Kontrollposten Friedrichstraße
Errichtung des Checkpoint Charlie
Er wurde zum bekanntesten Grenzübergang an der Berliner Mauer: Der „Checkpoint Charlie“. Die Alliierten hatten ihn im August 1961 nach dem Bau der Mauer am Sektorenübergang Friedrichstraße eingerichtet. Der Checkpoint Charlie war einer von drei Grenzübergängen, der von den Amerikanern kontrolliert wurde. Seinen Namen erhielt der Checkpoint durch das NATO-Buchstabieralphabet. Nach den beiden anderen Übergängen Helmstedt-Marienborn (Checkpoint Alpha) und Dreilinden-Drewitz (Checkpoint Bravo) wurde aus dem Kontrollposten an der Friedrichsstraße der Checkpoint Charlie. Von 1961 bis 1989 durfte er nur von Ausländern und Mitarbeitern der ständigen Vertretung der BRD in der DDR sowie von DDR-Funktionären benutzt werden.

Im Kalten Krieg
Ein Brennpunkt im Kalten Krieg wurde der Checkpoint Charlie bereits im Oktober 1961: Als amerikanische Verwaltungsmitarbeiter an der Einreise in den Osten gehindert wurden, ließen die USA auf der Westseite Panzer auffahren. Wenig später standen ihnen sowjetische Panzer im Osten gegenüber - beide Seiten mit dem Anspruch auf Vorherrschaft in der Welt. Sowohl der amerikanische Präsident J.F. Kennedy als auch der sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow bekräftigten diesen Anspruch mit einem demonstrativen Besuch am Checkpoint Charlie.
Protest in Ost und West
Häufig kam es am Checkpoint Charlie zu Demonstrationen und Protestaktionen. Weltbekannt wurde der kanadische Künstler John Runnigs als Berliner „Mauerläufer“. Als Protest gegen die deutsche Teilung verbrannte er seinen Pass am Checkpoint Charlie und begann anschließend auf der Mauer zu balancieren. DDR-Grenzposten holten ihn schließlich gewaltsam herunter. Auch Studenten, Künstler und Politiker demonstrierten vor den Augen der DDR-Grenzer. Menschenrechtsdemonstrationen legten den Grenzverkehr manchmal für Stunden lahm.
Flucht aus der DDR

Fluchtvehikel
Der Checkpoint Charlie wurde zum Schauplatz spektakulärer Fluchtversuche. Im Mai 1963 raste ein Österreicher in einem sehr flachen Sportwagen unter dem Schlagbaum hindurch. Auf der Rückbank und im Kofferraum verbargen sich seine Freundin und deren Mutter -beides Bürgerinnen der DDR.
Tausende von Menschen flüchteten zwischen 1961 und 1989 über die Mauer. Um das ständig perfektionierte DDR-Grenzsicherungssystem zu überwinden, wurden die Methoden und Fluchtvehikel im Laufe der Jahre immer ausgefallener und ausgefeilter: Umgebaute Autos, ein Mini-U-Boot, von dem sich ein Flüchtling durch die Ostsee ziehen ließ oder ein selbstgebauter Motordrachen, der mit einem Trabant-Motor und dem Tank eines Jawa-Motorrads ausgestattet war. Sogar in einer Lautsprecherbox und in einer Musiktruhe versteckt flohen Menschen aus der DDR.
Fluchtwege unter und über der Erde
Zahlreiche Tunnels wurden gegraben, um DDR-Bürgern in den Westen zu helfen. Mehrere Monate arbeiteten Fluchthelfer in 12 Meter Tiefe an einem 145 Meter langen Gang. Einstieg war ein Toilettenhaus in einem Ostberliner Hinterhof, Ausstieg eine ausgediente Bäckerei in der Bernauer Straße. Im Oktober 1964 gelang so die größte Massenflucht aus der DDR: 57 Personen krochen durch den engen Schacht in den Westen.
Eine besonders spektakuläre Flucht gelang 1979 zwei Familien in einem selbstgebauten Heißluftballon. Ihre aerodynamischen Kenntnisse mussten sie sich zuvor durch Fachliteratur aneignen. Sie machten Tests mit verschiedenen Stoffarten und experimentierten mit unterschiedlichen Brennstoffen. Als der Ballon endlich fertig war, überflogen sie die Grenze und landeten nach einer knappen halben Stunde Flug sieben Kilometer jenseits der Grenzlinie im Westen.
Maueropfer

Gescheiterte Fluchtversuche
Zahlreiche Fluchtversuche machten die Hoffnungslosigkeit der DDR-Bevölkerung deutlich. Tausende versuchten in den Westen zu gelangen, doch bei weitem nicht allen gelang die Flucht. Viele scheiterten am "besten Grenzsicherungssystem der Welt", wie es DDR-Armeegeneral Karl Heinz Hoffmann nannte. Im schlimmsten Fall bezahlten sie mit ihrem Leben: Zwischen 1961 und 1989 wurden 78 Flüchtlinge an der Berliner Mauer getötet. Die Gesamtzahl der Todesopfer an der innerdeutschen Grenze lag bei 239.
Der tragische Tod des Peter Fechter
Aufgrund der tragischen Umstände seines Todes zählt der junge Bauarbeiter Peter Fechter zu den bekanntesten Maueropfern. Am 17. August 1962 versuchte er mit seinem Arbeitskollegen nach Westberlin zu fliehen. In der Zimmerstraße, wenige Meter vom Checkpoint Charlie entfernt, kletterten die beiden über die Absperrung. Dem Kollegen gelang die Flucht, Peter Fechter wurde noch auf der Mauer von Schüssen der DDR-Grenzposten getroffen. Schwer verletzt fiel er zurück auf Ost-Berliner Gebiet und verblutete im Todesstreifen, ohne dass ihm jemand zu Hilfe kam. Auch die amerikanischen Soldaten hielten sich zurück. Sie hatten die Weisung, DDR-Bürger nicht bei ihrer Flucht zu unterstützen. Über mehrere Tage kam es in Westberlin zu wütenden Protesten und Kundgebungen, die sich auch gegen das Verhalten der Amerikaner richteten. Der Tod von Peter Fechter hatte in Ost und West in aller Deutlichkeit die Grausamkeit des Schießbefehls vor Augen geführt.
Der Checkpoint Charlie heute

Ein Highlight für Touristen
Heute zählt der Checkpoint Charlie zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Berlins. Das ehemalige Wachhaus der westlichen Alliierten wurde 1990 abgebaut und steht heute im Alliiertenmuseum an der Berliner Clayallee. Am Checkpoint Charlie selbst wurde im August 2000 eine Kopie des Kontrollhauses eingeweiht.
Das Mauermuseum
Neben dem Kontrollpunkt kann man an der Friedrichstraße das Mauermuseum besuchen. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen spektakuläre Fluchtversuche aus der DDR und die verschiedenen Fluchtobjekte. Seit über 40 Jahren dokumentiert das „Mauermuseum“ im „Haus am Checkpoint Charlie“ die Geschichte der Mauer und erinnert an die waghalsigen Versuche von Menschen, dem DDR-Regime zu entkommen.
Mauerdaten

Die Berliner Mauer
Sie war nicht nur die Betonwand, die von Westdeutschland aus sichtbar war. Die Mauer bestand aus verschiedenen Elementen, um DDR-Bürger gewaltsam von der Flucht abzuhalten: Hinterlandmauer, elektrischer Kontaktzaun, Beobachtungsturm, Streckmetallzaun, Bogenlampe der Lichtstraße, Hundelaufanlage, Bunker, Panzersperre, Metallspitzenmatte an grenznahen Häusern und senkrecht in Gewässern und schließlich der Grenzmauer, letztere im Jargon der DDR-Grenztruppen auch „Mauer feindwärts“ genannt.
Gesamtlänge des „Ring um Berlin (West)“ | 155,0 km |
davon: | |
Länge zwischen Berlin (West) und Berlin (Ost) | 43,1 km |
Länge zwischen Berlin (West) und der DDR | 111,9 km |
Betonplattenwand mit Rohrauflage oder eingelassenem Rohr | 106,0 km |
Metallgitterzaun | 66,5 km |
Beobachtungstürme | 302 |
Bunker | 20 |
Hundelaufanlagen | 259 |
Kraftfahrzeug-Sperrgräben | 105,5 km |
Elektrischer Kontakt- bzw. Signalzaun | 127,5 km |
Kolonnenweg | 124,3 km |

geglückte Fluchtversuche | 5.075 |
davon Angehörige bewaffneter Verbände | 574 |
Todesopfer an der innerdeutschen Grenze | 239 |
Todesopfer des DDR-Grenzregimes insgesamt (1948-1989; einschließlich innerdeutsche Grenze, Ostsee, andere Ostblock-Staaten) | 938 |
(Rechte: Mauermuseum im Haus am Checkpoint Charlie)