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Autoren erzählen

Christa Wolf | Unterricht

Stand
Autor/in
Annette Aiscan-Schmid

Bezug zu den Bildungsplänen

Im Fach Deutsch gehört es zu den zentralen Inhalten der Bildungspläne, dass die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 und 10 an ausgewählten Beispielen Zusammenhänge zwischen Texten, Entstehungszeit und Leben einer Autorin beziehungsweise eines Autors kennenlernen. Dabei sind historische und biographische Aspekte wesentlich zu berücksichtigen. Den Jugendlichen wird die Möglichkeit gegeben, ihre Leseerfahrung exemplarisch an Werken der Gegenwartsliteratur zu erweitern.

Im Interview mit Christa Wolf aus der Reihe „Autoren erzählen“ kristallisieren sich die oben genannten Bezüge klar heraus. Durch die Beantwortung von Schülerfragen gewährt sie Einblick in ihr autobiographisch geprägtes Schaffen sowie in ihr politisches Denken, welches eng mit den geschichtlichen und ideologischen Entwicklungen in der DDR verknüpft ist.

Von daher ist der Einsatz des Filmes auch im Geschichtsunterricht vorstellbar. In den Bildungsplänen des Faches Geschichte wird unter anderem auf die Bedeutung historischer Zeugnisse (hier: die Darstellungen einer Zeitzeugin) verwiesen. Diese sind kritisch zu betrachten und bezüglich ihrer Intention zu hinterfragen.

Unterrichtsvorschlag

Vorbereitend zu diesem Unterricht sollte die Klasse das Informationsblatt (Geschichte der DDR) sowie die Kurzbiografie Christa Wolfs als Hausaufgabe gelesen haben. Anders ist eine sinnvolle, zielgerichtete und nachhaltig wirkende Durchführung der hier beschriebenen Deutsch- beziehungsweise Geschichtsstunde nicht denkbar.

Der Unterricht beginnt mit folgender Impulsfrage, die an der Tafel notiert oder an die Wand projiziert wird:
„Hat ein Schriftsteller das Recht oder gar die Pflicht, seine Leser politisch zu beeinflussen? – Begründe!“

Die Schülerinnen und Schüler machen sich dazu zunächst in Einzelarbeit Gedanken und Notizen. Danach tauschen sie sich mit ihrem Sitznachbarn hinsichtlich ihrer Argumente und Meinungen aus. Im nächsten Schritt folgt ein Plenumsgespräch zu den Schülermeinungen. Dabei ist wichtig, alle Ansichten gelten zu lassen und von Bewertungen abzusehen. Anschließend wird Arbeitsblatt 1 (Fragen und Antworten) verteilt. Die Schülerinnen und Schüler lesen die im Film auftauchenden Fragen und die jeweils genannten, zusammenfassenden Antwortmöglichkeiten. Während der Film geschaut wird, kreuzen sie an, welche Aussagen am ehesten Christa Wolfs jeweilige Meinung widerspiegelt.
Im Anschluss daran werden die Lösungen schrittweise korrigiert. Schlussendlich kann daraus ein weiteres Klassengespräch entwickelt werden, in welchem die Antworten der Autorin kritisch reflektiert und gegebenenfalls von den Schülerinnen und Schülern subjektiv bewertet werden. Bezüge zur Ausgangsfrage können aufgegriffen und vertiefend besprochen werden.

Als Hausaufgabe wird Arbeitsblatt 2 (Meinungen und Fragen) ausgegeben. Die Jugendlichen werden hier zur eigenen Meinungsbildung aufgefordert und haben die Möglichkeit, weitere Fragen, die aus ihrer Sicht von Bedeutung wären, an die Schriftstellerin zu stellen.

Methodische Erläuterungen

Um die Interview-Fragen und die Antworten Christa Wolfs inhaltlich adäquat zuordnen und einschätzen zu können, ist es wichtig, dass sich die Schülerinnen und Schüler bereits im Vorfeld mit ihrer Biografie und der Geschichte der DDR vertraut gemacht haben. Daher die vorbereitende Leseaufgabe zu den beiden Informationsblättern.
Am Beginn der Stunde soll den Jugendlichen Gelegenheit gegeben werden, ihre eigene Meinung zur Beziehung ‚Autor – Leser‘ zu reflektieren und darzustellen. So kann es eher gelingen, Interesse an der Haltung der Autorin zu gewinnen und mithilfe der Plenumsdiskussionen eigene Einstellungen zu hinterfragen.

Arbeitsblatt 1 zwingt die Schülerinnen und Schüler genau hinzuhören. Die Ankreuz-Aufgabe ermöglicht es gleichzeitig, dem weiteren Filmgeschehen rasch zu folgen, so dass inhaltlich nichts verloren geht. Bei Bedarf kann der Film auch angehalten werden, so dass den Schülern genügend Zeit bleibt, sich ihre Antwort zu überlegen.
Das zweite Arbeitsblatt vertieft die angestoßenen Denkprozesse und eröffnet den Jugendlichen eine kreative und reflexive Auseinandersetzung bezüglich der angebahnten Thematik.

Unterrichtsmaterial zum gesamten Schwerpunkt

Autoren erzählen | Unterricht

Die Bildungspläne des Faches Deutsch fordern, dass die Schülerinnen und Schüler der höheren Jahrgangsstufen (ab Klasse 9/10) an ausgewählten Beispielen Zusammenhänge zwischen Text, Entstehungszeit und Leben einer Autorin/eines Autors aufzeigen können. Dabei sollen historische, regionale und biographische Bezüge berücksichtigt werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen ihre Leseerfahrung exemplarisch an Werken der Gegenwartsliteratur erweitern.

Alle Themen zum Schwerpunkt Autoren erzählen

Siegfried Lenz

In Ausschnitten aus Fernsehsendungen von 1970 bis 2006 schildert Siegfried Lenz, Jahrgang 1926, wie prägend er den Zweiten Weltkrieg, den Holocaust und die Zerstörungen im Nachkriegseuropa erlebt hat. Er erzählt, welche Rolle persönliche Erlebnisse in seinen Werken spielen, was er mit seinen Texten beabsichtigt und wie er zu seinen Lesern steht. Lenz berichtet auch, wie der Gedichtband „So zärtlich war Suleyken“ zustande kam und er spricht über seinen Roman „Deutschstunde“ – über die Wahl des Titels und über seine Faszination, sich in die gegensätzlichen Protagonisten hineinzuversetzen, jeden von ihnen zu „verstehen“. Nur, wenn man beim Schreiben von sich selbst absehe, so Siegfried Lenz, könne man glaubwürdige Figuren schaffen.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Günter Grass

In Ausschnitten aus Fernseh-Sendungen von 1962 bis 2013 erzählt Günter Grass, wie er als Kind in Danzig zu lesen begann und wie er die Zeit des Nationalsozialismus erlebt hat. Im Zusammenhang mit seinen Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg reflektiert er seinen Entschluss, Schriftsteller zu werden. Er schildert, wie es zu der Figur des Oskar in der „Blechtrommel“ kam und erläutert, welchen Einfluss seine Arbeit als Bildhauer auf den Schreibprozess hat. Auch seine politischen Anliegen werden deutlich.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Peter Stamm

Peter Stamm erzählt, warum er Schriftsteller geworden ist, und beantwortet Fragen zu seinem Roman „Agnes“. Er spricht über die beiden Hauptfiguren und deren Beziehung und denkt über das Problem nach, das entstehen kann, wenn Menschen sich ein starres Bild von anderen machen. Er lässt sehr offen und direkt an der Entstehung seines Werkes teilhaben und geht auch auf das ungewöhnliche Ende des Romans ein.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Max Frisch

1961 entstand eine Filmdokumentation über Max Frisch, als dieser gerade seinen Lebensmittelpunkt nach Rom verlegt hatte. Bei einer Autofahrt durch die Stadt schildert er, was ihm an Rom so gefällt. Er erzählt, auf welchen Umwegen er Schriftsteller wurde, warum er schreibt und wie er arbeitet, und er äußert sich darüber, welches Verhältnis er zu Friedrich Dürrenmatt hat und wie er zu seinem Heimatland Schweiz steht.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Friedrich Dürrenmatt

In Auszügen aus einer Filmdokumentation von 1984 illustriert Friedrich Dürrenmatt mit einer Anekdote, was für ihn Humor ist. Er erzählt, warum das „Irrenhaus“ in seinen Werken eine Rolle spielt, und er erklärt, wie er schreibt und was er mit seinen Texten bewirken will. Auch zum Thema Religion gibt er eine persönliche Stellungnahme ab.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Anna Seghers

In Fernseh-Interviews aus dem Jahr 1965 erklärt Anna Seghers, warum sie sich nach langen Jahren der Emigration dann nach dem Zweiten Weltkrieg entschied, in die DDR zu gehen, und welche Aufgabe sie für sich dort sah. Sie äußert sich zur Berliner Mauer und zum Verhältnis zwischen Künstlern und Staat. Am liebsten spricht sie jedoch über ihre gerade entstehenden Werke und über das Anliegen, das sie mit ihren Erzählungen verfolgt.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Christa Wolf

In Ausschnitten aus einem Gespräch mit Schülern im Jahre 1990 erzählt Christa Wolf, wie sie den Fall der Berliner Mauer erlebt hat, warum sie nach der „Wende“ die DDR-Bürger aufgefordert hat, nicht aus ihrer Heimat wegzugehen, und warum sie vom Sozialismus so überzeugt war. Sie spricht über ihr widersprüchliches Verhältnis zum Leben in der DDR, in der sie Parteimitglied war und doch vieles so kritisch sah.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Heiner Müller

In drei Fernseh-Porträts aus den Jahren 1985 bis 1990 erzählt Heiner Müller, warum es in seinen Stücken oft so blutrünstig zugeht, und welche Themen ihn interessieren. Er äußert sich zum Kapitalismus und zum Sozialismus und dazu, was er für typisch deutsch hält. Und er beantwortet die Frage, warum er sich wiederholt dafür entschied, in der DDR zu bleiben, obwohl seine Stücke dort immer wieder verboten wurden.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Uwe Johnson

In Ausschnitten aus Fernseh-Sendungen aus den Jahren 1968 und 1971 skizziert Uwe Johnson seinen Lebenslauf und erklärt, warum er nicht gern als „Dichter der beiden Deutschland“ bezeichnet wird. Er denkt darüber nach, warum manche Menschen Schwierigkeiten beim Lesen seiner Geschichten haben, erzählt, warum er lieber Geschichten schreibt, als über sich selbst zu sprechen, und spricht über die Vor- und Nachteile seines Berufs.

Autoren erzählen SWR Fernsehen

Hermann Hesse

Wie kaum ein anderer Autor von Weltrang hat Hermann Hesse sein literarisches Werk aus den Erfahrungen seines eigenen Lebens geschöpft - von den Krisen seiner Jugendjahre bis zur Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Kalten Krieg. Die Stationen seines Lebens zwischen seinem Geburtsort Calw im Schwarzwald und Montagnola im Tessin, wo er die letzten 40 Jahre seines Lebens verbrachte, sind zugleich eine Art Wegweiser zur inneren Entwicklung und zum Werk des Dichters.

Rafik Schami · Der Erzähler

Vor fast einem halben Jahrhundert floh Rafik Schami aus der Diktatur Syriens nach Deutschland. Selten sieht man so deutlich, wie eng Literatur und politische Wirklichkeit zusammenhängen. Rafik Schami gelingt es eine Lesetournee zu veranstalten, bei der vier Monate lang jeden Abend Hunderte von Zuhörern kommen. Wenn er erzählt, dann hört Arabien auf fremd zu sein. Das Porträt zeigt den Schriftsteller bei Lesungen, Diskussionen, Preisverleihungen und mit seiner Frau, der Schriftstellerin Root Leb.

Rafik Schami - Der Erzähler SWR Fernsehen

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Autor/in
Annette Aiscan-Schmid