Collage Bannerbild (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Die Pfalz

Von Auswanderern und Wandermusikanten | Unterricht

Stand
Autor/in
Thomas Schmid


Themen
• Auswanderung
• Pfalz
• Einwanderung
• Migration
• USA
• Mennoniten
• Kartoffelfäule
• Musiker

Fächer
• MeNuK
• Sachunterricht
• Erdkunde
• Geschichte
• EWG
• WZG

Klassenstufen
• Klasse 4, Grundschule
• ab Klasse 5, alle Schularten

Auswanderer mit Pferdefuhrwerk. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Viele Pfälzer wanderten aus wirtschaftlicher Not aus Bild in Detailansicht öffnen
Aus der Schweiz wanderten verfolgte Mennoniten in die Pfalz ein Bild in Detailansicht öffnen

Bezug zu den Bildungsplänen

Die Bildungspläne für das Fach Geschichte weisen für alle Klassenstufen den Themenbereich ‚Bevölkerungsbewegungen in Vergangenheit und Gegenwart‘ aus (Stand 2016). Genauer heißt es dazu:
„Die Schülerinnen und Schüler können …
… große Bevölkerungsbewegungen in ihrer jeweiligen Dimension ermessen;
… die Motive und Ursachen von Migration im Hinblick auf ihre räumlichen, historischen und politischen Bedingungen hin differenziert einschätzen;
… die Folgen für alle Betroffenen aufzeigen:“

Für die Mittelstufe sind die Kompetenzen zum Themenkomplex ‚Auswanderungen aus Mitteleuropa‘ unter anderem wie folgt formuliert:
„Die Schülerinnen und Schüler können …
… Auswanderungen als Reaktionen auf politische, religiöse, soziale und wirtschaftliche Notlagen darstellen;
… die Dimension ermessen, Heimat und gewachsene Verbindungen zu verlassen, in der Hoffnung einen Neuanfang beginnen zu können;
… aufzeigen, dass die Immigranten eine zentrale Bedeutung für den Auf- und Ausbau der aufnehmenden Staaten hatten.“

Die SWR-Produktion ‚Die Pfalz – Von Auswanderern und Wandmusikanten‘ deckt die oben genannten Aspekte beispielhaft ab und eignet sich bestens, die geforderten Kompetenzen anzubahnen.

Unterrichtsablauf

Vorbemerkung: Der Klasse sollten zu Recherche-Zwecken Lexika, Atlanten sowie Zugänge zum Internet zur Verfügung stehen.

Der doppelstündige Geschichtsunterricht beginnt mit einem Tafelanschrieb, der die folgenden zentralen Begriffe beinhaltet: Pfalz, Schweiz, USA, Brasilien, Japan, dazu ein Fragezeichen. Die Anordnung könnte sich an den geographischen Gegebenheiten orientieren und daher folgendermaßen aussehen:

Darstellung einer Tafel, auf der "Pfalz, Schweiz, USA, Brasilien, Japan" und ein Fragezeichen stehen. (Foto: SWR)
Vorschlag fürs Tafelbild

Die Schülerinnen und Schüler werden aufgefordert, sich Gedanken zu möglichen Zusammenhängen zu machen und diese entsprechend zu äußern. Das ist im Plenumsgespräch denkbar, könnte aber auch nach einer kurzen partnerschaftlichen Murmelphase geschehen.

Anschließend leitet die Lehrkraft zum Film über, indem angekündigt wird, dass dieser die jeweiligen historischen Bezüge unter den angedeuteten vier Aspekten darstellt.
Die Arbeitsblätter 1 bis 4 werden verteilt, pro Schüler eines, um inhaltlich arbeitsteilig vorgehen zu können. Dabei ist darauf zu achten, dass leistungsstärkere Schülerinnen und Schüler den 3. Arbeitsbogen (Brasilien) erhalten, da dieser die anspruchsvollste Aufgabe stellt.

Nachgestellte Szene : Musiker auf Schiff. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Viele Pfälzer versuchten ihr Glück als Musiker in den USA

Während die Klasse den Film sieht, kann bereits an den Lösungen gearbeitet werden. Danach sollte noch genügend Zeit für die weiterführenden Aufgaben zur Verfügung stehen.
Im Anschluss daran treffen sich zwei bis drei Schülerinnen und Schüler mit dem gleichen Arbeitsblatt, um sich gegenseitig zu ergänzen oder zu korrigieren.

Im nächsten Unterrichtsschritt werden Vierer-Gruppen gebildet. Aus jeder vorherigen Expertengruppe wird ein Vertreter benötigt, um die jeweils anderen Team-Mitglieder über die dokumentierten Arbeitsergebnisse zu informieren. Auf dem zusammenfassenden Arbeitsbogen 5 werden die wesentlichen Erkenntnisse festgehalten.

Globus mit Reiserouten nach Philadelphie und Porto Alegre. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
USA und Brasilien gehörten zu den bevorzugten Zielen der Pfälzer

Nachdem diese überprüft wurden (zum Beispiel in Form eines Lösungsaushangs), wird das Rätselblatt (Arbeitsblatt 6) in die Gruppe zur Weiterarbeit gegeben. Die Schülerrinnen und Schüler können sich beim Lösen unterstützen und schließlich den zentralen Begriff ‚Migration‘ definieren. Die Überprüfung kann im Plenum stattfinden.

In der nun folgenden Anwendungs- beziehungsweise Transferphase trennt sich die Gruppe. In Einzelarbeit sollen sich die Jugendlichen in die Rolle eines Auswanderers oder Reisenden versetzen, um ihre (imaginären) Erlebnisse zu schildern (Arbeitsblatt 7). Falls genügend Zeit bleibt, können ausgewählte Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnis-Briefe abschließend vorlesen.

Ganz zum Schluss kann auf den anfänglichen Tafelanschrieb zurückgegriffen werden. Die Klasse erläutert nun die entsprechenden historischen und geographischen Zusammenhänge, gegebenenfalls in Bezug auf die anfangs geäußerten Vermutungen.

Die Hausaufgabe (Arbeitsblatt 8) ermöglicht eine Gegenwartsorientierung. Die derzeitige Flüchtlingssituation wird dabei vergleichend unter die Lupe genommen, eventuell mit lokalem beziehungsweise regionalem Bezug.

Methodische Erläuterungen

Die Tafelskizze am Beginn der Stunde hat mehrere Funktionen: Sie führt die wichtigsten geographischen Begriffe räumlich geordnet ein, leitet so zur inhaltlichen Arbeit hin und kann die Klasse motivieren, eigene Überlegungen anzustellen.

Die vier Arbeitsblätter der ersten Arbeitsphase sind so gestaltet, dass sie teilweise bereits während des Schauens des Films bearbeitet werden können, aber auch eine spätere Vertiefung ermöglichen. Zudem wird der komplexe Inhalt in vier überschaubare ‚Portionen‘ aufgeteilt, die später mittels des fünften Arbeitsblattes wieder zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Zuvor können sich die Schülerinnen und Schüler in arbeitsgleichen Kleingruppen ihrer Ergebnisse versichern. Diese werden im kommenden Arbeitsschritt benötigt.

Das Rätsel-Blatt wiederholt wichtige Schlagworte des Films und mündet in die Erklärung des Begriffs ‚Migration‘.

Zwei Grundprinzipien historischen Lernens werden in den letzten Unterrichtsschritten berücksichtigt: Die Umwälzung oder Anwendung des neu Gelernten in Form eines Briefes schult das Empathie-Vermögen der Jugendlichen, die Recherche zur Flüchtlingssituation dient der Schaffung eines aktuellen Gegenwartsbezugs, der einerseits das Verständnis für die Migranten fördert und außerdem der Anbahnung eines umfassenden Geschichtsbewusstseins dient.

Alle Themen zum Schwerpunkt Die Pfalz

Von Auswanderern und Wandermusikanten

Über Jahrhunderte war die Pfalz vom Kommen und Gehen geprägt. Immer wieder blieb vielen aus Not nichts anderes übrig, als ihre Heimat zu verlassen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war die Pfalz entvölkert und Mennoniten aus der Schweiz siedelten sich an. Im 18. und 19. Jahrhundert zwang die Armut dann viele Menschen zur Auswanderung nach Amerika. Einige Pfälzer wurden zu Berufsmusikern. Sie bereisten als Zirkusmusikanten die ganze Welt, kehrten jedoch immer wieder in ihre Heimat zurück.

Die Pfalz SWR Fernsehen

Von Bauern und Winzern

Während im fruchtbaren Pfälzer Vorland Wein und Tabak gedeihen, sind die Böden im Pfälzer Wald karg und werfen wenig Ertrag ab. So wurde einst die anspruchslose Kartoffel zum idealen Hauptnahrungsmittel – bis die Kartoffelfäule im 19. Jahrhundert zu großen Hungersnöten führte. Der Wald war von jeher eine wichtige Nahrungsquelle: Die Menschen sammelten Pilze, Beeren und Esskastanien. Die Schweine suchten sich ihr Futter in den Eichen- und Buchenwäldern. Laub und Moos dienten als Streu im Stall.

Die Pfalz SWR Fernsehen

Von Eisen und Sandstein

Die Farbe des Buntsandsteins im Pfälzer Wald rührt von Eisenoxiden her. Schon die Römer nutzten das Eisenerz dieser Gegend. Im 19. Jahrhundert wurden aus Schmieden große Industriebetriebe, und die Gienanth-Eisenwerke waren bald der wichtigste Arbeitgeber der Pfalz. Das Familien-Unternehmen führte eine Betriebskrankenkasse ein und baute Arbeiterwohnungen in unmittelbarer Nähe zum Werk und zum Herrenhaus. Die Firma stellt bis heute Gussstahl her, vor allem für die Auto- und Schiffsindustrie.

Die Pfalz SWR Fernsehen

Von Holz- und Lederschuhen

Viele Menschen im Pfälzer Wald waren darauf angewiesen neue Einnahmequellen zu finden, um zu überleben. Nachdem 1790 die Residenz in Pirmasens aufgelöst wurde, begannen die arbeitslosen Soldaten aus Uniformen Schuhe zu nähen. Im 19. Jahrhundert führte die wachsende Nachfrage nach Lederschuhen zur Gründung zahlreicher Schuhmanufakturen, und Pirmasens wurde zu einem Zentrum der Schuhindustrie. Die Firma Peter Kaiser ist eine der wenigen, die auch heute noch erfolgreich Schuhe produziert.

Die Pfalz SWR Fernsehen

Von Bürsten und Besen

Holz war schon immer ein wichtiger Rohstoff im Pfälzer Wald. Aus Holz und Tierborsten ließen sich Bürsten und Besen herstellen, eine willkommene Einkommensquelle für zahlreiche Menschen. Die Bürsten wurden in Heimarbeit hergestellt und über fahrende Händler bis ins Ausland verkauft. In Ramberg gab es um 1850 rund 130 Bürstenmacher und Anfang des 20. Jahrhunderts acht Bürstenfabriken. Heute sind noch zwei Betriebe übrig, und die setzen auf Qualität.

Die Pfalz SWR Fernsehen

Stand
Autor/in
Thomas Schmid