Collage Bannerbild (SWR – Screenschot aus der Sendung) (Foto: SWR – Screenschot aus der Sendung)

Autoren erzählen

Heiner Müller | Unterricht

STAND
Autor/in
Catarina Volkert

Bezug zu den Bildungsplänen

Laut den Bildungsplänen soll der Literaturunterricht in der Sekundarstufe literarisches Orientierungswissen vermitteln, indem er Einblicke in literarische Epochen eröffnet, das Einzelwerk in geschichtlich-kulturelle Zusammenhänge einordnet und sich mit literarischen Formen und Gattungen sowie Stoffen und Motiven beschäftigt.

Die Schülerinnen und Schüler sollen durch die Lektüre deutschsprachiger Werke ihren Lesehorizont erweitern. Außerdem sollen sie solide literarische Kenntnisse über wichtige Autoren erwerben und sich kompetent mit „klassischer“ und aktueller Literatur auseinandersetzen können.

Durch die Sendung „Autoren erzählen – Heiner Müller“ erhalten die Schülerinnen und Schüler besondere Einblicke in das Leben und Werk des Autors, da sie durch Interview-Ausschnitte vom Autor selbst dessen Ansicht und Meinung zu verschiedenen Themenbereichen erfahren. Heiner Müller spricht nicht nur über Dinge, die ihn persönlich interessieren, sondern äußert sich auch ganz klar zu Gesellschaftsordnungen. Seine provokante und aufrüttelnde Art, die sich in seinen Werken wiederspiegelt, wird auch in den kurzen Interviewausschnitten deutlich und bietet so Diskussionsstoff für die Klasse.

Einsatz im Unterricht

Die Sendung kann in eine Unterrichtseinheit eingebettet werden, in der eines von Müllers Werken gelesen und analysiert wird. Für die gymnasiale Oberstufe empfiehlt das Kultusministerium unter dem Themenbereich „Freiheit und Verantwortung: Der Mensch im Spannungsfeld der Geschichte“ Heiner Müllers Stück „Der Auftrag“.

Der Film eignet sich als Einstieg in die Unterrichtseinheit, da er wichtige Hintergrundinformationen zum Leben und Werk von Heiner Müller gibt.

Die Arbeitsblätter beziehen sich jeweils auf einzelne Sequenzen der Sendung und sollten daher auch parallel dazu ausgefüllt werden. Nicht alle Arbeitsblätter und Filmsequenzen müssen in einer Doppelstunde behandelt werden.

Es ist ratsam, die Arbeitsblätter vor dem Abspielen der Filmsequenzen auszugeben und gegebenenfalls kurz zu besprechen, worauf die Schülerinnen und Schüler besonders achten müssen. Nach jedem Abschnitt sollte die Sendung kurz unterbrochen werden, damit die Schülerinnen und Schüler genügend Zeit haben, sich Notizen zu machen.

Einstieg

Die Einführung in die Unterrichtseinheit mithilfe des Films beginnt mit einem gemeinsamen Brainstorming, wobei folgende Frage im Mittelpunkt steht:

„Wie stellst du dir das Leben als Schriftsteller in der DDR vor?“

Die Schülerinnen und Schüler notieren oder äußern ihre Ideen und Vorstellungen, wobei hier zugleich deren Wissensstand zum Thema abgefragt und zusammengetragen wird.

Erst im nächsten Schritt sollen Namen wichtiger Autoren der DDR aufgezählt werden (gegebenenfalls mithilfe der Lehrkraft oder einer Internetrecherche). Vielleicht kennen einige Schülerinnen und Schüler bereits Werke einiger Schriftsteller, vielleicht kennt auch jemand Heiner Müller.

Erarbeitung

Unabhängig davon, wie umfangreich das Vorwissen der Schülerinnen und Schüler ist, können sie sich mithilfe der ersten Filmsequenz (00:00–01:20) und Arbeitsblatt 1 einen Überblick über das Leben und Werk von Heiner Müller verschaffen.

Die Ergebnisse werden im Plenum kurz besprochen, um sicherzustellen, dass auch die im Film nicht genannten Informationen richtig ergänzt wurden.

Arbeitsblatt 2 beschäftigt sich mit der zweiten Filmsequenz (01:20–05:26), in welcher Heiner Müller über „böse“ Dramatiker und Konflikte spricht. Hier sollen die Schülerinnen und Schüler nicht nur wiedergeben, was im Interview gesagt wird, sondern auch darüber nachdenken und ihre eigene Meinung zum Gesagten aufschreiben. Die letzte Aufgabe versucht die Denkweise des Autors leichter nachvollziehbar zu machen, indem sie einen persönlichen Bezug zum Leben der Schülerinnen und Schüler herstellt.

Mithilfe der (sinngemäßen) Zitate von Heiner Müller auf Arbeitsblatt 3 (zu Sequenz 05:26–08:33) sollen die Schülerinnen und Schüler langsam etwas tiefer in die Materie einsteigen, indem sie sich die Vor- und Nachteile des Lebens als Autor in der DDR bewusst machen. Hierbei sollte auch auf die in der Einstiegsphase gestellte Frage „Wie stellst du dir das Leben als Schriftsteller in der DDR vor?“ noch einmal Bezug genommen werden und die Äußerungen und Vermutungen der Schülerinnen und Schüler mit den Aussagen von Heiner Müller verglichen werden.

Wie Heiner Müller das Leben und Arbeiten in der DDR empfand, erfahren die Schülerinnen und Schüler in der vierten Filmsequenz (08:33–11:18). Auf Arbeitsblatt 4 sollen die wesentlichen Aussagen festgehalten und kommentiert werden. Darüber hinaus sollen die Schülerinnen und Schüler ein Bild zeichnen, welches Heiner Müller durch seine Beschreibungen „malt“. Haben sie es geschafft die „Ansichtskartenlandschaft“ idyllisch und „perfekt“ zu zeichnen, werden sie bemerken, dass die Emotion, die bei Heiner Müller hierzu ausgelöst wird, eine sehr spezielle und eigene ist. Nicht vielen Schülerinnen und Schülern wird es ebenso gehen wie dem Schriftsteller, oder vielleicht doch?
Die gezeichneten Ansichtskarten könnten als Diskussionsimpulse zu diesem Thema dienen.

Darüber hinaus könnten die Schülerinnen und Schüler als weitere Aufgabe versuchen, eine „Ansichtskarte“ zu entwerfen wie sie Heiner Müller vielleicht zeichnen würde: mit Bildern von Katastrophen, welche diese Idylle zerstören.

In den letzten Sequenzen (11:18–Ende) werden unter anderem die verschiedenen Gesellschaftsordnungen angesprochen. Da dies jedoch eher beiläufig und „versteckt“ in Fragen erfolgt, sollen sich die Schülerinnen und Schüler mithilfe von Arbeitsblatt 5 zunächst einmal mit diesen auseinandersetzen, indem sie recherchieren und die Grundgedanken der verschiedenen Gesellschaftsordnungen (auch im Vergleich zueinander) notieren. Dies kann in Einzel- oder Partnerarbeit geschehen. Anschließend arbeiten sie die Aussagen Heiner Müllers heraus.

Schluss

Die letzte Aufgabe auf Arbeitsblatt 5 ist sehr unscheinbar, kurz und schnell gelöst, bietet jedoch einiges an Diskussionsstoff für weitere Unterrichtsstunden und kann auch fächerübergreifend behandelt werden.

Nachdem die Schülerinnen und Schüler anhand des Filmes und der Arbeitsblätter einiges über den Schriftsteller Heiner Müller in Erfahrung gebracht haben, bietet es sich an, von mehreren Kleingruppen kurze Porträts erstellen zu lassen, welche dann untereinander verglichen werden können. Interessant ist sicher auch, die Ansichtskarten im Stile von Heiner Müller auszustellen und darüber zu diskutieren.

Unterrichtsmaterial zum gesamten Schwerpunkt

Autoren erzählen | Unterricht

Die Bildungspläne des Faches Deutsch fordern, dass die Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgangsstufen (ab Klasse 9/10) an ausgewählten Beispielen Zusammenhänge zwischen Text, Entstehungszeit und Leben einer Autorin/eines Autors aufzeigen können. Dabei sollen historische, regionale und biographische Bezüge berücksichtigt werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Leseerfahrung exemplarisch an Werken der Gegenwartsliteratur erweitern.

Alle Themen zum Schwerpunkt Autoren erzählen

Siegfried Lenz

In Ausschnitten aus Fernsehsendungen von 1970 bis 2006 schildert Siegfried Lenz, Jahrgang 1926, wie prägend er den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust und die Zerstörungen im Nachkriegseuropa erlebt hat. Er erzählt, welche Rolle persönliche Erlebnisse in seinen Werken spielen, was er mit seinen Texten beabsichtigt und wie er zu seinen Lesern steht. Lenz berichtet auch, wie der Gedichtband „So zärtlich war Suleyken“ zustande kam und er spricht über seinen Roman „Deutschstunde“ – über die Wahl des Titels und über seine Faszination, sich in die gegensätzlichen Protagonisten hineinzuversetzen, jeden von ihnen zu „verstehen“. Nur, wenn man beim Schreiben von sich selbst absehe, so Siegfried Lenz, könne man glaubwürdige Figuren schaffen.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Günter Grass

In Ausschnitten aus Fernseh-Sendungen von 1962 bis 2013 erzählt Günter Grass, wie er als Kind in Danzig zu lesen begann und wie er die Zeit des Nationalsozialismus erlebt hat. Im Zusammenhang mit seinen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg reflektiert er seinen Entschluss, Schriftsteller zu werden. Er schildert, wie es zu der Figur des Oskar in der „Blechtrommel“ kam und erläutert, welchen Einfluss seine Arbeit als Bildhauer auf den Schreibprozess hat. Auch seine politischen Anliegen werden deutlich.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Peter Stamm

Peter Stamm erzählt, warum er Schriftsteller geworden ist, und beantwortet Fragen zu seinem Roman „Agnes“. Er spricht über die beiden Hauptfiguren und deren Beziehung und denkt über das Problem nach, das entstehen kann, wenn Menschen sich ein starres Bild von anderen machen. Er lässt sehr offen und direkt an der Entstehung seines Werkes teilhaben und geht auch auf das ungewöhnliche Ende des Romans ein.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Max Frisch

1961 entstand eine Filmdokumentation über Max Frisch, als dieser gerade seinen Lebensmittelpunkt nach Rom verlegt hatte. Bei einer Autofahrt durch die Stadt schildert er, was ihm an Rom so gefällt. Er erzählt, auf welchen Umwegen er Schriftsteller wurde, warum er schreibt und wie er arbeitet, und er äußert sich darüber, welches Verhältnis er zu Friedrich Dürrenmatt hat und wie er zu seinem Heimatland Schweiz steht.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Friedrich Dürrenmatt

In Auszügen aus einer Filmdokumentation von 1984 illustriert Friedrich Dürrenmatt mit einer Anekdote, was für ihn Humor ist. Er erzählt, warum das „Irrenhaus“ in seinen Werken eine Rolle spielt, und er erklärt, wie er schreibt und was er mit seinen Texten bewirken will. Auch zum Thema Religion gibt er eine persönliche Stellungnahme ab.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Anna Seghers

In Fernseh-Interviews aus dem Jahr 1965 erklärt Anna Seghers, warum sie sich nach langen Jahren der Emigration dann nach dem Zweiten Weltkrieg entschied, in die DDR zu gehen, und welche Aufgabe sie für sich dort sah. Sie äußert sich zur Berliner Mauer und zum Verhältnis zwischen Künstlern und Staat. Am liebsten spricht sie jedoch über ihre gerade entstehenden Werke und über das Anliegen, das sie mit ihren Erzählungen verfolgt.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Christa Wolf

In Ausschnitten aus einem Gespräch mit Schülern im Jahre 1990 erzählt Christa Wolf, wie sie den Fall der Berliner Mauer erlebt hat, warum sie nach der „Wende“ die DDR-Bürger aufgefordert hat, nicht aus ihrer Heimat wegzugehen, und warum sie vom Sozialismus so überzeugt war. Sie spricht über ihr widersprüchliches Verhältnis zum Leben in der DDR, in der sie Parteimitglied war und doch vieles so kritisch sah.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Heiner Müller

In drei Fernseh-Porträts aus den Jahren 1985 bis 1990 erzählt Heiner Müller, warum es in seinen Stücken oft so blutrünstig zugeht, und welche Themen ihn interessieren. Er äußert sich zum Kapitalismus und zum Sozialismus und dazu, was er für typisch deutsch hält. Und er beantwortet die Frage, warum er sich wiederholt dafür entschied, in der DDR zu bleiben, obwohl seine Stücke dort immer wieder verboten wurden.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Uwe Johnson

In Ausschnitten aus Fernseh-Sendungen aus den Jahren 1968 und 1971 skizziert Uwe Johnson seinen Lebenslauf und erklärt, warum er nicht gern als „Dichter der beiden Deutschland“ bezeichnet wird. Er denkt darüber nach, warum manche Menschen Schwierigkeiten beim Lesen seiner Geschichten haben, erzählt, warum er lieber Geschichten schreibt, als über sich selbst zu sprechen, und spricht über die Vor- und Nachteile seines Berufs.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Hermann Hesse

Wie kaum ein anderer Autor von Weltrang hat Hermann Hesse sein literarisches Werk aus den Erfahrungen seines eigenen Lebens geschöpft - von den Krisen seiner Jugendjahre bis zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Kalten Krieg. Die Stationen seines Lebens zwischen seinem Geburtsort Calw im Schwarzwald und Montagnola im Tessin, wo er die letzten 40 Jahre seines Lebens verbrachte, sind zugleich eine Art Wegweiser zur inneren Entwicklung und zum Werk des Dichters.

Rafik Schami · Der Erzähler

Vor fast einem halben Jahrhundert floh Rafik Schami aus der Diktatur Syriens nach Deutschland. Selten sieht man so deutlich, wie eng Literatur und politische Wirklichkeit zusammenhängen. Rafik Schami gelingt es eine Lesetournee zu veranstalten, bei der vier Monate lang jeden Abend Hunderte von Zuhörern kommen. Wenn er erzählt, dann hört Arabien auf fremd zu sein. Das Porträt zeigt den Schriftsteller bei Lesungen, Diskussionen, Preisverleihungen und mit seiner Frau, der Schriftstellerin Root Leb.

Rafik Schami - Der Erzähler SWR Fernsehen

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Autor/in
Catarina Volkert