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Orte des Erinnerns

Die deutsche Autobahn | Hintergrund

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Autor/in
Claudia Heidenfelder

Vom Schotterweg zur Rennpiste

Der Wunsch nach schnellen Straßen

Deutschlands Straßen waren bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts für Pferdefuhrwerke und Karren konzipiert, das Automobil noch wenig verbreitet. Dennoch erwachte schon damals der Wunsch nach schnellen und staubfreien Straßen. Kaiser Wilhelm II. soll es gewesen sein, der die Anregung zum Bau einer Automobilstrecke gab: Während eines Autorennens in Hamburg behinderte der aufgewirbelte Staub die Sicht und so kam ihm der Gedanke, zementierte Straßen anlegen zu lassen.

Fahrende Autos auf der Autobahn (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Damals Wunschtraum, heute Realität: viel Verkehr auf der deutschen Autobahn SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
Autorennen auf der AVUS in den 1920er Jahren SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Die AVUS – Vorreiter der Autobahn

Eine berühmte Renn- und Teststrecke in Berlin wurde zum Vorreiter für Deutschlands Autobahnen: Die „Automobil-Verkehrs- und Uebungs-Straße“, kurz AVUS, verband die 9,8 Kilometer lange Strecke zwischen Charlottenburg und Wannsee. Begonnen hatten die Bauarbeiten für die AVUS schon 1913, doch nach Kriegsausbruch mussten sie vorerst eingestellt werden. Erst im Frühjahr 1921 wurden die Arbeiten an dieser neuartigen Straße wieder aufgenommen, die nur für Autos und für hohe Geschwindigkeit angelegt war: Es existierten keinerlei Kreuzungen, dafür ein breiter Mittelstreifen, der die beiden Fahrbahnen räumlich voneinander trennte. Am 24. September 1921 wurde die AVUS mit einem Eröffnungsrennen eingeweiht.

Deutschland nimmt Fahrt auf

Werbeplakat der HAFRABA (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Die HAFRABA soll Nord- und Süddeutschland miteinander verbinden. SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
1932: OB Konrad Adenauer weiht die Strecke Köln-Bonn ein. SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Hamburg-Frankfurt-Basel

Der Bedarf an Autostraßen stieg in den 1920er Jahren gehörig an. Grund dafür waren steigende Verkehrszahlen und zahlreiche Unfälle, an denen oft noch Pferdefuhrwerke beteiligt waren. Schon bald entstanden in Deutschland Pläne für ein zusammenhängendes Netz von autobahnähnlichen Fernstraßen. „Nur-Autostraßen“ nannte man sie damals. Als eines der wichtigsten Projekte wurde 1926 die HAFRABA gegründet, eine „Vereinigung zur Vorbereitung der Autostraße Hamburg-Frankfurt-Basel“. Diese private Gesellschaft lieferte nicht nur eine detaillierte Planung für die 880 km lange Nord-Süd-Verbindung, sondern legte auch technische Richtlinien fest, die für alle späteren Autobahnen Pflicht wurden. Die Verwirklichung der HAFRABA scheiterte jedoch zunächst an finanziellen Hürden und an der Ablehnung durch NSDAP und KPD im Reichstag.

„Straßen der Zukunft“

Erst 1932 wurde die Strecke freigegeben, die offiziell als erste deutsche Autobahn gilt: Es handelte sich um die rund 20 Kilometer lange, vierspurige „Kraftwagenstraße“ zwischen Köln und Bonn. Der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer gab sie mit den bedeutsamen Worten: „So werden die Straßen der Zukunft aussehen“ für den Verkehr frei.

Mythos Führerautobahn

Adolf Hitler stehend im fahrenden Auto (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
1935 eröffnet Hitler das erste Stück der Reichsautobahn. SWR - Screenshot aus der Sendung

„Die Strassen des Führers“

Nach der Machtübernahme 1933 nutzten die Nationalsozialisten die Autobahn für ihre Propaganda und nannten sie „Straßen des Führers“. Noch vor wenigen Jahren hatte die NSDAP selbst gegen den Autobahnbau gestimmt. Doch nun kamen die Pläne der HAFRABA gelegen und Adolf Hitler brauchte sie nur aus der Schublade zu ziehen. Mit der Ankündigung eines großflächigen Autobahnnetzes demonstrierte der Führer den Fortschrittswillen der neuen Regierung. 1933 tat er persönlich den ersten Spatenstich für die Reichsautobahnstrecke zwischen Mannheim und Frankfurt am Main. Das erste Stück Reichsautobahn wurde nur zwei Jahre später zwischen Frankfurt und Darmstadt feierlich eröffnet.

Harmonie von Straße und Landschaft

Vorangetrieben wurde der Bau der Reichsautobahn von Dr. Fritz Todt, dem „Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen“. Unter seiner Leitung sollten drei große Nord-Süd-Verbindungen entstehen, dazu drei von Ost nach West. Zu diesem Zweck mussten unter hohem technischem Aufwand Straßen, Flüsse und Schluchten überbrückt werden. Neben der technischen Vollendung wünschte Chefplaner Todt eine landschaftlich schöne Streckenführung. Man sprach sogar vom „Hineinkomponieren“ der Autobahnen in die deutsche Landschaft.

Die Autobahn als Jobmotor?

Der Autobahnbau sei nicht nur fortschrittlich, sondern bekämpfe auch die Arbeitslosigkeit. So jedenfalls lautete ein weiterer Teil der NS-Propaganda. Nach heutigen Erkenntnissen sollen während der gesamten Bauzeit jedoch maximal 120.000 Menschen mit dem Bau beschäftigt gewesen sein – im Vergleich zu den damals 6 Millionen Arbeitslosen ein Klacks. Dass die Beschäftigungszahlen nach Hitlers Machtübernahme stiegen, ging vielmehr auf die Erholung der Weltwirtschaft zurück und auf die wachsende Rüstungsindustrie.

Arbeiter beim Brückenbau (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Schluchten und Flussläufe müssen überwunden werden. SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
Arbeiter beim Bau der Reichsautobahn SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Niedergang und Neubeginn

Mann vom ADAC gibt Paar mit Motorroller Pannenhilfe (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
1954: Werbespot des ADAC für Verkehrssicherheit SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
Grenzkontrollstelle der DDR: Ab hier führten Transitautobahnen nach Westberlin. SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Das Aus für die Autobahn?

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs waren 3300 der geplanten 6900 Kilometer Autobahn fertig gestellt. Von da an wurden Arbeitskräfte abgezogen oder an Strecken verlegt, die für Kriegszwecke wichtig erschienen. Ab 1942 herrschte schließlich ein totaler Baustopp an der Reichsautobahn. Und nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches lösten die Alliierten das Unternehmen „Reichsautobahn“ auf. Der Traum von der deutschen Autobahn schien ausgeträumt.

Wiederaufbau und Wirtschaftswunder

Nach dem Krieg lag Deutschland in Schutt und Asche. Große Autobahnabschnitte waren zerstört, viele Tank- und Rastanlagen schwer beschädigt. Die Besatzungsmächte organisierten Reparaturtrupps, die in den folgenden Jahren die schlimmsten Schäden an den westdeutschen Autobahnen beseitigten.

1950 standen in der BRD wieder rund 2200 Kilometer Autobahn zur Verfügung, die nun Bundesautobahnen hießen. Diese wurden dringend benötigt, denn der Individualverkehr nahm ständig zu. Der VW-Käfer wurde zum Symbol für das Wirtschaftswunder, immer mehr Bundesbürger fuhren ihr eigenes Automobil. Auch der LKW-Verkehr stieg enorm an. In einer Wochenschau aus den 1950er Jahren hieß es: „Tag und Nacht fahren die Lastzüge im Dienste der Wirtschaft und transportierten die Güter an alle Verbrauchsstellen.“ Von nun an wurden die Bundesautobahnen stetig ausgebaut.

Transitstrecken in der DDR

Das Autobahnnetz der BRD endete im Osten an den Grenzkontrollstellen der DDR. Wer nach Westberlin wollte, musste die alten Pisten der Reichsautobahn nutzen. Diese Transitstrecken blieben in zunehmend schlechtem Zustand. Für darauf transportierte Güter verlangten DDR-Kontrolleure hohe Gebühren, die angeblich für die Instandhaltung der Straßen verwendet werden sollten.

Wir fahren fahren fahren auf der Autobahn

Unfallwagen liegt im Graben (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
In den 1970er Jahren steigt die Zahl der Unfälle. SWR - Screenshot aus der Sendung

Freie Fahrt für freie Bürger

In Westdeutschland wuchsen die Autobahnen kontinuierlich in die Breite und in die Länge, der Individualverkehr stieg stetig an. Für Aufregung und Diskussionen sorgte in den 1970er Jahren der ADAC-Slogan „Freie Fahrt für freie Bürger“: Hohe Unfallzahlen, Luftverschmutzung, Landschaftsverbrauch und Ölkrise standen in heftigem Kontrast zur Forderung nach unbegrenzter Mobilität und Fahren ohne Tempolimit. Die Ironie an der Parole: Durch den ständig wachsenden Straßenverkehr wurden die deutschen Autofahrer immer weniger mobil - und standen immer mehr im Stau.

Verkehrsprojekt Deutsche Einheit

Mit dem Fall der Mauer ergossen sich auf Deutschlands Straßen plötzlich noch gewaltigere Verkehrsströme. Vor allem in Ost-West-Richtung überstieg der Durchgangsverkehr beinahe das Fassungsvermögen der deutschen Autobahnen. Zum westdeutschen Autobahnnetz von 8880 Kilometern waren nach der Wiedervereinigung noch knapp 2000 Kilometer Strecke aus der Ex-DDR hinzugekommen, allerdings in sehr schlechtem Zustand. Ein zügiger Ausbau sollte dafür sorgen, dass alte und neue Bundesländer und ein bis dahin geteiltes Europa schnell zusammenwachsen. Mit dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit beschloss die Bundesregierung 1992 ein Programm, das insgesamt 17 Straßen- und Schienenbauprojekte vorantrieb.

Heute bringt es das Netz deutscher Autobahnen auf eine Strecke von mehr als 12.000 Kilometern. Freie Fahrt gibt es selten, kilometerlange Staus sind die Regel. Daran konnte auch die Einführung der LKW-Maut im Jahr 2005 nur wenig ändern. Mit technischen Neuerungen wie elektronischer Verkehrsüberwachung versucht man mittlerweile, einen Kollaps zu verhindern und den Verkehr einigermaßen am Rollen zu halten.

Autos im Stau (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Alltag auf der Autobahn: Dichtes Gedränge statt freier Fahrt SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
Elektronische Verkehrsüberwachung am Frankfurter Kreuz SWR - Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Alle Themen zum Schwerpunkt Orte des Erinnerns

Das Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen

Kaum ein Ort in der DDR war so geheim wie das Gefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Berlin Hohenschönhausen. Auf keinem Stadtplan war es verzeichnet. Die Untersuchungshäftlinge, die dort einsaßen, wussten nicht, wo sie sich befanden; oft wussten sie nicht einmal, in welcher Stadt sie waren. In der Sendung kommen Zeitzeugen beider Seiten zu Wort: ein Stasi-Vernehmer, für den das Untersuchungsgefängnis ein ganz normaler Arbeitsplatz war, und Häftlinge, die sich hier zu verantworten hatten.

Völkerschlachtdenkmal

Das Völkerschlachtdenkmal – 1913 eingeweiht, um an die Befreiungskriege gegen Napoleon einhundert Jahre zuvor zu erinnern – sollte in allererster Linie den Gedanken der nationalen Einheit transportieren. Es sollte das größte Nationaldenkmal der Welt und ein „Ruhmestempel deutscher Art“ werden.
Tatsächlich behielt es seine Funktion als Kultstätte des nationalen Bürgertums nicht allzu lange, schon im Ersten Weltkrieg wurde es „volkserzieherisch“ genutzt, um die Schicksals- und Opfergemeinschaft des Krieges zu beschwören. Wie nicht anders zu erwarten, nutzten „vaterländische“ Verbände während der Weimarer Republik das Denkmal als Ort für Fahnenweihen und dem Gedenken an die Frontsoldaten. Daneben wird es aber auch zu einem schlicht touristischen Ort, zum Ausflugsziel.
Die Nationalsozialisten interpretierten das Denkmal „völkisch“: Man akzentuierte die Rolle der Volksmassen im Kampf um die nationale Einheit. Das Denkmal wurde zum „nationalsozialistischen Sakralbau“, nun stand es für „Soldatentum“, „Pflichterfüllung“, „Zucht“ und „Opfer“.
Die DDR schließlich hob die „fortschrittlichen“ Traditionen der Geschichte aufs Schild: Die DDR wurde zur legitimen Nachfolgerin der patriotischen deutschen Volksbewegung, das Denkmal zum Symbol der deutsch-sowjetischen Freundschaft.
Und heute ringt man erneut um eine Neudefinition: das Denkmal soll jetzt – passend zur europäischen Einigung – als „europäisches Friedensmahnmal“ interpretiert werden.

Obersalzberg

Er war der „Berg des Führers“, im Berchtesgadener Land ließ sich Adolf Hitler seinen „Berghof“ erbauen, auf den er sich zurückzog und den Privatmann spielte.
Dem Führer folgten zunächst seine engsten Vertrauten Martin Bormann, Hermann Göring und Albert Speer auf den Berg, um in seiner nächsten Umgebung ebenfalls eine Zweitresidenz zu errichten. Und dann strömten Scharen von treuen Hitleranhängern hinauf, in der Hoffnung, einen Blick auf den „Führer“ zu erhaschen. Bis dem Führer schließlich die Anhänger zu viel wurden und er den Berg für jeglichen Publikumsverkehr sperren ließ. Die alteingesessenen Einwohner wurden zwangsenteignet und bis 1945 blieb der Berg dann „Führersperrgebiet“. Gleichzeitig wurden der Obersalzberg und Berchtesgaden zum zweiten Regierungssitz ausgebaut, die alteingesessene Bevölkerung musste zwangsweise den neuen Machthabern weichen. Und schließlich wurde der Berg zu einem einzigen Bunker ausgebaut. Grund für die Alliierten, hier die sagenhafte „Alpenfestung“ zu vermuten.
Die US-Armee, die den Obersalzberg schließlich 1945 eroberte, machte daraus ein Erholungszentrum für die in Europa stationierten Truppen, aus der ehemaligen SS-Kaserne wurde ein Hotel, das ehemalige Teehaus Hitlers zum Ausflugslokal. Die Häuser der NS-Größen hingegen wurden geschliffen, einen Hitlertourismus wollte man vermeiden. Lange vergebens: bis zum Frühjahr 1949 war der weitgehend zerstörte Obersalzberg für Deutsche gesperrt, was jedoch Plünderer und „Wallfahrer“ keineswegs fernhielt. In den 60er Jahren kamen Busladungen voll mit Besuchern auf den Spuren des Führers und noch heute verkaufen die Kioske allerlei braune Devotionalien.
Nach dem Abzug der Amerikaner herrschte beim Freistaat Bayern, dem Eigentümer, zunächst Ratlosigkeit über die weitere Nutzung, bis schließlich im Oktober 1999 eine ständige Ausstellung zur Geschichte des Ortes eröffnet wurde.

Finanzplatz Frankfurt

Frankfurt am Main – Mainhattan – 650.000 Einwohner – keine Millionenstadt, doch in keiner anderen Stadt Deutschlands sind die Häuser nach dem Zweiten Weltkrieg so hoch gewachsen wie hier. Wer Frankfurt hört, denkt an Geld und an den Erfolg der D-Mark. Die Stadt ist Sitz der deutschen Großbanken, der europäischen Zentralbank, der Bundesbank und vieler ausländischer Institute.

Das Brandenburger Tor

Das Brandenburger Tor sollte, nach griechisch-antikem Vorbild gestaltet, ein repräsentatives Stadttor für das preußische Berlin werden. Doch nach seinem Sieg über Preußen entführte Napoleon die Quadriga des Tores nach Paris – als Kriegsbeute.
Diese Sendung wird thematisch ergänzt durch die CD-ROM „Ereignisse, die Schlagzeilen machten, Vol. 2“.

Checkpoint Charlie

28 Jahre, zwei Monate und siebenundzwanzig Tage teilte die Mauer Deutschland und die Welt. Länge: über eintausend Kilometer. 155 Kilometer dieses aus dem Weltall sichtbaren Bauwerkes umschlossen den westlichen Teil Berlins. Der Checkpoint Charlie am Ende der Berliner Friedrichstraße wurde das bekannteste "Loch" in der Mauer – ein von Ostberlin schwer bewachter Grenzkontrollpunkt. Im Jargon der Staatssicherheit war der Checkpoint Charlie das entscheidende Nadelöhr zwischen Kapitalismus und Sozialismus.
Der Checkpoint Charlie ist Ort atemberaubender Fluchtgeschichten. Diesen Kontrollpunkt dürfen Offiziere der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs unkontrolliert passieren. Ostberliner nähen sich sowjetische Uniformen und überlisten die DDR-Posten, mit Kleinstsportwagen schlüpfen Westberliner unter den Schlagbäumen durch...
Die Proteste gegen die Mauer rissen auf beiden Seiten nie ab.
Schon 1961 versuchte ein libanesischer Kaufmann, auf Ostberliner Gebiet ein großes Kreuz aufzustellen. Der Amerikaner John Runnings kam erstmals 1968 nach Westberlin und balancierte auf der Mauer. 1986 und 1987 bearbeitete er die Mauer vor laufenden Kameras mit einem Hammer – was 1989, mit dem Fall der Mauer, viele Nachahmer fand. Die Auflösung des Checkpoint Charlie: ein Volksfest und ein Jubel der Erleichterung.
All die Jahrzehnte hatte Rainer Hildebrandt am Checkpoint Charlie miterlebt. Seit 1963 betreibt er am Checkpoint ein kleines Museum.
Heute besuchen täglich Hunderte Schüler aus aller Welt das "Mauermuseum". Sie bestaunen die Exponate der Ausstellung wie ein Stück unvorstellbare Welt. In Äußerungen bezeugen sie ihre Neugier auf das, was hier einst historische Realität war...
Diese Sendung wird thematisch ergänzt durch die CD-ROM "Ereignisse, die Schlagzeilen machten, Vol. 2".

Reichsparteitagsgelände

Keine andere deutsche Stadt ist bis heute so stark mit ihrer nationalsozialistischen Vergangenheit konfrontiert wie Nürnberg. Hier ließ Hitler regelmäßig die Parteitage der NSDAP inszenieren. Leni Riefenstahl hat hier mit ihren Parteitagsfilmen wesentlich zum Führermythos beigetragen, Albert Speer hatte den Auftrag eine gewaltige Kultstätte und eine überdimensionale Aufmarsch- und Versammlungsstätte zu gestalten. Die Monumentalbauten sollten Deutschlands Herrschaftsanspruch verkünden und noch Jahrhunderte später die Herrlichkeit des Dritten Reiches preisen.
Nach dem Krieg kennzeichnete Ratlosigkeit, aber auch Unbekümmertheit den Umgang mit dem Gelände. 1949 fand hier die Internationale Bauausstellung statt, Autorennen und Fußballspiele wurden veranstaltet. Große Teile wurden abgerissen, bis 1973 die Überreste der Anlage unter Denkmalschutz gestellt wurden. Aber auch da wurde sie noch als Lagerraum und Abstellplatz genutzt. 1985 wurde unter der Zeppelintribüne eine kleine Ausstellung eröffnet, die wegen des schlechten Erhaltungszustands des Gebäudes aber nur von Mai bis Oktober zugänglich war. Erst Mitte der 90er Jahre reifte der Entschluss, ein neues, dauerhaftes Dokumentationszentrum zu schaffen, welches die Rolle der Propaganda im NS-Herrschaftssystem aufzeigen soll.
Für Arno Hamburger ist der Machtantritt der Nazis eine Katastrophe: als Jude erlebt er die Parteitage als Bedrohung. Bis er in die USA emigrieren kann, ist er zunehmenden Repressionen ausgesetzt. Als amerikanischer Soldat kehrt er 1945 in seine Heimatstadt zurück und erlebt als SPD Stadtrat, wie sich seit den 70er Jahren eine junge Generation für die Aufarbeitung der NS-Geschichte Nürnbergs einsetzt.

Friedrichshafen · Die Stadt des Zeppelins

Seit einigen Jahren fliegt er wieder: der Zeppelin, eine Legende am Himmel. Ihm verdankt ein kleines, verschlafenes Städtchen am Bodensee den Aufstieg zu einer bedeutenden Technologie-Region.

Die deutsche Autobahn

Die deutsche Autobahn ist mehr als nur ein Verkehrswegesystem. Vor allem für die Deutschen. Schon die Anfänge des Autobahnbaus halten eine Reihe von Legendenbildungen bereit, die der profanen Straße einen Mehrwert verleihen.

Der Bahnhof Friedrichstraße in Berlin

Direkt an der Spree in Berlins Mitte, entstand der Bahnhof Friedrichstraße, 1882 zunächst als Durchgangsbahnhof für die Berliner Vorortbahn, die seit 1838 das Zentrum der stetig wachsenden Stadt mit den neuen Vororten am Stadtrand verband. Wenig später wurde der Bahnhof auch für die Fernbahn genutzt und in den 1920er Jahren kam mit der U-Bahn ein drittes Schienenverkehrsmittel hinzu.
Mit der Gründung der DDR und der Teilung Deutschlands änderte sich alles: Nach dem Bau der Mauer 1961 wurden die Verkehrsverbindungen unterbrochen. Berlins einstiges Zentrum lag nun am Rand; der Bahnhof Friedrichstraße wurde Grenzübergang und ein Symbol der Teilung. So hieß die Halle für die Ausreiseabfertigung aus der DDR aufgrund der zahllosen Abschiedstränen, die hier vergossen wurden, im Volksmund „Tränenpalast“. Erst mit dem Fall der Mauer und der Zusammenführung der alten Trassen, die 28 Jahre lang getrennt gewesen waren, wurde der Bahnhof Friedrichstraße wieder zu einem zentralen Bahnhof der neuen, alten Hauptstadt.

Mythos Bayreuth · Die Wagner-Festspiele

Jedes Jahr im Juli und August wird die bayerische Kleinstadt Bayreuth zur großen gesellschaftlichen Bühne: Wagner-Fans aus aller Welt reisen an, um den Inszenierungen der sagenhaften Geschichten von Lohengrin, Parsifal, Tristan und Isolde oder der Helden aus dem „Ring des Nibelungen“ beizuwohnen. Fünf Wochen lang ist das Festspielhaus auf dem Grünen Hügel das Zentrum der Opernwelt und huldigt dem Künstler, der es in den 1870er Jahren, abseits der Metropolen, für die Aufführung seiner Werke erbauen ließ: Richard Wagner. Aber der Komponist war nicht nur ein Epoche machendes musikalisches Genie; sein Größenwahn und Antisemitismus machen ihn auch zu einer durchaus zwiespältigen und umstrittenen Erscheinung. Der Film geht dem Mythos Bayreuth, den Sonnen- und Schattenseiten des Wagnerkults auf den Grund.

Das Berliner Olympiastadion

09. Juli 2006 – Frankreich gegen Italien im Endspiel um die Fußballweltmeisterschaft – im Berliner Olympiastadion. Die Organisatoren haben damit für den Höhepunkt der Fußball-WM 2006 in Deutschland ein Stadion ausgesucht, in dem sich, wie in kaum einem anderen die wechselvolle deutsche Geschichte spiegelt.

Schon 1913 entsteht auf Initiative von Kaiser Wilhelm II. am Westrand von Berlin-Charlottenburg das „Deutsche Stadion“ als „Vorläufer“ des heutigen Olympiastadions. In den 30er Jahren lässt es Hitler abreißen und ordnet an dieser Stelle den Neubau einer riesigen Stadionanlage an. Am 1. August 1936 wird sie gemeinsam mit den XI. Olympischen Sommerspielen eröffnet – es ist die einzige vollständig realisierte und erhaltene Großanlage des „Dritten Reiches“. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wird das Olympiastadion zum Schauplatz blutiger Kämpfe zwischen „Volkssturm“ und „Roter Armee“.
Nach dem Krieg nutzen die britischen Alliierten das Stadion als Hauptquartier und Paradeplatz und bis in die Neunziger Jahre ist es immer wieder Schauplatz sportlicher Auseinandersetzung zwischen Ost und West, BRD und DDR. Aber 1990 wird hier symbolisch auch die Wiedervereinigung gefeiert, mit einem Spiel der beiden Traditionsvereine Hertha BSC (West) und 1. FC Union (Ost).
2000 beginnt man mit dem Umbau des Stadions, für die Fußball-WM sollte es grundlegend modernisiert werden. Am 31. Juli 2004 wird es mit dem Entzünden der Olympischen Feuerschale eingeweiht. Die beiden „Fackelläuferinnen“: die Enkelinnen von Jesse Owens (USA) und Luz Long (Deutschland). Die beiden Sprinter-Helden der Spiele von 1936, die trotz Rassegesetzen während der Spiele Freundschaft schlossen.
Der Umbau des Stadions war nicht unumstritten. So war der Umgang mit dem baulichen Erbe der NS-Zeit denn auch viel diskutiertes Thema zwischen Umbauarchitekten und Denkmalschützern.

Die Sendung erzählt die Geschichte des Olympiastadions mit Hilfe von historischem Filmmaterial, eindrucksvollen Aufnahmen vom Stadion und Zeitzeugen. Mit ihren 92 Jahren extra zu den Dreharbeiten ins Stadion angereist: Elfriede Kaun, die bei den Olympischen Spielen 1936 Bronze im Hochsprung gewann.
Aber auch Hertha-Fans, Sicherheitsbeamte, Hausmeister und die Architekten des letzten Umbaus kommen zu Wort. Sie alle beleben das Bild einer langen Stadiongeschichte: vom einstigen Deutschen Stadion des Kaisers bis hin zur „Event-Arena“ des 21. Jahrhunderts.

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Autor/in
Claudia Heidenfelder