Lebensraum Bannwald
Wald - ein schützenswerter Lebensraum
Der Lebensraum Wald stellt ein in sich geschlossenes und verwobenes System von Pflanzen und Tieren mit starken Abhängigkeiten und Wechselwirkungen dar. Nicht nur Bäume, sondern auch viele Blütenpflanzen, Pilze, Moose, Flechten und Farne kommen darin vor. Außer den bekannteren Wildtierarten, wie Reh, Fuchs und Wildschwein sind auch viele Vogel-, Fledermaus-, Insekten-, Amphibien- und Reptilien-Arten neben einer Vielzahl weiterer kleiner Mikroorganismen im Wald anzutreffen. Der Wald bietet diesen Tieren und Pflanzen Nahrung und Schutz.

Eine Besonderheit des Lebensraums Wald besteht in seinem vertikalen Aufbau aus Boden-, Kraut-, Strauch- und Baumschicht mit Kronendach. In diesen Schichten herrschen aufgrund der unterschiedlichen Lichtverhältnisse ganz verschiedene Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen.
Unser Wald ist heute kein unberührter Urwald mehr. Die unterschiedlichsten Nutzungsansprüche (Glashütten, Köhlereien, Waldweide, Streunutzung, Bau- und Brennholznutzung) im Laufe der vergangenen Jahrhunderte haben das Aussehen des Waldes verändert. Er ist ein von Menschen geprägter Wirtschaftswald. In unserer Kulturlandschaft bietet er aber auch heute noch weiträumige Rückzugsgebiete für einen großen Teil der in Deutschland vorkommenden Tier- und Pflanzenarten. Viele finden hier noch die Lebensbedingungen vor, die außerhalb Waldes durch intensive menschliche Nutzung selten geworden sind. Die Erhaltung und Pflege des Waldes sichert somit unmittelbar auch die Lebensgrundlagen für viele Tiere und Pflanzen.
Wälder in Deutschland
Deutschland ist zu rund 32 Prozent bewaldet, etwa 15% der Landesfläche entfallen auf Siedlungen und Verkehrswege und 55 % werden landwirtschaftlich genutzt. Die Waldfläche nahm trotz der Umwandlungen z.B. für Bau- und Siedlungstätigkeit in den letzten zehn Jahren um 500.000 Hektar zu und beträgt heute 11,4 Millionen Hektar. Da fast ganz Deutschland - mit Ausnahme der Hochlagen der Hochgebirge, der Meeresküsten und von Sonderstandorten - ursprünglich mit Wäldern bedeckt war, ist Wald grundsätzlich die naturnaheste Vegetationsform. Echte "Urwälder" in die der Mensch noch nie eingegriffen hat, gibt es bei uns aber nicht mehr. Mit der Einrichtung so genannter Bannwälder wird allerdings mancherorts versucht völlig naturbelassene Waldökosysteme wieder herzustellen. Auf etwa 55% der Waldfläche herrschen heute Nadelbäume vor - teilweise in Mischung mit Laubbäumen. Nadelbäume fehlten aber vor Beginn der planmäßigen Forstwirtschaft in vielen Regionen.

Die Wirtschaftswälder bestehen in der Regel aus nur 1-2 Baumarten und sind einschichtig aufgebaut. Charakteristisch für naturnahe Wälder ist der größere Artenreichtum, bedingt durch eine stärkere Strukturierung sowohl hinsichtlich des Schichtenaufbaus als auch des Alters der Bäume. Wälder sind in der dicht besiedelten Kulturlandschaft Deutschlands bedeutende ökologische Ausgleichsräume. Einerseits bilden sie großräumig zusammenhängende, naturnahe Ökosysteme, andererseits dienen sie, insbesondere in waldärmeren Gebieten, als Refugien für viele Arten, deren Lebensräume außerhalb des Waldes mehr und mehr beeinträchtigt worden sind. Da naturnahe Wälder die ökologischen Funktionen am besten erfüllen können, wurden viele Waldgebiete unter Schutz gestellt, z.B. in Nationalparks und Bannwäldern. Voraussetzung für die verstärkte Unterschutzstellung der Wälder war ein Umdenken in der deutschen Forstwirtschaft.

Das Prinzip der Nachhaltigkeit hat hier zwar eine lange Tradition, die Inhalte dessen, was unter "nachhaltiger Waldbewirtschaftung" verstanden wird, änderten sich jedoch im Zeitverlauf. Früher verstand man darunter in erster Linie den dauerhaften Holzertrag und leitete daraus ab, dass nur so viel Holz eingeschlagen werden darf, wie auch nachwächst. Nach und nach wurden auch die anderen vielfältigen wirtschaftlichen, ökologischen, und sozialen Funktionen des Waldes in die Betrachtung einbezogen. Deshalb soll heute nicht nur die Produktivität der Wälder erhalten werden, sondern auch deren biologische Vielfalt und ihr Potenzial, soziale und ökologische Funktionen zu erfüllen.
Bannwald - Verbreitung und Ökologie
Als Bannwald wird Wald bezeichnet, der unter Schutz gestellt ist und in dem jegliche menschliche Eingriffe verboten sind. Dass es sich hierbei aber um relativ geringe Flächenanteile an der Gesamtwaldfläche handelt zeigen die Zahlen aus Baden-Württemberg, einem Bundesland, das zu 39 % bewaldet ist. Hier erstrecken sich die insgesamt 129 ausgewiesenen Bannwaldgebiete mit insgesamt 8.850 ha auf etwa 0,64 % der Gesamtwaldfläche Baden-Württembergs (Stand 2012).
Die Erfüllung ökologischer Funktionen ist das Hauptziel, wenn Bannwälder ausgewiesen werden. Es sollen natürliche Waldlebensgemeinschaften erhalten bleiben bzw. erst entstehen, denn im "Urwald von morgen" findet eine Sukzession statt hin zum Urzustand, der vor dem Eingreifen des Menschen herrschte.

Ein wesentliches Charakteristikum der Bannwälder ist der hohe Totholzanteil, denn hier wird - anders als in Wirtschaftswäldern - kein Totholz beseitigt. Zwei Ziele werden mit dem Belassen des Totholzes verfolgt: 1. Es soll Lebensraum für die gefährdeten Totholzlebensgemeinschaften erhalten werden. Die Tiere nutzen das Holz als Nahrungsgrundlage, aber auch Lebensraum und Nistplatz. 2. Die Zersetzung des Totholzes vor Ort soll ungestörte Stoffkreisläufe ermöglichen. Das Totholz wird durch Destruenten in seine Grundbausteine zerlegt und gibt damit natürlichen Dünger frei. Dieser kann von den Pflanzen genutzt werden, die sich neu ansiedeln. Stirbt nämlich ein Baum ab, dann entsteht aufgrund des veränderten Lichteinfalls eine kleine Lichtung, in die junge Folgepflanzen einwandern können, man spricht von natürlicher Verjüngung. Unter den Bewohnern des Bannwaldes bilden sich Nahrungsketten aus, indem einer vom anderen lebt und seinerseits wiederum anderen Konsumenten zur Nahrung dient. Viele Nahrungsketten können miteinander verbunden sein zu einem Nahrungsnetz.
Wie wichtig diese Räuber-Beutebeziehungen für die ökologische Stabilität sind, zeigt das Beispiel der Roten Waldameise. Zu ihren Beutetieren gehören viele Forstschädlinge und deren Larven, wie z.B. Kiefernspinner, Eichenwickler und Borkenkäfer. Deshalb werden die Nester der Roten Waldameisen geschützt; teilweise legen Förster sogar neue Nester an. Man schätzt, dass an einem warmen Sommertag bis zu 100 000 Insekten in ein großes Nest eingetragen werden können, ein Beispiel also für biologische Schädlingsbekämpfung. Darüber hinaus sind die Tiere auch am Abbau toter Organismen beteiligt.