Die deutsch-französische Geschichte begann vor etwa tausend Jahren. Frankreich und Deutschland sind ursprünglich aus einem Reich entstanden: dem Frankenreich.
Das Reich Karls des Großen
Karl der Große, Kaiser der Franken, wird von Deutschen und Franzosen als ihr Urvater beansprucht.
Die karolingische Dynastie regierte im 9. Jahrhundert links und rechts des Rheins.
Nach dem Tode Karls des Großen stritten sich seine Söhne und Enkel um die Macht und teilten das Territorium unter sich auf.
Aus den Teilreichen gingen später Frankreich und Deutschland hervor.
Im Westen war der romanische Einfluss größer, im Osten der germanische, und so entstanden langsam unterschiedliche Sprach- und Kulturräume.




700 Jahre Frieden
Danach waren die Beziehungen der beiden Staaten viele Jahrhunderte lang mehr oder weniger reibungslos. Beide Reiche waren mit dem inneren Aufbau und inneren Angelegenheiten beschäftigt. Die deutsch-französische Grenze bot keinen Anlass für außenpolitische Konflikte. Die Interessen lagen anderswo.
Konflikte entlang der Rheingrenze traten erst seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) immer häufiger auf. Grausame Besetzungen und Zerstörungen im süddeutschen Raum waren der Keim für die beginnenden Ressentiments zwischen Franzosen und Deutschen.
In der französischen Revolution 1789 standen sich die alte Herrschaft und die moderne Gesellschaft gegenüber. Der Sieg der Revolution war eine Voraussetzung für die moderne Welt. Die Revolution war auch eine Geburtsstunde des modernen Nationalstaats und des Nationalismus.
19. Jahrhundert: Ressentiments
Anfang des neunzehnten Jahrhunderts überzog Napoleon Europa mit Krieg und Fremdherrschaft. Der Widerstand gegen Napoleon wurde in Deutschland zur Keimzelle des nationalen Bewusstseins. Der Wunsch, aus dem damals zersplitterten Deutschland ein einheitliches zu machen, wurde immer stärker.
Die national gefärbten Konflikte ließen zunehmend politische Ressentiments entstehen.
Feindschaft in den Außenbeziehungen schmälerten indessen nicht die Wertschätzung der Franzosen für das Deutschland Schillers und Goethes. Gleichzeitig blieb Paris das Zentrum von Demokraten, Sozialisten und Liberalen, die den Deutschen Bund wegen Unterdrückung und Zensur verlassen mussten.
1870 – 1871 Der deutsch-französische Krieg
Die Herrscher beider Länder hielten einen Krieg für unausweichlich.
Kaiser Napoleon III erklärte Preußen den Krieg, um sein Herrschaftsgefüge zu retten.
Kanzler von Bismarck provozierte den Krieg um die deutschen Länder zum Deutschen Reich zu vereinen.


Die Niederlage auf eigenem Boden war für Frankreich eine nationale Demütigung. Der Kaiser wurde gefangengenommen, Paris von den Deutschen besetzt. Elsass-Lothringen wurde von Frankreich abgetrennt und gegen den Willen der dortigen Bevölkerung dem neu entstandenen Deutschen Reich zugeschlagen.



Der deutsche Sieg 1871 war zugleich die Geburtsstunde des Deutschen Kaiserreiches.
Zum ersten Mal waren die Deutschen in einem Nationalstaat vereint. Die Geburt des deutschen Kaiserreiches fiel zusammen mit dem Ende des französischen Kaiserreiches.
Die Proklamation des neuen Reiches im Versailler Spiegelsaal demonstrierte deutsche Macht und Herrschaftsanspruch.
Der Krieg und die Zeremonie hatten neue Gräben zwischen Deutschen und Franzosen aufgerissen. In Frankreich vergifteten die Gedanken an Rache und an die Rückgewinnung von Elsass-Lothringen das politische Klima. Obwohl die Bewunderung für die deutsche Kultur anhielt, entstand nun eine antideutsche Literatur.
Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert stieg Deutschland zur Wirtschaftsgroßmacht auf. Das vertiefte in Frankreich noch das Mistrauen gegenüber den Nachbarn. In der Zeit bis 1914 kam es zu machtpolitischen Gegensätzen und zu einem Rüstungswettlauf zwischen Deutschland und Frankreich.
1914 – 1918 Der Erste Weltkrieg
Der erste Weltkrieg hatte seine Ursachen in vielfältigen Rivalitäten zwischen allen europäischen Großmächten. Er hatte weltweite Auswirkungen und kulminierte an der deutsch-französischen Front: fast dreieinhalb Millionen deutsche und französische Soldaten fielen. Jeder sechste deutsche und französische Soldat kehrte nicht aus dem Krieg heim. Die Bilanz des Krieges: Millionen von Menschenopfern, verheerende Zerstörungen, ein neuer Höhepunkt an Feindschaft.
Frankreich war unter den Siegern des ersten Weltkriegs. Im Friedenvertrag von Versailles wurde Deutschland die alleinige Schuld für den Krieg gegeben, und es musste hohe Reparationen zahlen. Deutschland sollte schwach gehalten werden.
Das Elsass und die lothringischen Teile kehrten wieder an Frankreich zurück.
Das Saargebiet wurde 15 Jahre lang dem Völkerbund unterstellt.
Frankreich durfte die Kohlegruben ausnutzen.


Den Franzosen ging der Vertrag nicht weit genug, sie sahen sich nach wie vor von Deutschland aus bedroht.
Die überwiegende Mehrheit der Deutschen lehnte Gebietsabtretungen und die hohen Reparationsforderungen ab.
Um Deutschland zur Einhaltung des Versailler Vertrags zu zwingen, besetzte Frankreich 1923 das Ruhrgebiet. Dort reagierte man mit passivem Widerstand, mit Arbeitsniederlegung und Stilllegung von Zechen.
Nicht alle Deutschen und Franzosen dachten in Hass und Ablehnung. In der Weimarer Republik war es besonnenen Kreisen klar, dass nach den beiden schlimmen Kriegen Frankreich und Deutschland nur dann eine Chance haben würden, wenn sie zusammenarbeiten und eine gemeinsame Politik führen würden. Es folge eine kurze Periode der Verständigung unter den Außenministern Gustav Stresemann und Aristide Briand. Sie einigten sich auf Sicherheitsgarantien, die die Ängste der Franzosen beruhigten und Hoffnung auf langfristigen Frieden weckten. Diese Verständigungsbereitschaft ging als „Geist von Locarno“ in die Geschichte ein. Er wurde in Frankreich begrüßt, rief aber in Deutschland den Protest nationalistischer Kreise hervor. Als Briand und Stresemann aus der Außenpolitik ausschieden, starb die kurze Euphorie. Frankreich begann 1929, die Maginot-Linie zu bauen, als Schutz gegen eine deutsche Invasion.
Mit dem Nationalsozialismus lebte die alte Ideologie der Erbfeindschaft in Deutschland wieder auf. Man tat so, als seien die Franzosen schon immer Feinde gewesen. Ziel der antifranzösischen Propaganda war es, den Versailler Vertrag zu zerschlagen. Dennoch war die französische Politik bis 1939 bemüht, sich defensiv zu verhalten und Krieg zu vermeiden.
1939 – 1945 Der Zweite Weltkrieg
Die französische Armee erlitt in nur sechs Wochen eine verheerende Niederlage, die ganz Frankreich schockierte und heute noch nachwirkt. Die nördliche Hälfte Frankreichs wurde von den Deutschen besetzt und dem deutschen Militärbefehlshaber in Paris unterstellt. Der südliche Teil – die sogenannte „freie Zone“, die 1942 dann auch von den Deutschen besetzt wurde - wurde von Marschall Pétain regiert, der seinen Sitz in Vichy hatte und zunehmend mit den Deutschen kollaborierte.
Die Kollaboration führte zu einer institutionalisierten Ausbeutung der Bevölkerung und der Wirtschaft Frankreichs. Juden wurden verfolgt, Arbeiter rekrutiert. Zahlreiche Franzosen arrangierten sich mit dem Regime.

Es gab aber auch diejenigen, die sich den deutschen Besatzern widersetzten und sich der Widerstandsbewegung, der Résistance, anschlossen. Von London aus rief Charles de Gaulle zum Kampf für ein freies Frankreich auf. Die deutschen Truppen reagierten auf den Widerstand mit Terrorisierung der französischen Bevölkerung, mit Geiselerschießungen und Deportierungen.
Frankreichs Befreiung gelang gemeinsam mit den Truppen der Alliierten. General de Gaulle hielt einen triumphalen Einzug in das befreite Paris.
Die Bilanz des Krieges: weltweit circa 55 Millionen Tote, davon etwa 600 000 Franzosen und 6 Millionen Deutsche. Fast die Hälfte aller Toten waren Zivilisten.
1945 war Deutschland am Ende und in den Händen der vier Siegermächte Großbritannien, USA, Sowjetunion und Frankreich.
Elsass-Lothringen gehörte nun wieder zu Frankreich, und Deutschland wurde unter den Siegern in Zonen aufgeteilt. Frankreich wurde Besatzungsmacht im Südwesten und in Westberlin.



Niederlage, Besatzung, Kollaboration und NS-Terror sind die Erinnerungen, die Frankreich 1945 mit Deutschland verband. Nach drei Kriegen um Raum und Wirtschaft, nach fast einem Jahrhundert äußerster Belastung war das deutsch-französische Verhältnis am Tiefpunkt.
1945: Die Beziehungen auf dem Nullpunkt
Die Franzosen verwalteten Süd-Westdeutschland als Besatzungszone und sahen sich unter Charles de Gaulle mit dem alten Problem konfrontiert: Was tun mit einem besiegten Deutschland, das wieder gefährlich werden könnte? Dazu gab es zwei unterschiedliche Konzepte:
Das Sicherheitskonzept stand zunächst im Vordergrund der französischen Besatzungspolitik: Deutschland sollte so geschwächt werden, dass von deutschem Boden nie mehr eine Bedrohung für Frankreich ausgehen könne. Frankreichs Außenminister Robert Schuman versprach der französischen Nationalversammlung, dass Deutschland nie eine Armee haben würde, und dass seine Stahlproduktion kontrolliert würde.
Das zweite Konzept war ein Integrationskonzept, das sich allmählich durchsetzte. Deutschland sollte fest in eine europäische Staatengemeinschaft eingebunden werden, um den deutsch-französischen Gegensatz im Rahmen einer europäischen politischen Einigung zu überwinden.
1950 Robert Schuman und die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion)
1950 schlug der französische Außenminister Robert Schuman vor, die Gesamtheit der französischen und deutschen Kohle- und Stahlproduktion unter eine gemeinsame oberste Aufsichtsbehörde zu stellen. Andere Länder sollten ebenfalls beitreten können. Kohle und Stahl waren Schlüsselindustrien zur Herstellung von Waffen. Die „Solidarität der Produktion“, so Schuman, sollte bekunden, dass jeder Krieg zwischen Frankeich und Deutschland nun undenkbar und materiell unmöglich sei. Damit, und vor allem durch die Einbeziehung anderer europäischer Staaten, sollte das deutsch-französische Verhältnis entschärft werden.
Zu den Gründungsmitgliedern der Montanunion gehörten auch Italien, Belgien, die Niederlande und Luxemburg. Die Montanunion war der erste Schritt auf dem Weg zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), die 1957 gegründet wurde, und der Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande angehörten.

1958 – 1963: Charles de Gaulle und Konrad Adenauer
1958 begann eine Ära der Begegnung. Bundeskanzler Konrad Adenauer war von der Wichtigkeit enger, regelmäßiger und dauerhafter Beziehungen zwischen Frankeich und Deutschland überzeugt. Als der französische Staatspräsident Charles de Gaulle ihn zu sich nach Hause nach Colombey-les-deux-Eglises einlud, war Adenauer zunächst skeptisch, denn de Gaulle galt als anti-deutsch. Doch de Gaulle schlug Adenauer bei dieser ersten Begegnung eine enge deutsch-französische Zusammenarbeit vor. Er wollt, dass Frankreich eine wichtige Rolle in der Weltpolitik spielte, wusste jedoch, dass es dies nur im Rahmen eines starken Europa tun könnte, das von den Großmächten USA und UdSSR unabhängig war. Er sagte Adenauer, Frankeich befürchte nun keinen deutschen Angriff mehr, und der einzig mögliche Partner für Frankreich sei die Bundesrepublik – vorausgesetzt sie verzichte auf Atomwaffen und betrachte die Ostgrenze als endgültig. Das erste Treffen de Gaulles und Adenauers war der Beginn eines engen freundschaftlichen Verhältnisses.
Ein Gegenbesuch von de Gaulle in Deutschland 1962 war ein noch größerer Erfolg. Bei einer Rede im Bonner Rathaus sagte er: „Wenn ich Sie hier alle so um mich herum versammelt sehe, wenn ich ihre Kundgebungen höre, empfinde ich noch stärker als zuvor, die Würdigung und das Vertrauen, das ich für Ihr großes Volk, jawohl, für das große deutsche Volk hege!“
1963: Der deutsch-französische Freundschaftsvertrag (Elysée-Vertrag)
1963 wurde in Paris ein Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit unterzeichnet. Er symbolisiert einen Wendepunkt in den Beziehungen. Die Phase der Aussöhnung war weitgehend abgeschlossen. Nun begann eine enge Kooperation beider Regierungen. Um die Politik besser abzustimmen, waren regelmäßige Treffen zwischen dem französischen Präsidenten und dem Bundeskanzler sowie zwischen Ministern vorgesehen.
Das Deutsch-Französische Jugendwerk wurde gegründet. Von beiden Regierungen finanziert, stellt es Jugendaustauschprogramme und Sprachkurse in den Mittelpunkt seiner Arbeit. Durch Begegnungen sollen Vorurteile abgebaut und eine gemeinsame Identität geschaffen werden. Bis heute haben 8 Millionen Jugendliche aus beiden Ländern an den Begegnungen teilgenommen.
Von der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) zur Europäischen Gemeinschaft (EG)
Frankreich und Deutschland spielten aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung eine Schlüsselrolle im europäischen Einigungsprozess. Doch unterschiedliche Interessen führten immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Partnern.
Frankreich war der gemeinsame Agrarmarkt wichtig. Da in Frankreich mehr Menschen in der Landwirtschaft arbeiteten, wollte die Regierung in den 1960er Jahren den französischen Markt schützen und europäische Absatzmärkte für die Überschussproduktion – zum Beispiel von Weizen – sichern. Die damals teurer produzierende deutsche Landwirtschaft fürchtete Nachteile aus dem einem gemeinsamen Agrarmarkt.
Deutschland war die Zollunion wichtig, weil die deutsche Industrie stark von Exporten ins Ausland abhängig war. Frankreichs weniger entwickelte Industrie stand der Öffnung der Zollgrenzen skeptischer gegenüber.
Aber es gab auch andere politische Gegensätze. Frankreich war zum Beispiel für ein Europa der Vaterländer. Deutschland dagegen strebte die Überwindung der Nationalstaaten an.
Trotz der deutsch-französischen Freundschaft führten diese Gegensätze immer wieder zu Spannungen in Brüssel.
1967: Wurde die „Europäische Wirtschaftsgemeinschaft“ zur Europäischen Gemeinschaft (EG). 1973 traten Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich bei.


1974 – 1981 Valérie Giscard d’Estaing – Helmut Schmidt
Als in der Bundesrepublik Helmut Schmidt Kanzler wurde und in Frankreich Valérie Giscard d’Estaing Präsident, entwickelte sich zwischen den beiden ein freundschaftliches Verhältnis. Auch hatten sie ähnliche wirtschaftspolitische Vorstellungen.
Es gab neue politische Impulse, um dem seit der Öl- und Weltwirtschaftskrise drohenden Zerfallsprozess der EG entgegenzutreten. 1978 einigten sich Giscard d‘Estaing und Schmidt auf ein europäisches Währungssystem, innerhalb dessen die nationalen Währungen sich nur in gewissem Rahmen bewegen könnten. Damit sollten die Wechselkurse innerhalb der Europäischen Gemeinschaft stabilisiert werden.
Eine weitere Initiative führte 1979 zur ersten Direktwahl des Europäischen Parlaments. Die Europäische Gemeinschaft erweiterte sich 1981 um Griechenland. 1986 folgten Portugal und Spanien.
1982 – 1995 François Mitterrand - Helmut Kohl
Als François Mitterrand und Helmut Kohl an die Regierung kamen, blieb die enge Freundschaft zwischen den Nachbarn eine konstante Größe der Politik beider Länder. Trotz unterschiedlicher politischer Herkunft der Staatsmänner.
Die militärische Kooperation wurde weiter intensiviert. Über gemeinsame Manöver und Rüstungszusammenarbeit hinaus, wurden neue Wege beschritten. 1990 wurde eine gemeinsame deutsch-französische Brigade gegründet, 1993 wurde die Brigade in das Eurokorps eingebunden, dem auch Belgien, Spanien und Luxemburg angehören, und das Einsätze für EU und NATO-Missionen steuert. 1994 waren als Teil der deutsch-französischen Brigade erstmals deutsche Soldaten bei der Parade auf den Champs-Elysées zu sehen. Ein Anblick, der manche, wie Valéry Giscard d’Estaing, schmerzlich an die Vergangenheit – die Besetzung Frankreichs durch die Deutschen während des zweiten Weltkriegs - erinnern mochte.
Zum Defilee der deutschen Soldaten auf den Champs-Elysées äußerte sich Giscard d’Estaing in einem Interview des französischen Fernsehens: „Als ich in Paris noch zur Schule ging, hörte ich jeden Morgen beim Aufwachen die Deutschen unter den Fenstern singen. Bis 1944 hörten wir ihre Schritte auf der Straße. Der Gedanke daran, dass man die deutschen Soldaten in diesem Jahr, wo wir all dieser Schlachten, dieser Opfer gedenken, auf den Champs-Elysées vorbeidefilieren sehen wird, geht mir schon zu Herzen“.
Die Wiedervereinigung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik zu einem großen Deutschland im Jahr 1990 ließ bei den Nachbarn, insbesondere in Frankreich, Ängste entstehen. Die Beziehungen zwischen dem vereinigten, großen Deutschland und Frankeich wurden nicht einfacher. Beide mussten sich in ihre neue Rolle finden. Doch die Einheit wurde kooperativ mit den europäischen Partnern vollzogen und von Frankreich konstruktiv mitgetragen.



1992 wurde mit dem Vertrag von Maastricht der Grundstein für die Europäische Währungsunion gelegt. Die Europäische Gemeinschaft wurde zur Europäischen Union (EU). Österreich, Schweden und Finnland kamen 1995 als Partner hinzu.


1992 ging der deutsch-französische Kulturkanal arte auf Sendung, betrieben von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik und Frankreichs.
1995 bis heute
Die deutsch-französische Zusammenarbeit wurde auch in den kommenden Jahren durch „Politiker-Paare“ befördert. 1997 verabschiedeten Bundeskanzler Helmut Kohl und Staatspräsident Jacques Chirac in Weimar eine gemeinsame Erklärung über die kulturelle Zusammenarbeit. 1998 legten Bundeskanzler Gerhard Schröder und Jaques Chirac Saarbrücken als Sitz der geplanten Deutsch-Französischen Hochschule fest, die ein Verbund deutscher und französischer Hochschulen werden sollte und im Jahre 1999 ihre Arbeit aufnahm.
2002 wurde der „Euro“ - bereits seit 1999 die gemeinsame Währung der Europäischen Union - in Frankreich, Deutschland und 10 weiteren Ländern der EU auch als Bargeld eingeführt. Weitere Länder schlossen sich in den folgenden Jahren an.
Auch heute sind die Interessen Frankreichs und Deutschlands nicht immer gleich, es gibt unterschiedliche Positionen und Konflikte, die jedoch im Rahmen der Europäischen Union ausgetragen werden.
Neben der politischen und der kulturellen Zusammenarbeit ist es oft auch nüchternes wirtschaftliches Interessenkalkül, das Deutsche und Franzosen immer wieder zusammenarbeiten lässt. Mehrere tausend deutsche Firmen haben Filialen in Frankeich, und fast ebenso viele französische Firmen haben Niederlassungen in Deutschland.
Die deutsch-französischen Beziehungen sind zum Alltag geworden. Sie in Gang zu halten, bedarf jedoch einer permanenten Anstrengung. Wenn Deutschland und Frankreich auch künftig Motor der europäischen Einigung sein wollen, müssen sie ihre Fähigkeit, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, weiter pflegen und ausbauen.