Die Sendungen der Reihe „Französische Literatur“ unterstützen die Arbeit mit Werken der klassischen französischen Literatur an Gymnasien, vor allem in der Kursstufe.
Sie ermöglichen eine alternative Annäherung an literarische Texte, geben Einblick in die Biographie der Autoren und veranschaulichen den zeitgeschichtlichen Kontext, in dem die Werke entstanden. Des Weiteren schulen sie das Hör-/Sehverstehen und erlauben es den Schülerinne und Schülern, Auszüge aus zeitgenössischen Inszenierungen von französischen Theatern zu sehen. Gleichzeitig vermitteln sie authentisch gesprochenes Französisch und Bühnenfranzösisch. Sie geben außerdem Anregungen für die Auseinandersetzung mit den in den Werken angesprochenen philosophischen Themen.
Damit dienen sie der Erfüllung der in den unterschiedlichen Bildungsplänen formulierten Ziele des Französischunterrichts in der Oberstufe.
Sendung Guy de Maupassant et "La Parure"
Diese Sendung eignet sich aus mehreren Gründen ganz besonders zum Einsatz am Anfang der gymnasialen Oberstufe. Zum Einen umfasst der größte Teil der Sendung stark gekürzte und sprachlich vereinfachte Szenen aus Maupassants Novelle, mit der die Schüler vorher bekannt gemacht werden sollten (siehe Hintergrund). Zum anderen enthalten die Episoden aus dem Leben des Dichters nur wenig schwieriges Vokabular, mit dem man die Schüler rasch vertraut machen kann. Ferner sind diese Lebensbilder jeweils kurze, deutlich gegliederte und mit einem Kommentar versehene szenische Darstellungen, die auch wegen ihrer inhaltlichen Klarheit den Schülern leicht zugänglich sein dürften. Schließlich dürften die lebensnahen Szenen durch die eingängige Spielweise der Schauspieler leicht die Aufmerksamkeit der Schüler wecken und erhalten.
Der Film besteht aus drei großen Teilen: Nach drei Episoden aus dem Leben des Schriftstellers wird im längeren Mittelteil in mehreren Szenen die Novelle "La Parure" nachgespielt, ehe der Schlussteil in drei weiteren biographischen Bildern die letzten Lebensjahre Maupassants bis kurz vor seinem Tod erzählt.
Vorschläge zur Arbeit mit der Sendung
Am Strand von Étretat / A Étretat (00:00 - 02:19)
Zunächst können die Schüler mit dem Standbild, das den Film eröffnet, die Szenerie kurz beschreiben. Die charakteristische Felsküste bei Étretat dürfte vielleicht bekannt sein. Diese Aufgabe erscheint durchaus angebracht, da zu Beginn des Films die beiden Personen (Maupassant und seine Mutter) sich in einer Art Bilderrahmen befinden und sich nicht bewegen. Anschließend könnte aufgrund der Bildbetrachtung die Stilrichtung des Impressionismus kurz zur Sprache kommen. Als Vertreter dieser Malweise wird sicherlich der Name von Claude Monet fallen, den Guy de Maupassant übrigens in Étretat kennengelernt hatte, und mit dem er sich häufiger traf. Somit kann eine ungefähre zeitliche Einstufung der Szene geschehen. Falls Interesse besteht, könnte auch noch ein kurzer Bildvergleich mit Monets Gemälde "La Plage et la Porte d'Amont" aus dem Jahre 1883 angestellt werden. Ähnlichkeiten und Unterschiede sind leicht herauszuarbeiten.
Nachdem die Schüler mit Hilfe der Vokabelliste die erste Szene sprachlich vorbereitet haben, kann man den Film wieder abfahren – die Personen werden "lebendig", der Bilderrahmen verschwindet. Am Ende der kurzen Szene berichten die Schüler, wen sie gesehen und worüber die Personen gesprochen haben. Nach dem stillen Durchlesen der Leitfragen zu dieser Szene (Arbeitsblatt 1) sehen die Schüler dieselbe Szene ein zweites Mal. Daran anschließend können die Leitfragen beantwortet werden.
Erörtert man zum Ende dieses Unterrichtsteils die Familienverhältnisse des Dichters, so bietet sich ein vertiefender kurzer Textauszug aus der Biographie „Maupassant“ von Henri Troyat (Flammarion 1989), S. 13 über die Scheidung seiner Eltern an, der eine biographische Erklärung zu Maupassants Einstellung gegenüber der Ehe und Frauen gibt. Als weitere Hintergrundinformation dient ein Textauszug über Maupassant und den Krieg (siehe Henri Troyat, S. 31-36). Dieser Text beschreibt, wie Maupassant den 70er Krieg erlebt hat und erklärt seine pazifistische Einstellung.
Zimmer einer Prostituierten / Chez une prostituée (02:19 - 05:17)
Diese Szene enthält die meisten unbekannten Wörter, deshalb sollte einige Zeit darauf verwendet werden, die Schüler mit der Bedeutung der neuen Vokabeln bekannt zu machen (Arbeitsblatt 2). Zur Kontrolle könnte man die Schüler auffordern, hinter die französische Erklärung jeweils die deutsche Bedeutung zu notieren.
Danach kann man den Schülern diese Szene zeigen und mit "vrai ou faux"-Alternativen einige szenische Details zur Sprache bringen (Arbeitsblatt 2): Da es sich um eine Fernsehsendung handelt, sollten die Schüler auch genau beobachten, was geschieht, und nicht nur aufzunehmen versuchen, was die Personen sagen.
Nach dieser mehr "optischen" Wiederholung der Szene bzw. der Richtigstellung der falschen Aussagen durch die Schüler lesen diese die Leitfragen still für sich, bevor sie die Sequenz erneut vorgespielt bekommen (Arbeitsblatt 2). Daran anschließend kann man die Schüler dazu auffordern, in Partnerarbeit jeweils eine der Fragen zu beantworten, indem sie dazu kurze Notizen anfertigen, mit deren Hilfe sie dann ihre Ergebnisse darstellen können.
Anschließend können anhand von weiteren Textauszügen aus der Maupassant-Biographie von Henri Troyat drei Aspekte vertieft werden, die in dieser Szene angeklungen sind: zum einen Maupassants Zeit als Angestellter im Marineministerium (siehe Henri Troyat, „Maupassant“, S. 40/41), zum anderen seine ebenso beispiellose wie rücksichtslose Vergnügungssucht (siehe Henri Troyat, S. 47-53). Schließlich gibt ein Ausschnitt aus Henri Troyat S. 71-74, 109 und 115 im Anschluss an den Kommentar am Ende der Szene einen Einblick in die Anfänge von Maupassants literarischem Schaffen.
Im Arbeitszimmer / Dans le bureau de Maupassant (1) (05:17 - 7:28)
Nach der ausgiebigen Textarbeit kann diese Szene zur Abwechslung ohne vorhergehendes Studium der Vokabelliste gezeigt werden. Nach einer ersten Befragung darüber, was verstanden worden ist, und dem Durchsehen der Vokabeln und der Leitfragen (Arbeitsblatt 3) kann man die kurze Szene ein zweites Mal vorspielen. Anschließend dürfte die Beantwortung der Fragen keine Schwierigkeiten bereiten. Zur Abrundung der Arbeit mit dieser Sequenz bieten sich zwei weitere Auszüge aus der Biographie von Henri Troyat an: S. 119/120 und S. 232/233 beleuchtet mit einigen interessanten Details das Verhältnis zwischen Maupassant und seinem langjährigen Diener François Tassart, S. 141/142 und 158 erklärt den Einfluss Schopenhauers auf das Frauenbild Maupassants.
An dieser Stelle kann nun die Bearbeitung der Aufgaben zur Grammatik-Wiederholung (Teile 1-3) (Arbeitsblatt 9) erfolgen, z. B. als Hausaufgabe. Diese Aufgaben behandeln einige wichtige Themen der französischen Grammatik und sind allesamt mehr oder weniger wörtliche Zitate aus den bereits gesehenen Szenen. Auf diese Weise kann neben der Grammatik auch gleichzeitig der eine oder andere inhaltliche Aspekt wiederholt werden.
Zur Novelle "La Parure" (07:28-22:58)
Falls die Novelle vorher mit den Schülern gelesen worden ist, sollten diese Szenen wegen des einheitlichen Gesamteindrucks ohne Unterbrechung gezeigt werden. Da der Novellentext im Film sprachlich wesentlich einfacher ist als Maupassants Originaltext, können die Schüler diese ganze Sequenz ohne Probleme verstehen und genießen. Dass der überraschende Schluss den Schülern aus der Lektüre bekannt ist, dürfte hierbei keinen negativen Einfluss haben, zumal sie sicherlich darauf gespannt sind, wie die einzelnen Szenen filmisch umgesetzt worden sind und vor allem wie Mme Loisel am Ende reagiert, als sie von der relativen Wertlosigkeit des geliehenen und verlorenen Schmuckstücks erfährt.
Die Leitfragen zur Novellenverfilmung (Arbeitsblätter 4 und 5) arbeiten weniger inhaltliche als vielmehr filmische bzw. Aspekte der Inszenierung auf. Um diese Fragen am Ende der Novellenszenen zu bearbeiten, sollten sich vorab kleine Gruppen von Schülern jeweils mit den Fragen zu "ihrer" Szene vertraut machen und ihre Ergebnisse bzw. Beobachtungen im Anschluss an den Teil "La Parure" den Mitschülern kurz referieren.
Maupassants Krankheit schreitet fort / Dans le bureau de Maupassant (2) (22:58 – 24:37)
Wie bei den vorangegangenen Szenen aus Maupassants Leben kann auch hier wie in den folgenden Szenen nach der Durchsicht der Vokabelliste und der Leitfragen (Arbeitsblatt 6) die Sequenz zwei Mal betrachtet werden, ehe die Beantwortung der Fragen erfolgt. Abzuheben wäre beim Unterrichtsgespräch vor allem auf mögliche Ursachen für Maupassants Migräne bzw. seine Halluzinationen ("la dame en gris"). Hierzu kann die Biographie von Henri Troyat (S. 245) herangezogen werden, welche den katastrophalen Einfluss schildert, den diese namentlich nicht bekannte Dame auf die Persönlichkeit Maupassants hatte.
Am Wasser / Au bord de l‘eau (24:37 – 26:54)
Diese Szene kann durch zwei kleine Texte inhaltlich vorbereitet oder nach dem Betrachten abgerundet werden. Ein Auszug aus der Maupassant-Biographie von Henri Troyat (S. 164) schildert den phantastischen Erfolg von "Bel-Ami", und ein weiterer (S. 166/167) setzt sich mit dem damals in weiten Kreisen der Bevölkerung und vor allem unter Künstlern sehr umstrittenen Bau des Eiffelturms auseinander.
Nachdem die Schüler diese Szene gesehen haben, kann man mit Hilfe der Leitfragen (Arbeitsblatt 7) ohne Weiteres den Inhalt aufarbeiten. Allerdings sollte die Person Maupassants in dieser Szene ganz besonders genau beobachtet werden: ist er zu Beginn im Kreise seiner Freunde jovial, gelöst und vollkommen Teil der kleinen Gruppe, so fällt er mit seinen einsetzenden Halluzinationen zurück in seine innere Einsamkeit. Im Film drücken die Geräuschkulisse, die Abwendung Maupassants von der Gruppe und seine Zuwendung zu François diesen Bruch aus. Die Schüler können beobachten, wie sich Mimik und Gestik Maupassants entsprechend verändern. Um das Thema des Leidens in Maupassants Leben zu vertiefen, bietet sich die gemeinsame Lektüre eines Auszugs aus Henri Troyat (S. 224, 229, 243, 247 und 248) an: es schildert mit eindrucksvollen Details den verzweifelten Kampf des Dichters gegen seine immer stärker werdenden Schmerzen.
Park der Klinik / Au parc de l‘asile (26:54 – 29:50)
Bevor die Schüler die letzte Szene anschauen, könnte man sie im Anschluss an die Lektüre des letzten Textes zu Spekulationen über Maupassants weiteren Lebensweg auffordern. Bestimmt wird aufgrund der aussichtslosen Lage, in der unser Dichter sich befindet, auch der Gedanke geäußert werden, Maupassant habe Selbstmord begangen. Dazu kann dann ein Auszug aus Henri Troyat (S. 253/254) herangezogen werden, welcher Maupassants Selbsttötungsversuche sowie seine Einlieferung in die Klinik schildert, von der bereits am Ende der vorigen Szene die Rede gewesen war. Im Anschluss an die Betrachtung der Schlussszene und die Beantwortung der Leitfragen kann zunächst mit einem Auszug aus Henri Troyat (S. 213) Maupassants Verhältnis zu Gott erörtert werden, ehe die Lektüre eines letzten Auszugs aus Henri Troyat (S. 257-266) erfolgt, welcher – vielleicht ein wenig voyeuristisch – die letzten Tage und Stunden des Dichters erzählt. Im Anschluss daran kann man den zweiten Teil der Grammatik-Wiederholung (Arbeitsblatt 10) bearbeiten lassen.
Weiterführende Arbeiten
Falls man möchte, kann man, nachdem man die letzte Szene gezeigt hat, im Zusammenhang nochmals die sechs biographischen Szenen (insgesamt 10 Minuten) vorspielen und dabei die Novelle auslassen. Anschließend könnte der Inhalt noch einmal aufgearbeitet werden, indem sich die Schüler Fragen notieren, die sie an Maupassant stellen möchten, während ein besonders guter und im voraus dafür bestimmter Schüler hierbei die Rolle des Dichters übernehmen könnte. Die Schüler müssen allerdings darauf hingewiesen werden, dass sie mit ihren Fragen nicht über das hinausgehen sollen, was sie gelesen oder gesehen haben.
Als Fortführung der Arbeit mit dem Film wäre als Anschlussthema "Les rapports franco-allemands" denkbar. Neben entsprechenden Sachtexten könnte man die Novelle "L'aventure de Walter Schnaffs" lesen – von Guy de Maupassant.