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Gezeichnete Seelen

Fisch am Haken | Hintergrund

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Autor/in
Stephanie Hügler

Agoraphobie: Wenn kein Ort mehr sicher ist



Ängste zu haben ist normal und für das Leben sogar hilfreich. Was aber, wenn sie zu stark sind und zu einem inneren Gefängnis werden, aus dem man nicht ausbrechen kann? Genau das passiert vielen Menschen mit Agoraphobie.


Zeichnung einer Person, die sich unter einem Bett versteckt. (Foto: SWR/Mosaic Films – Screenshot aus der Sendung)
Zeichnung von Agoraphobie SWR/Mosaic Films – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen
Fisch am Haken (Agoraphobie) SWR/Mosaic Films – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Was ist Agoraphobie?

Die Agoraphobie, auch als Platzangst bezeichnet, zählt zur Gruppe der Panikstörungen. Früher verstand man darunter vor allem die Angst vor großen Plätzen oder Menschenansammlungen. Heute beschreibt der Begriff die unkontrollierbare Furcht vor verschiedenen Orten oder Situationen - etwa Kinos, Cafés, Kaufhäusern, öffentlichen Verkehrsmitteln oder weiten Reisen. Die betroffenen Menschen versuchen, die angstauslösenden Situationen mit allen Mitteln zu meiden. So wie der Jugendliche im Film: Er hat Panik davor, einkaufen zu gehen. Obwohl sein Kühlschrank leer ist, möchte er sich am liebsten unter dem Bett verkriechen und nicht aus dem Haus gehen.

Wann beginnt eine Agoraphobie und wie wirkt sie sich aus?

Panikstörungen treten in der Regel erstmals zwischen dem späten Jugendalter und Mitte 30 auf. Manchmal sind allerdings auch schon Kinder betroffen. Als typische Symptome gelten immer wieder kehrende Panikattacken, oft begleitet vom Gefühl, ersticken zu müssen. Die Betroffenen spüren, wie ihr Herz rast oder laut pocht. Ihnen wird schwindelig, sie werden kurzatmig oder zittern. Auch diese Gefühle schildert der Jugendliche im Film. Er hat das Gefühl, dass ihm „etwas die Luft abschnürt“, und dass jeder „seinen Herzschlag hören“ kann. Er hat Angst umzufallen vor lauter Panik.

Wie erkennt man die Agoraphobie?

Leider sind Panikstörungen bei Kindern und Jugendlichen von Außenstehenden nicht immer leicht zu erkennen, weil man sie auch mit körperlichen Krankheiten verwechseln kann. Es ist aber wichtig, sie zu diagnostizieren, da sich die Angst sonst immer mehr steigern kann. Einige Betroffene leiden unter Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken. Manche trinken Alkohol, um ihrer Panik Herr zu werden. Häufig verschlechtern sich auch die schulischen Leistungen und die sozialen Beziehungen zu Freunden und Familienmitgliedern.

Was kann man tun?

Wenn die Panikstörung diagnostiziert wird, ist sie nach Ansicht vieler Psychiater und Psychotherapeuten gut behandelbar. Medikamente, die Psychiater verschreiben, und Psychotherapie durch ausgebildete Psychotherapeuten können helfen, die Angst in den Griff zu bekommen. Über eine kognitive Verhaltenstherapie etwa lernen Kinder und Jugendliche, wie sie sich vor Panikattacken schützen und mit ihrer Angst umgehen können.

In einer surrealen Landschaft gehen zwei Reihen dunkel gekleideter Männer vom Betracher weg, zwischen ihnen geht ein komplett weißer Mann ohne Kopf auf den Betrachter zu, auf seiner Brust ist ein rotes Herz (Foto: SWR/Mosaic Films – Screenshot aus der Sendung)
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Agoraphobie SWR/Mosaic Films – Screenshot aus der Sendung Bild in Detailansicht öffnen

Linkbox: Agoraphobie und Panikstörungen

Was ist eine Panikattacke? Was kennzeichnet eine Panikstörung und wie behandelt man sie? Das Therapiezentrum Münster, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), informiert hier unter anderem zur Agoraphobie und ihrer Behandlung.

Der Artikel von Planet Wissen gibt einen Überblick über die verschiedenen Angststörungen oder Phobien, darunter auch über die Agoraphobie, und schildert Möglichkeiten zur Behandlung.

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Stephanie Hügler