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Das Barock-Experiment

Musik für Gott und die Welt | Unterricht

STAND
Autor/in
Thomas Schmid


Themen
• Barock
• Musik
• Stamitz
• Komponisten
• Mannheim
• Popakademie

Fächer
• Geschichte
• WZG (Welt – Zeit – Gesellschaft)
• Musik
• MSG (Musik – Sport – Gestalten)

Klassenstufen
• ab Klasse 7

Tanz in barocken Kostümen. (Foto: SWR/WDR – Screenshot aus der Sendung)
Musik und Tänze waren für die höfische Gesellschaft unentbehrlich SWR/WDR – Screenshot aus der Sendung

Fächeranbindung und Kompetenzen

Die Bildungspläne für das Fach Geschichte weisen explizit auf fächerübergreifendes Arbeiten hin. Für den Themenbereich ‚Barock‘ bietet sich diesbezüglich eine Verknüpfung mit dem Fach Musik an. Denn schließlich bildet diese einen wesentlichen Aspekt beim historischen Verständnis für die damalige Lebenswelt der Menschen.

Beim Fach Musik heißt es dazu: „Im Musikunterricht werden verschiedene Erscheinungsformen von Musik erschlossen. Diese finden sich im Spannungsfeld kultureller Tradition … und aktuellen Musiktrends.“ Das im Film beschriebene orchestrale Experiment trägt diesem Ansinnen besonders Rechnung.

Als Kompetenzen und Inhalte sind zudem ausgewiesen:
„Die Schülerinnen und Schüler können … Musik verschiedenen Epochen, Formen, Gattungen und Stilen zuordnen … die Wirkung von Musik erkennen und beschreiben … Bezüge zu anderen … Fächern herstellen.“
Insofern eignet sich der Film hervorragend für die fächerverbindende Arbeit Geschichte – Musik.

Unterrichtsablauf

Die Stunde beginnt damit, dass zunächst einige Minuten des 1. Satzes der Sinfonie in A Dur von Johann Stamitz eingespielt werden (im Film wird später darauf Bezug genommen). Die Schülerinnen und Schüler sollen sich danach im Plenum frei zum Gehörten äußern. Vermutlich wirkt die Musik befremdlich auf die Jugendlichen, sodass mit eher abwehrenden Äußerungen gerechnet werden muss. Diese sollten von der Lehrkraft nicht abgewertet oder zurückgewiesen, sondern mit Verständnis bedacht werden.
Anschließend wird die Klasse zu einem kleinen ‚Experiment‘ eingeladen: Die Augen sollen geschlossen und die Musik nochmals gehört werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen nun versuchen, Bilder vor ihrem geistigen Auge zu sehen, welche möglicherweise aufgrund der Melodien hervorgerufen werden. Nach dem zweiten Anhören erfolgt eine kurze Murmelphase, in welcher sich in Zweier- oder Dreier-Teams berichtet wird, was ‚gesehen‘ wurde. Diese Ergebnisse werden notiert (Arbeitsblatt 1). Danach können einige Schülerinnen und Schüler ihre Eindrücke vor der Klasse äußern.

Ein Lehrervortrag leitet nun zur barocken Musik und ihrer Bedeutung für die Menschen damals über. Dazu wird der Film gezeigt, wobei die Multiple-Choice-Aufgabe (ebenfalls Arbeitsblatt 1) zu bearbeiten ist. Im Anschluss daran findet die Korrektur statt.
Am Ende sollen die Jugendlichen die Gelegenheit erhalten, ihre Meinung zur Barockmusik zu dokumentieren (letzte Aufgabe von Arbeitsblatt 1).
Gegebenenfalls können in einem Abschlussgespräch Bezüge zu den Anfangseindrücken hergestellt werden.
Als Hausaufgabe erhalten die Schülerinnen die Steckbriefe zu den vier im Film erwähnten Komponisten (Arbeitsblatt 2). Diese sollen sie mithilfe einer Internet- oder Lexikon-Recherche ausfüllen.

Musiker im Probenraum. (Foto: SWR/WDR – Screenshot aus der Sendung)
Pop meets Barock – ein Experiment in der Mannheimer Popakademie SWR/WDR – Screenshot aus der Sendung

Methodische Erläuterungen

Musik, die über 200 Jahre alt ist - ein schwieriges Thema. Daher erfolgt der Zugang auf der emotionalen Ebene. Die vermutlich zunächst befremdende Wirkung auf die jugendlichen Zuhörer sollte ausgehalten und zugelassen werden. Das ‚Experiment‘ bietet dann einen kreativen Ansatz, der die Chance bietet, eigene Assoziationen zuzulassen.
Fachliche Inhalte (Funktionen der Musik im Zeitalter des Barock) werden dann vom Film vermittelt und in Form der Ankreuz-Aufgabe dokumentiert. Diese ermöglicht rasches Arbeiten, während der Film läuft.
Am Ende wird nochmals auf den eigenen Geschmack der Schülerinnen und Schüler eingegangen, indem sie ihre Meinung (unsanktioniert!) und an die Jugendsprache angelehnt äußern können.

Die Stunde kann vorbereitend zu einem Besuch im Mannheimer Schloss gehalten werden, wo Schülergruppen in barocke Rollen schlüpfen und sich verkleiden können, um dann barocke Tänze einzuüben. Sehr zu empfehlen, da von hohem Erlebniswert! Ähnliche Angebote gibt es in Baden-Württemberg beispielsweise in den Schlössern Ludwigsburg, Bruchsal und Rastatt sowie in Barock-Schlössern anderer Bundesländer.

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Fürstenherrlichkeit

Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. war mit eindrucksvollem Beispiel vorangegangen und hatte sich in Versailles ein prachtvolles Schloss bauen lassen. Es sollte seinen absoluten Herrschaftsanspruch weithin sichtbar manifestieren. Die barocken Herrscher östlich des Rheins wollten ihm da nicht nachstehen und so bauten auch sie neue Residenzen im neuen Stil. Und das nicht zu knapp: So gab es zum Beispiel allein im Südwesten Deutschlands 250 selbstständige Territorien – Fürsten-, Herzogtümer und Grafschaften –, in denen das Barock seine Spuren hinterließ. Das Barock war auch eine Zeit des Aufbruchs nach den langen dunklen Jahren des verheerenden Dreißigjährigen Krieges. 1715 ließ der Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach den Grundstein für seine neue Residenz legen: Karlsruhe – ein prächtiges Schloss und eine neue Stadt, deren Straßen sich wie ein Fächer vom Schloss aus entspannten. Der Film gibt Einblicke in die barocke Stadtplanung, Architektur und Ingenieurskunst und geht dem barocken Ideal der „dressierten“ Natur nach. In Rekonstruktionen und Spielszenen vermittelt er auch das besondere Lebensgefühl an den absolutistischen Höfen.
Bei einem Experiment kommen wir dem Geheimnis des Stuckmarmors auf die Spur: Mit diesem „Scheinmarmor“ wollten Barockbaumeister die Natur nachempfinden, aber auch nach ihrem Geschmack „gestalten“.

Das Barock-Experiment SWR Fernsehen

Fürstenmonopole

„Blüht der Tabak, blüht die Pfalz“ – ein altes Sprichwort, das in den Tagen des Barock große Gültigkeit besaß. Überhaupt ließen die aufgeklärten absoluten Herrscher die Landwirtschaft modernisieren, um Wohlstand in ihre Länder zu bringen.
Dazu dienten auch die neuen Manufakturen – Vorläufer der Fabriken –, die Waren im großen Stil herstellen konnten. In Frankenthal und in Ludwigsburg wurden Porzellanmanufakturen aufgebaut, die den Ruf des jeweiligen Landesherrn aufpolierten und ordentlich Geld in seine Kasse spülten. Und das brachte auch viele arme Menschen in Lohn und Brot. Denn hinter der prachtvollen Fassade des Barock verbargen sich krasse soziale Unterschiede. Dem opulenten Reichtum des Adels stand ein Heer von Armen gegenüber, vor allem die Landbevölkerung, die zum Teil noch in Leibeigenschaft ihr Dasein fristete. Der Film zeigt, wie in allen Barockstaaten Deutschlands mit lukrativen Monopolen und Steuern der aufwändige Lebensstil der Adeligen finanziert wurde. Vor allem über die begehrten Genüsse aus der Neuen Welt: Tabak, Kakao und Kaffee. Bei einem Röstexperiment versuchen wir festzustellen, wie der selbstgeröstete Kaffee wohl in der Barockzeit geschmeckt hat.

Das Barock-Experiment SWR Fernsehen

Staatsdiener

Im Schwarzwald finden Archäologen immer noch Spuren von Schanzanlagen, die der Markgraf von Baden, der sogenannte „Türkenlouis“, im frühen 18. Jahrhundert gegen die Bedrohung durch die Franzosen hatte anlegen lassen. In Gersbach wurde eine solche Schanze rekonstruiert. Durch ein Experiment wollen wir feststellen, wie Schanzanlagen in der Barockzeit errichtet und genutzt wurden. Aber wer baute sie überhaupt?
Oft waren es junge Burschen aus der armen Landbevölkerung, die sich für die Armeen der Fürsten anwerben ließen. Aus Originalunterlagen rekonstruieren wir die soldatische Karriere des Georg Flohr. Flohr kann lesen und schreiben – das hat er wahrscheinlich beim Militär gelernt – und diesem Umstand verdanken wir seinen Lebensbericht. Bildung und Wissenschaft erleben in der Barock-Zeit einen Aufschwung: Die Schulpflicht wird vielerorts eingeführt. Bildung wird als wichtige Voraussetzung für ein funktionierendes Staatswesen erkannt und deshalb gefördert! Neben dem Militär entsteht ein funktionierendes Verwaltungsbeamtentum, das Nichtadeligen Aufstiegschancen bietet. So ist das Beamtenwesen – mit militärischen und zivilen Staatsdienern – ein Berufsstand, der sich im Barock prächtig entwickelt.

Das Barock-Experiment SWR Fernsehen

Musik für Gott und die Welt

Wie klang die Musik im Barock? Das ist gar nicht so einfach zu sagen, denn als die Werke von Bach, Vivaldi oder Händel uraufgeführt wurden, gab es noch keine Tonaufzeichnungen. Aber eines ist gewiss: Musik spielte damals eine sehr wichtige Rolle in Kirchen und an Adelshöfen. Barocke Prachtentfaltung ohne Musik war überhaupt nicht denkbar. Aus dieser Zeit stammt auch der flapsige Spruch: „Kein Pups ohne Posaune.“
Der Film begibt sich auf musikalische Spurensuche. Und wagt ein ganz besonderes Experiment: Barock meets Pop. Mannheim ist noch heute eine Musikstadt, was die erfolgreiche Mannheimer Popakademie beweist. In den Studios der Akademie haben Studenten zusammen mit Musikern des Kurpfälzischen Kammerorchesters barocke Kompositionsprinzipien mit Elementen des Rock verbunden. Vorlage war eine Melodie von Johann Stamitz. Das Ergebnis ist spannend und hörenswert, oder – wie ein Student sagte – „chartverdächtig“.

Das Barock-Experiment SWR Fernsehen

Himmelsbühnen für die Kirchen

„Den Himmel in die Kirche holen“ – so die Aufgabe, der sich Baumeister, Handwerker und Maler im Barock mit Ideenreichtum und großer Kunstfertigkeit hingaben. Aber wie gelangt das Licht des Himmels in die Kirche? Oder zumindest die Illusion davon? Diese Frage beantwortet der Film unter anderem in einem Experiment: Die Straßenmalerinnen Vanessa und Lydia Hitzfeld nutzen die im Barock so beliebte optische Täuschung („trompe l’œil“) für ihre Street-Art und zeigen, nach welchen Prinzipien sie funktioniert. Auf dem Vorplatz des barocken Klosters Bad Schussenried stellen sie sich ihrer Aufgabe: Sie sollen die fiktive Unterwelt des Klosters auf das Pflaster malen.
Die Kirchen und Klöster an der Oberschwäbischen Barockstraße – wie das Kloster Bad Schussenried – sind Inbegriff der Gegenreformation. Ganz bewusst setzten die Baumeister und ihre katholischen Auftraggeber auf Prunk und Reichtum im Kirchenraum – als Antithese zum Puritanismus der Reformatoren. Die prächtige Architektur mit ihren vielfältigen optischen Tricks sollte auch dazu beitragen, die Gläubigen in der katholischen Kirche zu halten oder Skeptiker zurückzugewinnen. Auch deshalb zeigten sich Bischöfe und kirchliche Würdenträger als spendable Mäzene der barocken Baukunst.

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Thomas Schmid