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Lebensräume · Große Waldbewohner

Wildschweine | Hintergrund

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Autor/in
Silke Harrer

Tiere des Waldes - Wildschweine

Links die Abbildung der Fährte einer ziehenden Sau, daneben die einer fliehenden Sau SWR, Silke Harrer

Allgemeines zum Thema "Wildschwein"

Das Wildschwein (Sus scrofa) gehört zur Familie der echten Schweine und ist die Stammform des Hausschweins, welches vor etwa 9000 Jahren im östlichen Europa domestiziert wurde. Aufgrund seiner dunkler Färbung wird es auch als Schwarzwild bezeichnet.

Wildschweine sind sehr weit verbreitet. Dennoch ist landläufig wenig über sie bekannt, denn sie meiden den Menschen und verschieben ihre Aktivitäten zunehmend in die Nacht. Nehmen sie einen Menschen wahr, dann begeben sie sich auf Flucht.

Unterschiede Wildschwein - Hausschwein
WildschweinHausschwein
Ohrmuschelaufrechtschlapp
EckzähneHaueräußerlich nicht sichtbar
Behaarungdicht, lange Borstenfast unbehaart
Beinelängerkürzer
Rumpfformgedrungengestreckt
Schwanzgestrecktgeringelt
Fettschichtenwenig Fettdick

Lebensweise und Sozialverhalten

Wildschweine können über 200 kg schwer werden. Die männlichen Tiere, Keiler, sind die größten. Sie leben als Einzelgänger. Bachen und Frischlinge leben in der Rotte. Nur für die Geburt setzen sich die Bachen von der Rotte ab. Sie gebären bis zu acht Frischlinge, die 700 - 1000 gr. schwer sind. Nach wenigen Tagen vereinigen sich die Bachen wieder und ziehen die Jungen gemeinsam groß. Während der Nahrungsaufnahme wechseln sich die Bachen mit der Bewachung der Frischlinge ab, hauptsächlich aber wacht die Leitbache über die Jungen.

Zum Säugen werden die Jungen durch Grunzlaute gerufen, Mutter und Kind erkennen sich am Geruch. Wildschweine sind echte "Riechkünstler". Bei gutem Wind nehmen sie einen Menschen schon aus 300 m Entfernung wahr. Auch das Gehör ist hervorragend ausgebildet wohingegen das Sehvermögen eher schwach ist (Riemer 2000). Das Wissen über die Sinnesleistungen macht sich der Mensch zu Nutze, wenn es darum geht, die Tiere fernzuhalten, z.B. von Äckern. Menschenhaare werden um Felder ausgelegt, aber auch menschliche Exkremente. Oder es werden Radios und Kassettenrekorder aufgestellt, die beispielsweise Jagdhornblasen oder Hundegebell wiedergeben.

Innerhalb einer Rotte herrscht eine klare Rangordnung. Das Alter ist dabei ausschlaggebend; erst in zweiter Linie die Stärke. Leitbache ist immer das älteste Weibchen. Sie bestimmt den Tagesablauf. Die Frischlinge entscheiden die Rangordnung untereinander durch Kämpfe. Die männlichen Frischlinge rutschen mit etwa 12 Monaten an das Ende der Rangliste und werden von den weiblichen Frischlingen so lange bekämpft, bis sie mit etwa 18 Monaten die Rotte ganz verlassen müssen.

Wildschweine sind vor allem in der Nacht aktiv, weil sie dann am ungestörtesten sind. Beobachtungen ergaben, dass etwa 85 % der Aktivität der Nahrungsaufnahme dient, 5 % dem Spielen und Streiten und weitere 10 % für alle anderen Aktivitäten. Hierzu gehört das Suhlen, also das Wälzen in Schlammlöchern. Es dient der Thermoregulation und der Abwehr von Stechinsekten. Das Scheuern an Baumstämmen ist ein weiteres charakteristisches Verhalten. Die Tiere scheuern sich an Bäumen z.B. nach dem Suhlen und betreiben damit Körperpflege. Denn mit der getrockneten Schlammpackung werden auch Hautschmarotzer entfernt.

Die Tiere halten sich selten lange an einer Stelle auf. Sie streifen bei der Nahrungsaufnahme pausenlos umher und durchsuchen die Streu- und obere Bodenschicht mit ihrem Rüssel. Vermutlich eine Kombination aus Tast- und Geruchsinn lassen die Nahrung finden. Sie sind echte Allesfresser; ernähren sich von Bucheckern, Eicheln, Würmern, Mäusen, Pilzen.

Bestandsentwicklung und landwirtschaftliche Schäden

Der Schwarzwildbestand hat in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen - nicht nur bei uns, sondern europaweit. Als Ursachen für den starken Zuwachs sind neben dem vergrößerten Nahrungsangebot z.B. durch die Zunahme des Maisanbaus in der Landwirtschaft und den verstärkten Einsatz von Lockfutter ("Kirrung") bei der Jagd, das Fehlen natürlicher Feinde und milde Winter zu nennen.

Für den Wald ist die Bestandszunahme unbedenklich, denn - anders als Rehwild - verursachen die Tiere keine ernsthaften Schäden. In der Landwirtschaft allerdings richten die Wildschweine beträchtliche Schäden an, vorwiegend bei Mais, Kartoffeln und Getreide. Die Wildschweine fressen z.B. frisch ausgesäte Körner vor dem Auskeimen oder auch Maiskolben nach der Reife. Auch auf Wiesen schädigen sie, wenn sie nach Insekten und Mäusen suchen und dabei die Grasflächen oft großflächig umdrehen.

Im Wald werden geringere Schäden angerichtet. Hier dominiert ihr positives Wirken, denn das dauernde Durchwühlen des Bodens führt zur Bodendurchlüftung und zur Vermischung des Mineralbodens mit dem Humus. Auch als Vertilger von Forstschädlingen genießen sie einen positiven Ruf.

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Silke Harrer