Magersucht: Wenn das Ich verschwindet
Egal wie viel sie abnehmen – Jugendliche mit Magersucht denken immer, sie seien zu dick. Dabei geht es ihnen aber nicht in erster Linie darum, schöner auszusehen. Ursache ist vielmehr oft eine Störung des Ich – das Gefühl nicht gut genug zu sein.
Woher kommt Magersucht?
Viele junge Menschen mit Magersucht sind besonders perfektionistisch. Obwohl sie häufig sehr gut in der Schule sind, haben sie ein sehr geringes Selbstbewusstsein und den starken Wunsch, ihr Leben und ihren Körper zu kontrollieren. So wie die junge Frau im Film. Sie fühlt sich wertlos und ausgeschlossen, wird aber gleichzeitig perfekt darin, der Außenwelt eine funktionierende Maske von sich zu präsentieren. Dabei möchte sie eigentlich „einfach verschwinden“ und „unsichtbar werden“.
Ein häufiges Phänomen
Magersucht, in Medizinerkreisen auch Anorexia nervosa genannt, ist eine der häufigsten Essstörungen. Vor allem Mädchen und junge Frauen leiden darunter. Wenn die Betroffenen viel essen, die Nahrung danach aber wieder abführen oder sich übergeben, spricht man auch von Bulimie.
Wie erkenne ich Magersucht?
Da viele Jugendliche die Krankheit über lange Zeit erfolgreich vor ihren Eltern und Lehrern verstecken, ist Magersucht oft schwer festzustellen. Das auffälligste Zeichen ist eine starke Gewichtsabnahme von mindestens 15 Prozent unter Normalgewicht oder ein Body-Mass-Index (siehe Infobox) von 17,5 oder weniger. Zudem wird die Haut trocken, der Pulsschlag langsamer, der Blutdruck sinkt und bei Mädchen bleibt die Monatsregel aus. Manchmal ziehen sich die Betroffenen auch stark zurück, wirken nervös, launisch oder bedrückt.
Was tun?
Kaum eine psychische Krankheit fordert so viele Todesopfer (rund 10-15 pro 100 festgestellten Fällen). Daher müssen Magersüchtige unbedingt behandelt werden. Wenn das Gewicht stark sinkt oder der Elektrolythaushalt durch Abführmittel gestört ist, besteht Lebensgefahr: Die Betroffenen müssen ins Krankenhaus. Eine Behandlung ist aber langfristig meist nur dann erfolgreich, wenn sie über die Therapie der körperlichen Symptome hinausgeht. Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische oder systemische Therapie in Einzel- und Gruppensitzungen können den Betroffenen helfen, sich selbst wieder so anzunehmen wie sie sind.
Infobox: Body Mass Index (BMI)
Der Body Mass Index berechnet sich:
BMI = m : l² = Körpergewicht : Körpergröße²
Beispiel: 58kg : (1,65m x 1,65m) = 21,3
Linkbox: Magersucht und Essstörungen
Der Feind auf meinem Teller · Magersucht
„Ich mag es nicht, was ich im Spiegel sehe, ich hasse das!“ Michelle ist 18 Jahre alt und steht vor dem Abitur. Die größte Herausforderung für sie: essen. Michelle ist seit vielen Jahren magersüchtig, jetzt aber ist sie fest entschlossen, wieder gesund zu werden. Dazu gehört auch, dass sie lernt ihren Körper zu mögen – ein schwieriger Weg für die junge Frau.Essprobleme bis hin zur Magersucht sind ein häufiges Problem von Jugendlichen. Typisch ist ein starker Gewichtsverlust, den die Betroffenen bewusst herbeiführen. Sie empfinden sich auch dann noch als zu dick, wenn sie schon unter starkem Untergewicht leiden. Auch Aileen und Nina kämpfen mit den Folgen ihrer Magersucht. Die Krankheit hat ihr ganzes Leben verändert. Ihre Familien und Freunde fühlen sich oft überfordert. Die drei jungen Frauen leiden nicht nur unter Essstörungen, sondern ebenso unter einem übersteigerten Ehrgeiz und einem Hang zum Perfektionismus. Was alle drei lernen müssen: loslassen und das Leben genießen. Der Film begleitet sie bei ihrer Suche nach Normalität.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu Essstörungen
Essstörungen sind keine reine Frauensache, findet die BzGA – und gibt Tipps für Betroffene, Eltern und Lehrer. Lehrer finden dort Unterrichtsmaterialien, Fortbildungsangebote und vieles mehr. Betroffene lesen Geschichten von anderen, Informationen zum Krankheitsbild oder zu Selbsthilfegruppen. Besonders hilfreich: der BMI-Rechner.
Du bist nicht alleine mit deiner Essstörung. Reden wir darüber! Diese Devise macht sich die Seite hungrig-online zu eigen. Mailingliste, Chat, Forum und virtuelle Selbsthilfegruppen helfen Betroffenen, sich Hilfe zu suchen. Lehrer erhalten Unterrichtsmaterialien, Informationen zu Fortbildungen und viele Tipps zum Umgang mit Magersüchtigen – darunter einen Leitfaden zum Ansprechen von möglicherweise Betroffenen.