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Französische Literatur

Albert Camus "Les Justes" | Unterricht

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Autor/in
Leonore Zwölfer

Die Sendungen der Reihe „Französische Literatur“ unterstützen die Arbeit mit Werken der klassischen französischen Literatur an Gymnasien, vor allem in der Kursstufe.

Sie ermöglichen eine alternative Annäherung an literarische Texte, geben Einblick in die Biographie der Autoren und veranschaulichen den zeitgeschichtlichen Kontext, in dem die Werke entstanden. Des Weiteren schulen sie das Hör-/Sehverstehen und erlauben es den Schülerinne und Schülern, Auszüge aus zeitgenössischen Inszenierungen von französischen Theatern zu sehen. Gleichzeitig vermitteln sie authentisch gesprochenes Französisch und Bühnenfranzösisch. Sie geben außerdem Anregungen für die Auseinandersetzung mit den in den Werken angesprochenen philosophischen Themen.

Damit dienen sie der Erfüllung der in den unterschiedlichen Bildungsplänen formulierten Ziele des Französischunterrichts in der Oberstufe.

Unterricht:

Das Theaterstück "Les Justes" ist für die Kursstufe geeignet. Die Dokumentation über Albert Camus kann auch unabhängig von der Behandlung des Stücks genutzt werden, wenn andere Werke des Autors im Unterricht gelesen werden.

Erarbeitung der Biographie

Die Unterrichtseinheit zu Albert Camus und "Les Justes" könnte mit der Einführung in die Biographie des Autors beginnen. Zunächst kann das Arbeitsblatt 1 (Biographie) ausgeteilt und nach einem ersten Betrachten der Biographie von den Schülern ausgefüllt werden (Multiple choice).

Bei einem zweiten Durchgang könnte man bei Minute 04:41 abbrechen, um mit den Schülern einige wesentliche Punkte des Lebens von Albert Camus zwischen1913 bis 1944 zu erarbeiten: die Jugend in Algerien, die Arbeit als Journalist, das politische und soziale Engagement und - mit Hilfe von Arbeitsblatt 2 (Interview) - die Spannung zwischen "solitude" (als Schriftsteller) und "communauté" (als Theatermann).
Im Anschluss kann man mit Hilfe der Sendung (Minute 04:41 - 07:33), den Lebensweg Albert Camus während der Zeit des zweiten Weltkriegs im besetzten Frankreich (Engagement im französischen Widerstand) und in der Nachkriegszeit vertiefen.

Einarbeitung in das Theaterstück "Les Justes"

Vor der Lektüre des Werks empfiehlt es sich, die in der Sendung angebotene Entstehungsgeschichte zu zeigen bis zu der Kernfrage: "La fin justifie-t-elle les moyens?" (Minute 07:33 - 08:35). Nachdem geklärt ist, dass die historischen Informationen verstanden wurden, sollten die Schüler schriftlich in Einzel- oder Gruppenarbeit den vorliegenden Konfliktfall in einem kleinen französischen Text darstellen und anschließend eine eigene Entscheidung treffen und begründen. (Möglicherweise müsste man bei dieser Aufgabe aufs Deutsche ausweichen, um die Schüler bei nicht ausreichender Sprachkompetenz nicht zu frustrieren).

Auch die kurze Vorstellung der Personen des Stückes (Minute 08:35 - 09:30) bis "Car il y avait deux enfants dans la calèche" könnte noch vor die Textarbeit geschaltet werden. Sie schafft Überblick und erleichtert das Textverstehen.
Im Folgenden wird anhand der Textlektüre ein ausführliches Charakterbild der Figuren erarbeitet, einschließlich ihrer Beziehungen zueinander und ihrer politischen und weltanschaulichen Ansichten. Dabei soll klar werden, dass Dora, obwohl sie zunächst an der politischen Aktion nicht aktiv teilnimmt, eine zentrale Stellung im Stück zukommt: im Gespräch mit ihr werden Stepan und Yanek sich der eigenen Position bewusst: aus der aufkeimenden Liebe zwischen Dora und Yanek entwickelt sich der tragische Antagonismus zwischen politischer Aktion und persönlichem Glück.

Arbeit mit den Theaterszenen der Sendung

Es empfiehlt sich, die ausgewählten Szenen jeweils nach ihrer Behandlung im Unterricht zu zeigen. Da die Inszenierung den Akzent eher auf die menschliche Begegnung als auf die ideelle Auseinandersetzung legt, geht es in den Aufführungsausschnitten um die Unmöglichkeit, in der gegebenen politischen Situation dieses Recht auf individuelles Glück zu verwirklichen. Die Männer lösen dieses Problem.

Stepan, der das Leben hasst, gerät überhaupt nicht in einen tragischen Konflikt. Für ihn steht "die gerechte Sache" eindeutig über dem einzelnen Menschenleben: Allein der Zukunft und der Menschheit gilt sein Blick. Die Aufführung lässt nachvollziehen, dass Stepans lebensverachtende Position aus seinem furchtbaren Schicksal erwachsen ist. Es sollte aber auch klar werden, dass Stepans Anschauungen nicht die Camus' sind, dass Stepan im strengen Sinn nicht zu den "Justes" gehört.

Yanek opfert sein Leben und sein Glück für die Gerechtigkeit, seine persönliche Liebe um der Liebe zum Volk willen, aber er tut es schweren Herzens. "Tu avais raison, ce n'est pas simple. Je croyais que c'était facile de tuer, que l'idée suffisait, et le courage." (III. Akt). Sein Abschied von Dora reduziert den Konflikt auf einen Satz: "Je … La Russie sera belle".

Dora ist die fragilste und menschlichste Figur des Stückes. Sie durchlebt den unlösbaren Konflikt in seinem ganzen Ernst, hat die tiefsten Zweifel am Sinn der revolutionären Tat. Eine weibliche Position vielleicht, die Camus' Widersprüche in ganzer Schärfe spiegelt. Dora ist es aber auch, die nach dem Bericht von der Hinrichtung von Yaneks Rechtfertigung und Verwandlung spricht: "Ne pleurez pas…. C'est le jour de la justification…. Yanek n'est plus un meurtier … Le voilà retourné à la joie de l'enfance." Es bleibt offen, ob diese Verklärung von Yanek Doras tiefe Überzeugung ist oder aus tiefer Verzweiflung gleichsam zur Selbstberuhigung gesprochen wird, und ob sie den Zuschauer/Leser überzeugen kann. Das sollte im Unterricht kontrovers diskutiert werden, ebenso wie die Motive, die Dora dazu veranlassen, um das "Recht" zu bitten, die nächste Bombe werfen zu dürfen.

Fortsetzung der Erarbeitung der Biographie

Nach Abschluss der Lektüre des Theaterstücks wird der zweite Teil der Biographie gezeigt (Minute 25:58 bis Ende). Camus' Stellung im Algerienkrieg kann dabei als persönliches Drama seines Lebens diskutiert werden. Es sollte aber auch möglich sein, den Rest der Dokumentation kommentarlos anzuschauen um danach auf das philosophische Wirken Albert Camus' näher einzugehen.

Alle Themen zum Schwerpunkt Französische Literatur

Voltaire et "Candide"

Der naive Candide im irdischen Paradies, im Schloss zu Thunder-ten-tronckh, im grausamen Krieg zwischen Bulgaren und Abaren, beim Erdbeben von Lissabon, als Opfer der Inquisition: Er kommt nach unzähligen Abenteuern, endlich vereint mit der einst geliebten Cunégonde, zu der Schlussfolgerung: Wir müssen unseren Garten bearbeiten. Voltaire, der Kritiker seiner Zeit, der politisch Verfolgte, an europäischen Königshöfen Gefeierte, hat sein eigenes Leben in diese philosophische Erzählung gepackt.

Molière

Szenenausschnitte aus „Les Précieuses ridicules“, „L'Ecole des femmes“, „Don Juan“ und „Le Malade imaginaire“ geben einen repräsentativen Überblick über das Werk Molières. Zwischenspiele greifen Augenblicke aus dem Leben des Jean-Baptiste Poquelin und seiner illustren Theatergruppe auf.

Guy de Maupassant et "La Parure"

Das Leben Guy de Maupassants – seine Liebe zur Natur, zum Wasser und zur Normandie, sein ausschweifendes Leben in Paris, seine Abscheu vor dem Krieg (1871/72), seine fortschreitende Krankheit, sein Tod im Alter von nur 42 Jahren – rankt sich in fünf impressionistischen Bildern um die Inszenierung seiner Novelle „Der Schmuck“: Die brave Mathilde Loisel leiht sich für den Ball ihrer Träume ein Diamantkollier – und verliert es. Zehn Jahre lang führen sie und ihr Mann ein elendes Leben und schuften, um das Ersatzschmuckstück abzubezahlen...

Albert Camus "Les Justes"

Russland, 1905: soziales Elend. Eine Gruppe von Revolutionären ermordet den Großherzog Sergej. Die Mitglieder diskutieren heftig darüber, inwieweit zum Durchsetzen politischer Ziele Gewalt anzuwenden ist. Eine der vielen Fragen, die Albert Camus im Laufe seines kurzen Lebens zu lösen versuchte, und die er in dem Theaterstück „Les Justes“ thematisierte. Eine Dokumentation über sein Leben ergänzt die Szenenausschnitte und stellt sie in einen biographischen und zeitgeschichtlichen Zusammenhang.

Eugène Ionesco "La Cantatrice Chauve"

Zwei Ehepaare tauschen Banalitäten aus, ein Feuerwehrhauptmann versucht ein Missverständnis aufzuklären, das Gespräch wird immer floskelhafter, die Sprache löst sich auf, eine „kahle Sängerin“ erwartet man vergebens in dem gleichnamigen Theaterstück von Eugène Ionesco. Die anschließende Dokumentation über das Leben des Autors vermittelt einen Einblick in seine geistige Welt und beleuchtet die Besonderheiten des absurden Theaters.

Jean-Paul Sartre "Huis Clos"

Garcin, Inès und Estelle sind in einem Raum eingeschlossen und machen sich gegenseitig das Leben zur Hölle. In die Hölle sind sie gekommen, weil alle drei am Tod eines geliebten Menschen schuld sind. Die Henker in der Sartre’schen Hölle sind die "Anderen". An die Ausschnitte aus dem Theaterstück „Huis Clos“ schließt sich eine Dokumentation über Jean-Paul Sartre an, die das Leben des wohl berühmtesten Vertreters des französischen Existentialismus nachzeichnet.

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Autor/in
Leonore Zwölfer