Bezug zu den Bildungsplänen
Laut den Bildungsplänen soll der Literaturunterricht in der Sekundarstufe literarisches Orientierungswissen vermitteln, indem er Einblicke in literarische Epochen eröffnet, das Einzelwerk in geschichtlich-kulturelle Zusammenhänge einordnet und sich mit literarischen Formen und Gattungen sowie Stoffen und Motiven beschäftigt.
Die Schülerinnen und Schüler sollen durch die Lektüre deutschsprachiger Werke ihren Lesehorizont erweitern. Außerdem sollen sie solide literarische Kenntnisse über wichtige Autoren erwerben und sich kompetent mit „klassischer“ und aktueller Literatur auseinandersetzen können.
Durch die Sendung „Autoren erzählen – Heiner Müller“ erhalten die Schülerinnen und Schüler besondere Einblicke in das Leben und Werk des Autors, da sie durch Interview-Ausschnitte vom Autor selbst dessen Ansicht und Meinung zu verschiedenen Themenbereichen erfahren. Heiner Müller spricht nicht nur über Dinge, die ihn persönlich interessieren, sondern äußert sich auch ganz klar zu Gesellschaftsordnungen. Seine provokante und aufrüttelnde Art, die sich in seinen Werken wiederspiegelt, wird auch in den kurzen Interviewausschnitten deutlich und bietet so Diskussionsstoff für die Klasse.
Einsatz im Unterricht
Die Sendung kann in eine Unterrichtseinheit eingebettet werden, in der eines von Müllers Werken gelesen und analysiert wird. Für die gymnasiale Oberstufe empfiehlt das Kultusministerium unter dem Themenbereich „Freiheit und Verantwortung: Der Mensch im Spannungsfeld der Geschichte“ Heiner Müllers Stück „Der Auftrag“.
Der Film eignet sich als Einstieg in die Unterrichtseinheit, da er wichtige Hintergrundinformationen zum Leben und Werk von Heiner Müller gibt.
Die Arbeitsblätter beziehen sich jeweils auf einzelne Sequenzen der Sendung und sollten daher auch parallel dazu ausgefüllt werden. Nicht alle Arbeitsblätter und Filmsequenzen müssen in einer Doppelstunde behandelt werden.
Es ist ratsam, die Arbeitsblätter vor dem Abspielen der Filmsequenzen auszugeben und gegebenenfalls kurz zu besprechen, worauf die Schülerinnen und Schüler besonders achten müssen. Nach jedem Abschnitt sollte die Sendung kurz unterbrochen werden, damit die Schülerinnen und Schüler genügend Zeit haben, sich Notizen zu machen.
Einstieg
Die Einführung in die Unterrichtseinheit mithilfe des Films beginnt mit einem gemeinsamen Brainstorming, wobei folgende Frage im Mittelpunkt steht:
„Wie stellst du dir das Leben als Schriftsteller in der DDR vor?“
Die Schülerinnen und Schüler notieren oder äußern ihre Ideen und Vorstellungen, wobei hier zugleich deren Wissensstand zum Thema abgefragt und zusammengetragen wird.
Erst im nächsten Schritt sollen Namen wichtiger Autoren der DDR aufgezählt werden (gegebenenfalls mithilfe der Lehrkraft oder einer Internetrecherche). Vielleicht kennen einige Schülerinnen und Schüler bereits Werke einiger Schriftsteller, vielleicht kennt auch jemand Heiner Müller.
Erarbeitung
Unabhängig davon, wie umfangreich das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler ist, können sie sich mithilfe der ersten Filmsequenz (00:00–01:20) und Arbeitsblatt 1 einen Überblick über das Leben und Werk von Heiner Müller verschaffen.
Die Ergebnisse werden im Plenum kurz besprochen, um sicherzustellen, dass auch die im Film nicht genannten Informationen richtig ergänzt wurden.
Arbeitsblatt 2 beschäftigt sich mit der zweiten Filmsequenz (01:20–05:26), in welcher Heiner Müller über „böse“ Dramatiker und Konflikte spricht. Hier sollen die Schülerinnen und Schüler nicht nur wiedergeben, was im Interview gesagt wird, sondern auch darüber nachdenken und ihre eigene Meinung zum Gesagten aufschreiben. Die letzte Aufgabe versucht die Denkweise des Autors leichter nachvollziehbar zu machen, indem sie einen persönlichen Bezug zum Leben der Schülerinnen und Schüler herstellt.
Mithilfe der (sinngemäßen) Zitate von Heiner Müller auf Arbeitsblatt 3 (zu Sequenz 05:26–08:33) sollen die Schülerinnen und Schüler langsam etwas tiefer in die Materie einsteigen, indem sie sich die Vor- und Nachteile des Lebens als Autor in der DDR bewusst machen. Hierbei sollte auch auf die in der Einstiegsphase gestellte Frage „Wie stellst du dir das Leben als Schriftsteller in der DDR vor?“ noch einmal Bezug genommen werden und die Äußerungen und Vermutungen der Schülerinnen und Schüler mit den Aussagen von Heiner Müller verglichen werden.
Wie Heiner Müller das Leben und Arbeiten in der DDR empfand, erfahren die Schülerinnen und Schüler in der vierten Filmsequenz (08:33–11:18). Auf Arbeitsblatt 4 sollen die wesentlichen Aussagen festgehalten und kommentiert werden. Darüber hinaus sollen die Schülerinnen und Schüler ein Bild zeichnen, welches Heiner Müller durch seine Beschreibungen „malt“. Haben sie es geschafft die „Ansichtskartenlandschaft“ idyllisch und „perfekt“ zu zeichnen, werden sie bemerken, dass die Emotion, die bei Heiner Müller hierzu ausgelöst wird, eine sehr spezielle und eigene ist. Nicht vielen Schülerinnen und Schülern wird es ebenso gehen wie dem Schriftsteller, oder vielleicht doch?
Die gezeichneten Ansichtskarten könnten als Diskussionsimpulse zu diesem Thema dienen.
Darüber hinaus könnten die Schülerinnen und Schüler als weitere Aufgabe versuchen, eine „Ansichtskarte“ zu entwerfen wie sie Heiner Müller vielleicht zeichnen würde: mit Bildern von Katastrophen, welche diese Idylle zerstören.
In den letzten Sequenzen (11:18–Ende) werden unter anderem die verschiedenen Gesellschaftsordnungen angesprochen. Da dies jedoch eher beiläufig und „versteckt“ in Fragen erfolgt, sollen sich die Schülerinnen und Schüler mithilfe von Arbeitsblatt 5 zunächst einmal mit diesen auseinandersetzen, indem sie recherchieren und die Grundgedanken der verschiedenen Gesellschaftsordnungen (auch im Vergleich zueinander) notieren. Dies kann in Einzel- oder Partnerarbeit geschehen. Anschließend arbeiten sie die Aussagen Heiner Müllers heraus.
Schluss
Die letzte Aufgabe auf Arbeitsblatt 5 ist sehr unscheinbar, kurz und schnell gelöst, bietet jedoch einiges an Diskussionsstoff für weitere Unterrichtsstunden und kann auch fächerübergreifend behandelt werden.
Nachdem die Schülerinnen und Schüler anhand des Filmes und der Arbeitsblätter einiges über den Schriftsteller Heiner Müller in Erfahrung gebracht haben, bietet es sich an, von mehreren Kleingruppen kurze Porträts erstellen zu lassen, welche dann untereinander verglichen werden können. Interessant ist sicher auch, die Ansichtskarten im Stile von Heiner Müller auszustellen und darüber zu diskutieren.