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Akwaaba heißt Hallo und Willkommen | Hintergrund

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Claudia Heidenfelder

Ghana

Ghana - Geographie und Klima

Ghana ist ein Land in Westafrika. Seine Nachbarstaaten sind Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) im Westen, Burkina Faso im Norden und Togo im Osten. Im Süden liegt der Golf von Guinea, der ein Teil des Atlantischen Ozeans ist.

Große Höhenunterschiede gibt es in Ghana nicht: Von der Küstenebene mit ihren weiten Sandstränden und Mangrovenwäldern steigt das Land im westlichen Teil zum Hochland von Aschanti an. Im Durchschnitt liegt dieses Hochland auf 450 Metern. Östlich davon erstreckt sich der größte Naturraum Ghanas, das Volta-Becken. In diesem Becken liegt der Voltasee, ein riesiger Stausee, der etwa 15-mal größer als der Bodensee ist. Im Norden Ghanas schließt sich eine Hochebene an, die so genannten High Plains. Der höchste Punkt Ghanas ist mit 886 Metern der Mount Afadjato. Er liegt in der Akwapim-Togo-Kette, einer Bergkette, die sich von Accra aus in Richtung Togo ausdehnt.

Eine landschaftliche Besonderheit Ghanas ist der See Bosumtwi. Dieser See liegt in einem Meteoritenkrater, knapp 30 Kilometer von Ghanas zweitgrößter Stadt Kumasi entfernt. Hier baden Laureen und Tracy, die beiden Mädchen aus der Sendung, wenn sie in den Sommerferien in die Heimat ihrer Eltern reisen.

Das Klima in Ghana ist tropisch, denn das Land liegt nur wenige Breitengrade nördlich des Äquators. Es gibt keine Jahreszeiten, sondern Wechsel zwischen Regen- und Trockenzeiten. Im feuchten Süden wächst der immergrüne Regenwald. Nach Norden hin wird es trockener: Hier geht der Regenwald allmählich in weite Grasländer über, die Savannen.

Von der Kronkolonie zur Demokratie - Geschichte und aktuelle politische Lage

Am 6. März 1957 wurde Ghana aus dem britischen Kolonialreich entlassen. Seit diesem Tag ist Ghana unabhängig. Doch sein Weg in die Demokratie war steinig und wurde immer wieder unterbrochen: Zivilregierungen stürzten, Militärs griffen sich gewaltsam die Macht.

Anfang der 1990er Jahre leitete die damalige Regierung einen Wandel ein: Freie Wahlen, Meinungs- und Pressefreiheit und die Gleichheit vor dem Gesetz sollten garantiert sein. Anerkannt wurden auch die von der UNO festgesetzten Menschenrechte. Seitdem hat sich die politische und auch die wirtschaftliche Lage Ghanas stabilisiert. Im Jahr 2000 fand der erste demokratische Regierungswechsel statt. Er verlief friedlich, ebenso wie spätere Wahlen und Machtwechsel.

Heute gilt Ghana als ein stabiler demokratischer Staat. Unter den Ländern Westafrikas nimmt er damit eine Vorbildfunktion ein. Laut repräsentativer Umfragen unterstützen zwei Drittel der Bevölkerung die Demokratie, immer mehr Ghanaer stimmen dem herrschenden Mehrparteiensystem zu.

Menschen in und aus Ghana - Bevölkerung und Migration

Markt (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)

In Ghana leben geschätzte 25 Millionen Menschen. Die Hauptstadt Accra an der Küste des Landes zählt etwa 2,3 Millionen Einwohner. In Kumasi, Ghanas zweitgrößter Stadt, wohnen gut 1,5 Millionen Menschen. Nur dünn besiedelt ist dagegen der Norden des Landes.

Ghanas Bevölkerung wächst rasch und hat sich in den vergangenen 25 Jahren fast verdoppelt. Mehr als die Hälfte der Einwohner ist jünger als 30 Jahre. Weil Ghana im Vergleich zu den Nachbarländern einen hohen Lebensstandard erreicht hat, strömen Tausende von Flüchtlingen hierher. Eine weitere Wanderungsbewegung: Viele Menschen ziehen vom Land in die Stadt. In den Ballungszentren steigt auch dadurch die Arbeitslosigkeit vor allem junger Menschen. Mangelnde Ausbildung ist ein weiterer Grund für die hohe Erwerbslosigkeit. Wer gut ausgebildet ist, sieht oft in Nordamerika oder Europa eine Chance und versucht dort, einen Job zu finden. Einige Familien unterstützen diese Praxis: Sie sammeln Geld, um einen Angehörigen ins Ausland zu schicken. Ziel ist, dass dieser von dort aus die Familie in der Heimat unterstützen kann. Auch in Deutschland leben derzeit über 50.000 Ghanaer.

In den vergangenen Jahren versuchte Ghanas Regierung, die Armut im Land zu bekämpfen. Mit Erfolg: Seit 1990 halbierte sich die Zahl der Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben. Doch noch immer gilt etwa ein Viertel von Ghanas Bevölkerung als arm. Die meisten von ihnen leben auf dem Land.

Schuldenerlass und Aufschwung – Ghanas Wirtschaft

Lange war Ghana eines der am stärksten verschuldeten Länder Afrikas. Staatseinnahmen dienten vor allem der Tilgung ausländischer Kredite. Ein internationaler Schuldenerlass befreite das Land von dieser Last, um einen Neubeginn möglich zu machen.

Heute entwickelt sich die Wirtschaft des Landes positiv. Wichtigstes Exportgut ist Gold, gefolgt von Kakao und Edelhölzern. Weitere landwirtschaftliche Produkte sind Ananas und Mango, die in größerem Umfang exportiert werden. Im Bereich der Dienstleistungen ist die Telekommunikationsbranche im Aufwind. Neu aufgebaut wird außerdem die Öl- und Gasindustrie des Landes: 2011 erhielt die Regierung erstmalig Einnahmen aus den geförderten Ölvorkommen an der Küste des Golfs von Mexiko.

Armut bekämpfen und Wirtschaftswachstum fördern – das sind die größten Ziele der ghanaischen Regierung. Vom Aufschwung profitieren leider noch nicht alle Einwohner. Vor allem junge Menschen in den Städten sind arbeitslos. Außerdem gibt es weiterhin massive Umweltprobleme. Brandrodung und illegales Abholzen von Wäldern machen sich im Verlust von Millionen Hektar Wald bemerkbar. Auch Bergbau und Industrie schädigen die Umwelt. Die Regierung betont jedoch, sich für die nachhaltige Entwicklung ihres Landes einzusetzen.

Sprache und Schule - Bildung in Ghana

Ein Lehrer steht bevor seiner Klasse. (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Unterricht in Ghana

Amtssprache in Ghana ist Englisch - ein Überbleibsel aus der britischen Kolonialzeit. Neben Englisch werden rund 75 weitere Sprachen und Dialekte gesprochen, darunter die verschiedenen Akan-Sprachen. Zu diesen gehört auch das Twi, das auch von der Familie aus dem Film gesprochen wird.

In der Schule wird auf Englisch unterrichtet, aber auch in der jeweiligen Landessprache – zum Beispiel auf Twi. Ghana investiert in seine Bildung, und seit 2005 herrscht Schulpflicht: Jedes Kind hat nun das Recht auf eine neunjährige Schulbildung. Der Schulbesuch ist kostenlos, dazu erhalten Eltern einen Zuschuss für Essen und Schuluniform. Erst der Besuch von weiterführenden Schulen kostet Geld. Auch neue Klassenzimmer wurden gebaut: Schulalltag mit überfüllten Räumen und Unterricht unter freiem Himmel ist seltener geworden.

Die Investitionen in das Schulsystem haben sich gelohnt: 66 Prozent der Bevölkerung können heute lesen. Damit ist Ghanas Alphabetisierungsrate im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern hoch und steigt jedes Jahr an.

Gesundheit

In Ghana gibt es ein Netz von staatlichen und privaten Krankenhäusern und Gesundheitszentren. Insgesamt hat sich die medizinische Situation in den vergangenen Jahren leicht verbessert: Die Sterblichkeitsrate von Säuglingen und Kleinkindern ist gesunken, ebenso wie die Verbreitung von AIDS. Häufigste Todesursache in Ghana ist nach wie vor Malaria.

Obwohl das Gesundheitssystem recht gut ausgebaut ist, haben viele Menschen Probleme ärztlich versorgt zu werden. Das liegt daran, dass sich die meisten medizinischen Einrichtungen in den Städten befinden. Auf dem Land gibt es nur wenige Krankenhäuser und diese haben Probleme, Personal zu bekommen. Noch dazu wandern viele Fachkräfte ins Ausland ab, weil sie beispielsweise in Europa wesentlich mehr verdienen können.

Um die Situation zu verbessern, erhalten Landärzte jetzt Vergünstigungen wie Autos und Gehaltszuschläge. Auch werden inzwischen mehr Menschen im Gesundheitswesen ausgebildet und es gibt eine nationale Krankenversicherung, bei der etwa 70 Prozent der Bevölkerung versichert sind.

Die afrikanische Pfingstgemeinde – Religion in Ghana

Frauen und Kinder sitzen lachend in einer Reihe in einer Halle (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)

Die meisten Einwohner Ghanas sind sehr religiös. Es gibt Christen, Muslime und Angehörige von Naturreligionen. Unter den verschiedenen Religionen herrscht große Toleranz und die Grenzen zwischen den einzelnen Glaubensrichtungen sind fließend.

Die Mitglieder der Familie aus der Sendung sind Christen, vertreten aber unterschiedliche Glaubensrichtungen: Der Vater ist Mitglied der neuapostolischen Kirche. Laureen, Tracy und ihre Mutter gehören der afrikanischen Pfingstkirche an. Diese christliche Bewegung ist weltweit verbreitet und hat besonders in Ghana und ganz Westafrika große Bedeutung. Ihr Name weist auf das christliche Pfingstfest hin, bei dem das Entsenden des Heiligen Geistes gefeiert wird. Dementsprechend spielt das Werk des Heiligen Geistes für die Pfingstkirche und ihre Feste eine große Rolle. Die Gottesdienste der Pfingstgemeinde sind besonders lebhaft. Ihre Teilnehmer singen, tanzen und klatschen in die Hände, die Lieder sind rhythmisch, modern und häufig in englischer Sprache.

Auch in Deutschland hat die Bewegung Fuß gefasst: Die afrikanischen Pfingstgemeinden versammeln Neuankömmlinge aus Afrika unter ihrem Dach, bieten ihnen Hilfe, Schutz und ein soziales Netz. Christliche Feste dienen als Anlass zu großen Treffen: So feierte auch die Familie aus der Sendung das Osterfest ihrer Gemeinde gemeinsam mit 300 anderen Afrikanern.

Püree auf afrikanisch: Fufu

Yams-Wurzel (Foto: SWR - Screenshot aus der Sendung)
Yams-Wurzel …

Fufu ist in Westafrika und vor allem in Ghana ein typisches Gericht. Oft ist es die Grundlage einer Mahlzeit, kann als Hauptgericht oder als Beilage gegessen werden. Laureen und Tracy lieben Fufu. Um dieses Essen herzustellen, werden Yams- oder Maniokwurzel und Kochbananen in Stücke geschnitten, eine Viertelstunde gekocht und schließlich in einem großen Mörser zerstampft. Das geschieht so lange, bis ein zäher Brei entsteht. Häufig wird Fufu mit würzigen Eintöpfen oder Saucen serviert: Mit den Fingern der rechten Hand formt man mundgerechte Portionen und stippt sie in die Sauce.

In Ghana wird dieser Brei frisch zubereitet. In Deutschland sind die Originalzutaten allerdings nur schwer zu bekommen. Doch wie für Kartoffelbrei gibt es auch dafür Fertigpulver, aus dem man den Brei dann mit Wasser anrührt.

Kunst am Kopf – afrikanische Haartracht

Eines ist Frauen in Ghana besonders wichtig: Ihr Haar. Alle paar Wochen wechselt eine Ghanaerin ihre Frisur. Wie teuer es ist, wie lange es dauert, und wie weh es manchmal tut - darauf kommt es nicht an. Was zählt, ist das Ergebnis, und das ist ein Kunstwerk. Dieses auf dem Kopf zu tragen, ist ein erhebendes Gefühl. Entsprechend stolz tragen die afrikanischen Frauen ihre Frisuren.

Und an diesen gibt es große Auswahl. Klassisch sind Flechtfrisuren mit eng am Kopf liegenden Zöpfen, die traditionellen Cornrows – zu Deutsch: „Maisreihen“. Je länger die Haare und je kleiner die Zöpfe, desto länger braucht es für die Herstellung dieser besonderen Tracht. Die Cornrows können einfach nach hinten geflochten, zu fantasievollen Mustern angeordnet oder mit Perlen verziert werden. Bis zu fünf Stunden kann es dauern, ehe die Frisur vollendet ist, und noch tagelang heftig ziepen. Dafür sitzt sie immer perfekt und hält einige Wochen bis Monate. Ist Kunsthaar mit eingeflochten, wird die Haltbarkeit sogar noch verlängert.

Doch das ist lange nicht alles: Haare werden zu Rastazöpfen, Watercurls, Ponys oder Palmbranches geformt und getürmt. Eine beliebte Frisur sind auch die Twists. Das sind kleine in sich gedrehte Zöpfe – eine Frisur, die sich besonders für krauses und dickes Haar eignet. Ein Revival feiert außerdem eine Haarmode, die an die Hippiezeit erinnert: der Afro-Look a la Jimi Hendrix. Wer nicht das Glück einer Naturkrause besitzt, modelliert sich den wilden Haarschopf ganz einfach mit Hilfe von Papilloten oder lässt sich eine stabile Dauerwelle machen.

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