Deportationen und Tanztee, Massenmord und Ausflüge ins Grüne – der Film "Auschwitz war auch meine Stadt" bringt durch seine Montage-Technik vermeintlich Unvereinbares zusammen. In Interviewsequenzen erinnern sich Zeitzeugen wie der Auschwitz-Überlebende Josef Jakubowicz und die deutsche IG Farben-Mitarbeiterin Johanna Scherzberg an die Zeit, als aus der polnischen Stadt Oswiecim die deutsche Stadt Auschwitz mit ihren Konzentrationslagern gemacht wurde. Die Blickwinkel und Begebenheiten könnten unterschiedlicher kaum sein.
Vier Menschen, vier Schicksale, ein Ort - Auschwitz. Für Karol Parcer, der als polnischer Christ sein ganzes Leben hier verbracht hat, ist es die Heimatstadt. Sein alter Schulfreund Josef Jakubowicz entkam als Jude nur knapp dem Holocaust. Lange konnte er sich nicht vorstellen, jemals wieder an den Ort zurückzukehren, an dem seine Familie ermordet wurde – und tut es nun doch.
Marta Swiderska kann sich noch genau an die Zeit der Massenmorde in der Stadt erinnern, zum Beispiel an den süßlichen Leichengeruch. Johanna Scherzberg, die als junge deutsche Frau in Auschwitz für die IG Farben arbeitete, nicht. Für sie war Auschwitz "die schönste Zeit" ihres Lebens.
Der Film eignet sich für den Einsatz im Geschichtsunterricht der Sekundarstufe II (ab Klasse 9). Die Interviewsequenzen mit ihren unterschiedlichen Perspektiven lassen ein vielschichtiges und widersprüchliches Bild der Vergangenheit entstehen und werden immer auch in einen übergeordneten historischen Kontext gesetzt.
Dabei wird die Chronologie der Ereignisse durchaus gewahrt: Die Schüler erfahren, wie deutsche Truppen die noch polnische Stadt Oswiecim bombardieren, einnehmen und zu einer deutschen Stadt machen. Sie sehen,
wie die jüdische Bevölkerung enteignet, gedemütigt und zur Zwangsarbeit getrieben wird, wie die Nationalsozialisten den Bau der Konzentrationslager vorantreiben und systematisch den Völkermord vorbereiten und durchführen.