Allgemeine Unterrichtshinweise:
Der Film über den Nahostkonflikt bietet Anknüpfungspunkte für den Geschichtsunterricht aber auch für den Unterricht in gesellschafts- und gemeinschaftskundlichen Fächern. Der Nahostkonflikt erscheint in zahlreichen Lehrplänen explizit. Durch die Fortdauer des Konflikts und dessen gesellschaftliche sowie mediale Präsenz bringen die Schülerinnen und Schüler zahlreiches Halbwissen mit, das oft mit starken Emotionen verbunden ist. Dem Film gelingt es, ein ausgewogenes Bild der historischen Entwicklung und aktueller Problemlagen des Konflikts zu zeichnen.
Das Material besteht aus sechs Arbeitsblättern und einem Blatt mit Rollenkarten für ein Rollenspiel. Die komplexen Zusammenhänge werden im Film sehr komprimiert dargeboten. Für die Erarbeitung kann es hilfreich sein, wenn die Schüler den Film nicht nur einmal gemeinsam anschauen. Wenn sie darüber hinaus die Möglichkeit haben, den Film am PC, auf Tablets oder auf eigenen Smartphones im individuellen Tempo noch einmal sehen zu können, erleichtert das gerade schwächeren Schülern die Bearbeitung der Aufgaben.

Lernziele:
Die Schülerinnen und Schüler können Ursachen für den Konflikt exemplarisch aufzeigen. Sie erwerben historisches Faktenwissen und lernen die aktuelle Relevanz und die andauernden Streitpunkte des Nahostkonflikts kennen. Dabei erweitern sie ihre Urteils- und Handlungskompetenz, indem sie eigene Lösungsvorschläge erarbeiten. Sie orientieren sich an erfolgversprechenden diplomatischen Bemühungen, die es im Nahostkonflikt bereits gegeben hat. Ihre Medienkompetenz erweitern die Schülerinnen und Schüler, indem sie selbst einen Teil des Films neu bearbeiten. Sie analysieren zudem die eingesetzten filmischen Mittel und deren Wirkung. In einem als Talkshow angelegten Rollenspiel nehmen die Schülerinnen und Schüler Perspektivwechsel vor.
Unterrichtsablauf:
Die Schülerinnen und Schüler aktivieren ihr Vorwissen beim Betrachten einer stummen Sequenz, für die sie einen eigenen Sprechertext erarbeiten. Sie schauen den Film anschließend in Sequenzen gemeinsam. Zunächst erschließen sie sich die Problematik der Staatsgründung Israels im Rahmen einer Talkshow. Um den Nahostkonflikt besser strukturieren zu können, erarbeiten die Schülerinnen und Schüler einen Zeitstrahl. Schließlich betrachten sie die aktuellen Konfliktpunkte, die der Film nennt, ergänzen diese und diskutieren eigene Lösungsansätze. Zur Sicherung der Inhalte erstellen sie einen Krisensteckbrief.
Phase | Inhalt | Sozialform | Medien |
---|---|---|---|
Einstieg | Aktivierung von Vorwissen | Plenum, Kleingruppen | Arbeitsblatt 1 / PC / Beamer / Videokamera |
Erarbeitung | gemeinsames Anschauen des Films | Plenum | PC / Beamer |
Mindmap zur Staatsgründung Israels | Einzel- oder Partnerarbeit | Arbeitsblatt 2 | |
Vorbereitung auf die Talkshow | Gruppenarbeit | Arbeitsblatt 3 / Arbeitsblatt 4 / Internet / Lexika | |
Talkshow zur Staatsgründung Israels | Plenum / Talkshow | Arbeitsblatt 4 | |
Erarbeiten eines Zeitstrahls und Erstellen von Screenshots | Einzel- und Partnerarbeit | Arbeitsblatt 5 / PC / Beamer / Schere / Klebstoff | |
Analyse aktueller Konfliktpunkte, Erarbeitung von Lösungsansätzen | Einzelarbeit / Plenum | Arbeitsblatt 6 / Internet / Lexika | |
Abschluss | Erstellen des Krisensteckbriefes | Einzel- oder Partnerarbeit | Arbeitsblatt 7 |
Einsatz der Arbeitsblätter:
Zu Beginn der Unterrichtseinheit soll das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler aktiviert werden. Als Einstieg dient die Anfangssequenz des Films ohne Ton. Fragen können hier sein: „Wer geht im Nahost-Konflikt gegen wen vor? Welche Mittel werden dabei eingesetzt?“ Die Bilder des Films bieten für die Schülerinnen und Schüler Anlass, bereits erste Interpretationen und Urteile abzugeben. Die Diskussion beginnt mit dem Sammeln der ersten Eindrücke und den Fragen nach dem Vorwissen und den bisherigen Erfahrungen mit dem Nahostkonflikt. Es bieten sich folgende Fragen an: „Welches Vorwissen bzw. welche Vermutungen habt ihr über den Konflikt?“ oder „Wo habt ihr schon von diesem Konflikt gehört?“.
In Kleingruppen erstellen die Schülerinnen und Schüler einen eigenen Sprechertext zur Anfangssequenz. Sie erhalten Begriffe zur Orientierung. Die Beiträge sollten nach Möglichkeit aufgezeichnet werden, wodurch die Medienkompetenz zusätzlich verbessert wird. Eine Auswertung der Ergebnisse wird so erleichtert und die Beiträge können wiederholt werden. Danach schaut die Klasse gemeinsam den Anfang des Films mit Ton. Die eigenen (Vor-)Urteile können so überprüft und gegebenenfalls dekonstruiert und revidiert werden.
Anschließend befassen sich die Schüler mit den Wurzeln des Konflikts. Das folgende Arbeitsblatt 2 dient als erste Orientierung und Vorbereitung auf eine „Talkshow“ zur Staatsgründung Israels. Die Schülerinnen und Schüler füllen zu diesem Zweck eine Mindmap aus. Sie beziehen sich dabei auf die Gründe und Auswirkungen der Staatsgründung, die im Film genannt werden. Sie betrachten dafür den entsprechenden Teil des Films (Timecode 00:55-05:54). Der Film muss an dieser Stelle noch nicht komplett gezeigt werden. Es bietet sich an ihn in Sequenzen zu bearbeiten, um zu verhindern, dass die Schülerinnen und Schüler von der Komplexität des Konflikts überfordert werden.
Die Lerngruppe wird anschließend in fünf Gruppen aufgeteilt. In diesen Gruppen bereiten sich die Schülerinnen und Schüler auf eine Talkshow zur Staatsgründung Israels vor. Sie erhalten dafür jeweils eine der Rollenkarten. Die Schülerinnen und Schüler werden dazu veranlasst, die Perspektive der fiktiven Person zu einzunehmen. Die Gruppe macht sich Notizen zu Argumenten, die die Person in der Talkshow vorbringen könnte. Dabei können Arbeitsblatt 2 oder eine Internetrecherche hilfreich sein. Die Lehrkraft kann in dieser Vorbereitungsphase Stichworte geben und die Gruppen unterstützen. Je nach Zusammensetzung der Klasse kann es auch sinnvoll sein mitzuentscheiden welche Schülerinnen und Schüler an der Talkshow teilnehmen. Die Lehrkraft erklärt vor Beginn der Talkshow noch die Aufgaben der Gedankensprecher: Sie stehen während der Gesprächsrunde hinter den Talkshow-Teilnehmern. Wollen sie etwas sagen, legen sie dem Teilnehmer der Talkshow die hand auf die Schulter und erhalten das Wort. Jede Gruppe bestimmt eine Person, die diese Rolle übernimmt. Die Moderation der Talkshow wird von einer Schülerin oder einem Schüler übernommen. Die Lehrkraft klärt zunächst die Verhaltensregeln, die während der Talkshow gelten sollen und übergibt an die Moderation.
Um wichtige historische Ereignisse im Verlauf des Konflikts übersichtlich einordnen zu können, bearbeiten die Schülerinnen und Schüler im nächsten Schritt einen Zeitstrahl. Dafür sehen sie sich die Sequenz von den Wurzeln des Konflikts bis zum Einsetzen des Friedensprozesses insgesamt an (Timecode 01:15-08:32). Der arabische Aufstand 1936, die UN-Resolution 1947, die Staatsgründung Israels 1948, Sechs-Tage Krieg 1967, Jom-Kippur Krieg 1973 und die Rede des PLO-Chefs Arafat vor der UNO 1974 gehören zu den prägenden Ereignissen, die der Film nennt. Die Schülerinnen und Schüler sollen passende Screenshots erstellen und diese auf dem Blatt aufkleben. Alternativ kann auch ein großer Zeitstrahl gemeinsam erarbeitet und in der Klasse aufgehängt werden. Der Zeitstrahl kann in diesem Fall um weitere Ereignisse ergänzt werden.
Warum gibt es bis heute keinen Frieden in der Region? Dieser Frage stellen sich die Schüler im Anschluss. Sie sehen die zweite Hälfte des Films (ab Timecode 08:29 Min.) und notieren sich auf Arbeitsblatt 6, welche Ereignisse und Faktoren eher zum Friedensprozess beitrugen und was zu seinem Scheitern führte. Die Schülerinnen und Schüler sollen erkennen, dass es sich um keinen „natürlichen“ Konflikt handelt, sondern dass Entspannung und Verschärfung des Konflikts von konkreten Akteuren verantwortet wird.
Die Schülerinnen und Schüler ermitteln, welche aktuellen Konfliktpunkte der Film nennt. Sie können optional aufgefordert werden, noch weitere Konfliktpunkte zu ergänzen, die ihnen bekannt sind. Anschließend sollen sie im Unterrichtsgespräch mögliche Lösungsansätze diskutieren. Sie können sich kurz vorher in Partnerarbeit beraten. Die Lehrkraft fordert sie auf, sich dabei auf die positiven Entwicklungen der 1990er-Jahre zu beziehen. Mögliche Fragen sind beispielsweise: „Sind ähnliche Entwicklungen heute denkbar?“ oder „Was müsste dafür getan werden?“. Die Schülerinnen und Schüler beurteilen die derzeitige Situation im Nahen Osten und die Einschätzung, die der Film dazu abgibt.
Zur Sicherung der erarbeiteten Inhalte füllen die Schülerinnen und Schüler abschließend einen Krisensteckbrief aus. Ihre Aufgabe ist es, die zentralen Akteure, ihre Ziele sowie die Ursachen und den bisherigen Verlauf des Konflikts überblicksartig darzustellen. Sie greifen dabei auf die Ergebnisse der Arbeitsblätter zurück. Neben einer stichwortartigen Liste beantworten sie auch offene Fragen zur Nahost-Krise, mit denen das Gesamtverständnis und eine eigene Einschätzung eingefordert werden. Gerade diese offenen Fragen sollten anschließend im Plenum aufgegriffen werden. Unterschiedliche Antwortmöglichkeiten bieten hier Anlass zu kontroversen Diskussionen.
Ein ähnlich aufgebautes Arbeitsblatt findet sich bei allen Filmen der Reihe. Wenn mehrere Konflikte im Unterricht besprochen werden, lassen sich hierüber strukturierte Vergleiche anstellen.
Materialien:
PC, Beamer, Lautsprecher, Audioaufnahmegerät, Schere, Klebstoff, Drucker.