Orte des Erinnerns: „Die deutsche Autobahn“ – dieser Titel ruft gewisse Assoziationen hervor und sorgt zugleich für Widerspruch. Zeitzeugen lassen uns in dieser Sendung an ihren Erinnerungen teilhaben und führen uns zurück in die Zeit des Reichsautobahnbaus der Nachkriegszeit, der Zeit des Wirtschaftswunders und der Zeit des geteilten Deutschlands. Zudem wird der Bogen bis heute gespannt, wobei die Einführung der LKW-Maut in dieser Sendung fehlt. Diese Fülle an Informationen legt nahe, die Sendung in Sequenzen im Unterricht zu zeigen.
Der Einsatz dieser Sendung kann im Unterricht unter zwei grundsätzlichen Gesichtspunkten erfolgen:
1. Zunächst einmal klassisch, das heißt, zum Beispiel im Geschichtsunterricht an ein konkretes Thema gebunden.
2. Andererseits kann man sich im Sinne der Bildungsstandards an einem Kompetenzbereich im Fach Deutsch orientieren. Schulen in Rheinland-Pfalz, die am Projekt Erweiterte Selbstständigkeit (PES) teilnehmen, können zusätzlich eine Unterrichtseinheit zur deutschen Autobahn in ihre Vertretungsstunden-Sammlung einbauen.
Geschichte
Unter dem Aspekt „Machtstabilisierung durch Arbeitsbeschaffung“ findet sich im Lehrplan Geschichte ein Verweis auf den Autobahnbau des nationalsozialistischen Regimes. Im Unterricht der 9./10. Klasse kann mit Hilfe der Sendung den Schülern dieser Inhalt näher gebracht werden. Die Sequenz „Reichsautobahnbau“ nennt nicht nur Ziele der Nationalsozialisten, sondern beschreibt auch deren Vorgehensweise beim Autobahnbau und stellt klar, dass die Autobahn keine Erfindung der Nationalsozialisten war. Weiterhin wird gezeigt, dass der Autobahnbau nie Millionen Menschen in Arbeit brachte, sondern dieser Eindruck bewusst von der Propaganda vermittelt wurde.
Arbeitsblatt 1 sollte mit einem Partner bearbeitet werden. Es hilft den Schülern, die vielen Informationen geordnet zu sammeln, die Auswertung und Interpretation erfolgt beispielsweise im Unterrichtsgespräch. Wer möchte, kann die Internetsuche auch zu einem anderen Zeitpunkt einplanen. Ebenfalls im Geschichtsunterricht kann die Sequenz „Transit“ zusammen mit dem Material „Die Berliner Luftbrücke“ auf der CD-ROM „Warum? Ereignisse, die Schlagzeilen machten“ (SWR) eingesetzt werden, um den Schülern das Leben im geteilten Deutschland zu veranschaulichen.
Deutsch
Die Bildungsstandards Deutsch für den Mittleren Schulabschluss sehen im Kompetenzbereich „Lesen – mit Texten und Medien umgehen“ unter dem Punkt „Medien verstehen und nutzen“ den aktiven Umgang der Schüler mit unterschiedlichsten Medien zur Informationsbeschaffung vor. Die vorliegende Sendung ist hierzu gut geeignet und lässt sich beispielsweise im Vorfeld (Stichwort „Stoffsammlung“) mit einer Erörterung zum Thema „Tempolimit auf deutschen Straßen“ in den Deutschunterricht der neunten oder zehnten Klasse einplanen. Der Umfang dieser Unterrichtseinheit richtet sich nach der Zeit, die man darauf verwenden möchte, und kann problemlos erweitert werden. Ein Vorschlag für ein fächerübergreifendes Vorgehen wird weiter unten skizziert.
Arbeitsblatt 2 bezieht sich auf die gesamte Sendung, was nicht bedeutet, dass vorgesehen ist, die Sendung in einem Stück vorzuführen. Viel mehr ist daran gedacht, die betreffenden Sequenzen jeweils zweimal zu zeigen. Vorhandene Lücken werden von den Schülern im Gespräch miteinander geschlossen. Ein besonderer Augenmerk sollte der Sprachbetrachtung bei den Originaltexten im Unterricht zukommen. Die zweite Aufgabe spannt den Bogen über die gesamte Sendung. Der leitende Aspekt der Unterrichtseinheit beachtet den „Mythos“ Autobahn, der am Ende der Sendung in der Feststellung gipfelt: „Und so geht die individuelle Bewegungsfreiheit in massenhafte Bewegungsunfähigkeit über ... – Stillstand“. Ein Tempolimit erscheint so in einem anderen Licht und kann zum Schreiben einer Satire oder Parodie Anlass sein („Verkehrsfunk einmal anders“). Die Aufgaben 3, 4 und 5 sind zur ausführlicheren Auseinandersetzung gedacht, können aber auch gestrichen oder durch andere Aufträge ersetzt werden. Den Einstieg in die Unterrichtseinheit kann ein Denkwort leisten, da es an den Erfahrungsbereich der Schüler anknüpft. (Denkwort: Der Schüler schreibt in ungefüllten Großbuchstaben das Wort „AUTOBAHN“ in die Mitte einer Heftseite, eines Plakates, … und schreibt zu jedem Buchstaben einen passenden Begriff. Zu „A“ Automobil, zu „U“ Umgehungsstraße usw. Ob Kurzsätze oder Namen erlaubt sind, wird vereinbart.) Am Ende der Unterrichtseinheit wird das gleiche Denkwort erneut eingesetzt. Allerdings müssen jetzt andere Begriffe den Buchstaben zugeordnet werden und zeigen so den Lernzuwachs der Schüler. Im Vertretungsunterricht in einer 10. Klasse tauchten nun Begriffe wie Avus, Transit, Nationalsozialistische Propaganda, … auf.
Arbeitsblatt 3 widmet sich dem aktuellen Stand auf deutschen Autobahnen und regt an, sich mit der (auto)mobilen Zukunft zu beschäftigen. Die CD-ROM „Experiment Zukunft“ (SWR) ergänzt die Sendung sinnvoll. Die Einbeziehung der naturwissenschaftlichen Fächer und der Fremdsprachen (Vergleich mit der Situation in Frankreich) bietet sich ebenso an, wie eine Zusammenarbeit mit den Fächern Erdkunde, Bildende Kunst, Musik und anderen, wobei die Unterrichtseinheit nun dem Charakter nach projektorientiert ist.