück niemand ernsthaft verletzt. Doch mit zunehmendem technischem Erfolg erwachte auch das Interesse an der Erfindung, vor allem durch die Militärs. Diese unterstützten die Unternehmungen auch finanziell.

Kriegszeiten

Rüstungsstandort Friedrichshafen
Während des ersten Weltkriegs erlebte Friedrichshafen einen rasanten Aufstieg als Rüstungsstadt, der mit einem ebenso raschen Anstieg der Arbeitsplätze und Einwohner einherging. Aus dem Zeppelin-Konzern gingen nach dem Krieg vier bedeutende Firmen hervor: Luftschiffbau Zeppelin GmbH, Maybach-Motorenbau, Zahnradfabrik Friedrichshafen und die Dornier-Metallbauten GmbH. Durch die Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrags kamen zunächst schwierige Zeiten: Die Arbeiterzahl verringerte sich drastisch, jedoch am "Industriestandort" Friedrichshafen war nun nicht mehr zu rütteln.
Waffenschmiede im Dritten Reich
Die vier Friedrichshafener Firmen waren die Grundlage für den nächsten großen "Entwicklungsschub": Schon zu Beginn der NS-Herrschaft wurde die Bedeutung des Standorts für die Rüstungsindustrie erkannt und die eingehenden Staatsaufträge zur Kriegsvorbereitung führten zu einem zweiten, noch gewaltigeren Boom für Industrie und Stadt. Große Arbeiter-Siedlungen, aber auch neue Villenviertel entstanden.
Zwangsarbeit
Bald wurde klar, dass eine weitere Produktivitätssteigerung nur durch Zuzug von noch mehr Arbeitskräften gewährleistet werden konnte. Zunächst geschah dies durch die Anwerbung freiwilliger ausländischer Fremdarbeiter, ab 1941 dann durch Zwangsarbeiter. Riesige Zwangsarbeiterlager entstanden. 1942 waren über die Hälfte der 26.650 Einwohner Zwangsarbeiter, untergebracht in Lagern innerhalb und außerhalb der Stadt.
Der Niedergang
Auf Churchills Liste der 50 wichtigsten Angriffsziele der Royal Airforce rangierte Friedrichshafen als Rüstungsstandort bereits auf Platz 10. Im April und Juli des Jahres 1944 zerstörten Bombenangriffe die Stadt großflächig. Im September 1945 lebten nur noch 3105 Einwohner in der völlig zerstörten Stadt.

Neubeginn und Rückbesinnung

Startkapital
Obwohl Friedrichshafen nach dem Krieg völlig zerstört war, stand die Stadt finanziell keineswegs ruiniert da: Die durch Kriegswirtschaft und Ausbeutung der Zwangsarbeit erwirtschafteten Rücklagen betrugen insgesamt 11 Mio. Reichsmark. Dieses Geld und die Liegenschaften der Werke der "Zeppelinstiftung" gingen in den Besitz der Stadt über. Damit hatte Friedrichshafen im Vergleich mit anderen Städten Deutschlands die besten Startchancen für einen Neubeginn.
Wiederaufbau
Wirtschaftswunder und Kalter Krieg trugen dazu bei, dass die Friedrichshafener Firmen bald wieder ganz vorne mitmischten. Heute arbeiten weltweit rund 44.000 Beschäftige in den Nachfolgefirmen der um den Zeppelin entstandenen Werke, sei es in der Automobil-Branche, im Landmaschinenbau, in der Raumfahrttechnik oder aber - noch heute - in der Rüstungsindustrie.
Die Schatten der Vergangenheit
Erst in jüngster Zeit erinnert sich die Stadt Friedrichshafen auch an die Schattenseiten ihrer Vergangenheit. Sehr spät stellt sie sich der Verantwortung gegenüber den Zwangsarbeitern, von deren Arbeit die Werke und die Stadt profitierten. Die strahlende Industrie- und Technikgeschichte Friedrichshafens hat dunkle Flecken. Darüber kann auch nicht hinwegtäuschen, dass er wieder fliegt: der Zeppelin.
