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Das Mittelalter-Experiment

Musik im Mittelalter | Unterricht

STAND
Autor/in
Andreas Haller
Frank Herm

Das Mittelalter – eine unscheinbare Zeit?

Das Mittelalter ist zwar schon seit langem vergangen, aber in unserer heutigen Kultur doch immer noch präsent und populär. Ausstellungen zum Leben im Mittelalter oder auch zahlreiche mittelalterliche Feste mit Musik und Gauklergruppen belegen dies Jahr für Jahr aufs Neue. Wer denkt beim Begriff Mittelalter nicht an Burgen, Kathedralen, Hexenverbrennung und schließlich an die Musik: Spielleute und Minnesänger, Gregorianik sowie die Entwicklung der Notenschrift, ohne die die Musik wohl einen anderen geschichtlichen Verlauf genommen hätte …

Mittelalterlich gekleidete Musiker im Studio: Sänger und Harfespieler. (Foto: SWR – Screenshot)
Die Harfe war ein typisches Begleitinstrument der Minnesänger

Im Unterricht findet dieses Thema von Klasse 7 bis 11 seinen Platz, beispielsweise als isolierte zweistündige Unterrichtssequenz oder integrativ als Teil der Beschäftigung mit den Epochen der Musikgeschichte. In einem anderen, fächerverbindenden Zusammenhang ist auch die thematische Auseinandersetzung als Projekt beziehungsweise als projektorientiertes Arbeiten (zum Beispiel in Form einer Projektinsel) denkbar. Ausgehend vom Fach Musik gibt es dafür vielerlei Zugänge und Umsetzungsmöglichkeiten: Musizieren wie Spielleute, szenisches Spiel in mittelalterlicher Kleidung, Tänze, Mitwirkung bei einem mittelalterlichen Fest, Besuch eines Mittelalter-Festivals… Darüber hinaus sind Verknüpfungen im Sinne des ganzheitlichen Lernens mit den Fächern Bildende Kunst und Geschichte (Lernspiel Online: Die Stadt im späten Mittelalter, SWR) empfehlenswert.

Der nachfolgende Navigator gibt einen kurzen Überblick über einen möglichen Einsatz im Unterricht:

- Musikgeschichte
- Instrumentenkunde
- Musik und Bewegung
- Musiktheorie
- Fächerverbindung
- Soziales Lernen
- Stundenumfang: ca. 2
- Klassenstufe 7–11

Die den Film ergänzenden Arbeitsblätter sind so konzipiert, dass sie im Unterrichtsprozess flexibel eingesetzt werden können. Des Weiteren können sich die Schülerinnen und Schüler über verschiedene Medien (zum Beispiel Lexikon, Internet, Musikbuch, Geschichtsbuch) informieren.

Ziel der Unterrichtssequenz

Die Schülerinnen und Schüler erhalten einen Einblick in die Musik des Mittelalters durch die Auseinandersetzung mit Gregorianik, der Entwicklung der Notenschrift und typischen Instrumenten.

Umsetzungsmöglichkeiten im Unterricht:

Einstiegsmöglichkeiten in eine Unterrichtssequenz können sein:
• Brainstorming mit dem Begriff „Mittelalter“ (zum Beispiel an der Tafel).
• Feature: Verschiedene Bilder und Textelemente zum Mittelalter werden, mit Musik untermalt, am Overhead-Projektor gezeigt (alternativ: Power Point Präsentation).
• Einstimmung: Medialer Zugang anhand verschiedener Gegenstände wie beispielsweise Schalmei, Kleidung, Modell einer Burg.
• Steckbrief-Rätsel: Gesucht wird eine Zeit, in der … Wie heißt sie?
• Musik hören: Ein populärer Gothic-Song (zum Beispiel der Band „Subway to Sally“) wird gehört und auf seinen mittelalterlichen Charakter hin analysiert.
• Events: Eine Eintrittskarte oder ein Plakat einer aktuellen Ausstellung oder auch eines mittelalterlichen Festes in der Region können als Zugang dienen.

Im Anschluss daran kann der Film (in Abschnitten oder gesamt) gezeigt werden, wobei parallel oder danach die Arbeitsblätter bearbeitet werden sollen.

Exkurs: Projektorientiertes Arbeiten

Beim Thema „Mittelalter“ bietet sich eine projektartige Auseinandersetzung an. Durch die Verknüpfung verschiedener Fachinhalte kann ganzheitliches Lernen in optimaler Form stattfinden. In Absprache mit Kollegen anderer Fächer kann die Thematik vielseitig erarbeitet werden, zum Beispiel Kleingruppenarbeit nach Neigung der Schüler und Anleitung beziehungsweise Begleitung durch eine Fachlehrkraft. Mögliche Themenfelder könnten sein: Musik, Burgen und Schlösser, Hexenverbrennung, Architektur, Kunst, Städte. Am Ende des Tages kann eine Zusammenschau der Ergebnisse in Form einer Präsentation im Plenum stattfinden. Zu bedenken ist, dass der Zeitaufwand im Gegensatz zur lehrerzentrierten Unterrichtssequenz um einiges höher ist. Derzeit kann dies jedoch als eingeschobener Projekttag (zum Beispiel an einem Vormittag) gut realisiert und sinnvoll mit den Forderungen des Bildungsplanes nach „Projektorientierung“ zusammengebracht werden.

Alle Themen zum Schwerpunkt Das Mittelalter-Experiment

Wie wurde man Ritter?

Die Sendung stellt den „Traumberuf“ Ritter mit einer ausführlichen Jobbeschreibung vor und zeigt Höhepunkte und Gefahren einer Ritterlaufbahn. Das Anforderungsprofil war beeindruckend. Die Anwärter mussten sowohl Kampftechniken als auch höfische Benimmregeln erlernen, auf dem Lehrplan standen zusätzlich Lesen, Schreiben, Brettspiele, Tanz, Gesang und Reiten. Der Aufstieg vom Pagen zum Knappen bis zur Aufnahme in den Ritterstand dauerte sehr lange. Frühestens im Alter von 21 Jahren erhielten die jungen Männer die sogenannte „Schwertleite“. Ab nun galt es, sich im Kampf zu bewähren.

Das Mittelalter-Experiment SWR Fernsehen

Warum baute man Burgen?

Die Sendung untersucht den Aufbau und die Bedeutung der mittelalterlichen Burg und zeigt im Experiment, wie Angriff und Verteidigung funktionierten. Mittelalterliche Waffen waren überaus gefährlich. Das beweist der originalgetreue Nachbau einer Armbrust, die sich, in den Händen eines Experimentalarchäologen, als sehr effektiv erweist. Viele Experimente in der Sendung zeigen: In der mittelalterlichen Schlacht gab es weitaus mehr als Schwerterklirren und Kampfgeschrei

Das Mittelalter-Experiment SWR Fernsehen

Wie lebten die Frauen?

Die Sendung folgt den Spuren der Frauen, die zur Zeit des Konstanzer Konzils am Bodensee lebten. Welche gesellschaftlichen Rollen standen ihnen zu? Wovon lebten sie? Wie sah ihre Kleidung aus und welche Bedeutung hatten die Schnitte, Farben und Accessoires? Die Sendung geht diesen Fragen nach und begleitet Wissenschaftler und Spezialisten bei ihren Recherchen und Experimenten.

Das Mittelalter-Experiment SWR Fernsehen

Wovon lebten die Bauern?

Was wuchs auf den Äckern des Mittelalters? Und was kam auf den Tisch? Wie gesichert war die Ernährung? Welche Rolle spielte der Stand der Bauern im Mittelalter? Die Sendung zeigt, wie eng das Leben der Bauern und die Fragen der mittelalterlichen Ernährung miteinander verbunden waren und geht mit Archäobotanikern und Köchen auf Spurensuche.

Das Mittelalter-Experiment SWR Fernsehen

Welche Rolle spielte die Kirche?

Im Mittelalter waren Glaube und Kirche allgegenwärtig und bestimmten große Teile des Lebens. Beim Konstanzer Konzil trafen vor 600 Jahren weltliche und kirchliche Machtansprüche aufeinander. Das Gottesgnadentum, die Legitimation weltlicher Vormachtstellung, war durch die Existenz von drei Päpsten bedroht und damit schien auch die - über das gesamte Mittelalter gültige - Auffassung der Einheit kirchlichen und weltlichen Lebens bedroht. Der Film erklärt aus der zeitlichen Perspektive des späten Mittelalters die Bedeutung des mittelalterlichen Glaubens und spürt der Faszination religiöser Riten nach.

Das Mittelalter-Experiment SWR Fernsehen

Was war los beim Konstanzer Konzil?

Die Sendung begibt sich mitten hinein in das Mega-Event des Mittelalters: das Konstanzer Konzil von 1414 bis 1418. Es ging um die zukünftige Machtverteilung in der christlichen Welt. Religiöse, politische und soziale Gegensätze prallten aufeinander.
Eine detailgetreue 3D-Rekonstruktion des mittelalterlichen Konstanz macht das historische Ereignis greifbar. Die Chronik Ulrich Richentals dient dem Film als Wegweiser durch die Wirren des Konzils.

Das Mittelalter-Experiment SWR Fernsehen

Musik im Mittelalter

Der Film dokumentiert die Entwicklung der europäischen Musik des Mittelalters zwischen dem 9. und dem 15. Jahrhundert: von der Gregorianik über die Notre-Dame-Epoche bis zur Ars Nova, von der Einstimmigkeit zur Mehrstimmigkeit. Geistliche und weltliche Musik befruchteten sich gegenseitig und konnten sich nach Erfindung der Notenschrift überall in Europa verbreiten.

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Autor/in
Andreas Haller
Frank Herm