Bannerbild (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Paris

Paris · La ville des contrastes | Unterricht

Stand
Autor/in
Martin Dürr


Themen
• Frankreich
• Großstadt
• Stadtplanung
• Sonnenkönig
• Louvre

Fächer
• Französisch
• Bilingualer Unterricht: Erdkunde

Klassenstufen
• ab Klasse 10

Inhalt

Im Mittelunkt der 30-minütigen Sendung stehen weniger die allseits bekannten Sehenswürdigkeiten - mit Ausnahme des Eiffelturms werden sie filmisch eher gestreift und kurz kommentiert - sondern eine Reportage über knappes Dutzend Frauen und Männer, die von ihrer beruflichen Tätigkeit berichten und uns so einen ungewöhnlichen Blick hinter die Kulissen der Stadt erlauben. Mit der Vielzahl der Begegnungen gelingt es dem Film – und Ute Brucker als sympathischer Reporterin - in Bereiche vorzudringen, die sonst nicht in so anschaulicher Weise zugänglich wären. So erleben die Schülerinnen und Schüler „ihr“ Paris von einer völlig neuen Seite und sehen, wer unter anderem dazu beiträgt, die französische Hauptstadt zu dem machen, was sie heute ist und was wir gemeinhin damit verbinden. Ein Besuch bei zwei Obdachlosen in deren „Unterkunft“ illustriert die Kehrseite des Glanzes.

Ute Brucker beginnt ihre Fahrt durch Paris per „Ente“ mit ihrem Fahrer Martin Petit. Er zeigt ihr das mittelalterliche Paris und erzählt von der Umgestaltung der Stadt durch den Stadtplaner Haussmann.
Chef-Dachdecker Remi Riccoboni erklärt das Besondere der Mansardendächer und demonstriert, wie die alten Dächer renoviert werden. Frank, einer seiner jungen Kollegen, betont die faszinierende Seite dieses Berufes.
Das Leben in Paris ist teuer. Deshalb teilt Martin Petit seine Wohnung mit Freunden. In seinem Viertel, der Goutte d’Or, leben viele Einwanderer aus Afrika.
Ganz in der Nähe der berühmten Sehenswürdigkeiten an der Seine leben in einem Brückenbogen die Obdachlosen Marco und Jean-Luc. Eine richtige Wohnung können sie sich trotz Rente nicht leisten.
Christian Bamale fotografiert die Beleuchtung des Eiffelturms, um festzustellen, welche Lampen defekt sind. Der Lichtmeister des Turms wertet die Fotos aus.
Die Aufzüge des Eiffelturms werden durch ein Hydrauliksystem angetrieben, das so alt ist wie der Turm selbst. Chefingenieur Stephane Roussin erklärt die Funktionsweise der Aufzüge und nimmt Ute Brucker mit bis zur Turmspitze.
Christine Phung entwirft Mode und macht dabei alles selbst – Buchführung, Vertrieb, Öffentlichkeitsarbeit - nur das Nähen überlässt sie ihren Praktikantinnen. Es ist nicht leicht, in der Modestadt Paris Fuß zu fassen, doch den ersten Schritt hat sie geschafft.
Das berühmteste Kunstmuseum der Welt hat eine eigene Werkstatt. Patricia Verges restauriert hier alte Gemälde. Am Ruhetag des Museums zeigt sie ihre Lieblingsbilder und auch die Mona Lisa.
1682 ließ Ludwig XIV seinen Hofstaat nach Versailles verlegen. Schloss-Direktorin Béatrix Saule schildert die Rituale des Königs und seine Speisegewohnheiten.
In der Nähe des Schlosses wurden das Obst und Gemüse für den Hof angebaut. David Provost berichtet von unter anderem von einer genialen Spargelheizung und von der Erdbeer-Allergie des Königs.
Einmal in der Woche kommt Agnès vom Secours Populaire und verteilt Kleidung und Lebensmittel für die Obdachlosen. Jean-Luc betrachtet sie als seine Freundin.
Martin Petit lädt am Ende Ute Brucker noch auf eine nächtliche Rundfahrt durch Paris ein, die am funkelnden Eiffelturm endet.

Straßenszene mit vielen afrikanischen Passanten. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Auch das ist Paris: Zuwanderer im Viertel La Goutte d'Or

Methodisch-didaktische Hinweise

In diesem Film werden in erster Linie eine Reihe von „Spezialisten“ vorgestellt. Diese präsentieren ihre jeweilige berufliche Tätigkeit beziehungsweise ihren Arbeitsplatz, was nahezu zwangsläufig zur Verwendung spezifischer Lexik führt. Ob es sich um Dachdecker, einen Fotografen, einen Ingenieur, eine Modedesignerin, eine Kunstrestauratorin, eine Museumsdirektorin oder einen Gärtner handelt: Sie alle beschreiben ihren Beruf und ihr Umfeld durchweg sehr prägnant und unter Verwendung zahlreicher Fachbegriffe, die Schülerinnen und Schülern weniger oder gar nicht geläufig sind. Entsprechend hoch dürfte die Hürde beim Hörverstehen liegen.

Die Wortangaben für den gesamten Film belaufen sich auf über 130 (!) (Materialblatt 2 – Annotations). Schon diese Tatsache sollte den Ausschlag dafür geben, den Film erst in einer (bilingualen) Klasse 10 oder besser noch in der Kursstufe einzusetzen. Bei etwas älteren Schülerinnen und Schülern sowie deren größeren Nähe zu ihrem späteren Berufsleben kann man zudem auch mehr Interesse, Verständnis und Einfühlungsvermögen für die vorgestellten Personen erwarten beziehungsweise voraussetzen.

Soll der ganze Film mit einer Klasse erarbeitet werden, so müssten je nach Interessenlage beziehungsweise Leistungsvermögen der Klasse und Intention der Lehrkraft mindestens fünf bis sechs Unterrichtsstunden verwendet werden, sofern man nicht im Vorgriff oder nachträglich kleine Projekte zu verschiedenen Aspekten des Films durchführen möchte. Je nachdem können natürlich auch einzelne Sequenzen nur extensiv behandelt oder ganz weggelassen werden.
Nicht alle Arbeitsblätter müssen von der gesamten Klasse bearbeitet werden: Hier liegt es im Ermessen der Lehrkraft, auszuwählen. Auch besteht die Möglichkeit einer individuellen Schwerpunktsetzung seitens der Schülerinnen und Schüler im Sinne eines reflektierten und eigenverantwortlichen Lernens. Die inhaltliche Aufarbeitung des Films mithilfe des Fragekatalogs sollte jedoch für alle verbindlich und selbstverständlich sein.

Dieser Beitrag macht einige Vorschläge für einen kompetenz- und handlungsorientierten, schüleraktivierenden und möglichst abwechslungsreichen Unterricht. Die Arbeitsblätter beinhalten Aufgabenstellungen zu wesentlichen Kompetenzen wie Hör(seh)verstehen, Schreiben, Sprechen, Lexik, Grammatik, Landeskunde und Umgang mit Medien (Filmanalyse, Rechercheaufgaben), wie sie in den einschlägigen Bildungsplänen verankert sind und auf die hiermit verwiesen wird.
Auf eine konkrete Einteilung der Unterrichtseinheit in Einzelstunden beziehungsweise Verlaufsmodelle für einzelne Unterrichtsstunden wurde bewusst verzichtet, da sie nicht auf jede Klasse übertragbar sind und jede Lehrkraft ihre eigenen didaktischen und methodischen Schwerpunkte setzen wird.

Hinweise zu den Arbeits- und Materialblättern

Materialblatt 1: Activités
Vorschläge für Aktivitäten, Projekte und Übungen für die gesamte Unterrichtseinheit

Schloss Versailles innen. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Versailles – die Pracht vergangener Zeiten

Materialblatt 2: Annotations
Hier werden alle Vokabeln aufgelistet, welche die Schülerinnen und Schüler (vielleicht) nicht verstehen. Zur Erleichterung des Textverständnisses ist hier anzuraten, dass sich die Klasse vor dem Ansehen der betreffenden Sequenz mit den Bedeutungen der Wörter vertraut macht (eventuell auch als Hausaufgabe). Die dreispaltige Anordnung mit der jeweiligen Definition in der Mitte erlaubt nicht nur eine Umwälzung, Erweiterung, Vertiefung und Festigung des Vokabulars, sondern bietet auch die Möglichkeit, alleine oder in Partnerarbeit mit dem Wortschatz aktiv zu arbeiten. Es bleibt der Lehrkraft überlassen, welche Wörter der Klasse verbindlich zu lernen gegeben werden. Die Arbeitsblätter 2 und 3 bieten eine mehr spielerische Wiederholung wichtiger Vokabeln des Films an.

Kompetenz Hör(seh)verstehen / Sprechen / Schreiben

Ute Brucker mit Marco und Jean-Luc in deren Behausung. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Marco und Jean-Luc sind zwei der rund 30.000 Obdachlosen in Paris

Arbeitsblatt 1: Compréhension
Die Aufgabenformate dieses Arbeitsblatts sind sehr engmaschig angelegt und überprüfen auf ganz unterschiedliche Weise das Detailverständnis. Hierbei könnte wie folgt vorgegangen werden:

Schritt 1: Die Klasse macht sich mit den Vokabeln der entsprechenden Sequenz vertraut (Materialblatt 2). Diese Phase dient zur lexikalischen und inhaltlichen Vorentlastung.

Schritt 2: Erstes Ansehen der Sequenz mit einer offenen Fragestellung danach, was die Schülerinnen und Schüler gesehen und verstanden haben (möglichst in dieser Reihenfolge). Hier können sich alle, auch die schwächeren Schülerinnen und Schüler, aktiv beteiligen.

Schritt 3: Die Schülerinnen und Schüler machen sich anhand des Arbeitsblatts 1 „Compréhension“ mit den genauen Aufgabenstellungen für die jeweilige Sequenz vertraut. Die Beantwortung der Fragen selbst kann eventuell arbeitsteilig durchgeführt werden und sollte am besten in Form von stichwortartigen Notizen geschehen.

Schritt 4: Während der Film läuft, richtet die Klasse ihre volle Aufmerksamkeit auf das Geschehen und die Aussagen.

Schritt 5: Anfertigung der Notizen in der vorab angelegten Form in Stillarbeit oder in Partnerarbeit.

Schritt 6: Mündliche Präsentation der Ergebnisse mit der Vorgabe, mithilfe der stichwortartigen Aufzeichnungen zusammenhängendes Sprechen zu üben. Hier besteht auch die Möglichkeit, die eigenen Notizen zu ergänzen beziehungsweise zu korrigieren.

Schritt 7: Eine dritte Vorführung im Anschluss daran dient der Kontrolle der Aufzeichnungen und als (positive) Verstärkung.

Einige der Aufgabenstellungen überprüfen vor allem das Sehverstehen (I, III,2 V, IX A, IX C, XI,4, XIII,1+4, XIV). Das Lösungsblatt (siehe ganz unten) enthält für alle Fragen / Aufgabenstellungen jeweils einen ausformulierten Vorschlag.

Lexikalische Kompetenz / Sprechen / Schreiben

Ute Brucker mit Stephane Roussin im Maschinenraum der Aufzüge. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Seltener Anblick: der Eiffelturm von innen

Arbeitsblatt 2: Grille de mots
Dieses Arbeitsblatt kann erst nach der Erarbeitung des Films eingesetzt werden. In Form eines Rätsels stellt es für 19 Vokabeln den Zusammenhang mit dem Filmtext her. Die Lösungswörter, deren Anfangsbuchstaben die Devise der Stadt Paris („Fluctuat nec mergitur“) ergeben, werden in das Gitter eingetragen. In diesem Zusammenhang kann auch (zum Beispiel als Rechercheaufgabe für alle oder mit einer kurzen Schülerpräsentation) auf die terroristischen Anschläge vom November 2015 eingegangen werden, in deren Folge dieses Motto wieder tief ins Bewusstsein der Pariser Bevölkerung eingedrungen ist (siehe dazu ganz unten das Lösungsblatt).

Ute Brucker mit Dachdecker an einem Gerüst auf dem Dach. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Auf den Dächern von Paris: Ute Brucker mit Dachdecker

Arbeitsblatt 3: Jeu du tabou
Das Spiel dient der Wiederholung und Festigung lexikalischer und inhaltlicher Aspekte des gesamten Films. Die Seite muss nach dem Kopieren zu kleinen Karten auseinandergeschnitten werden. Auf dem Arbeitsblatt findet sich auch ein stark vereinfachter Hinweis zur Durchführung, wobei die jeweiligen Mannschaften am besten aus mindestens vier Mitgliedern bestehen. Da es sich um insgesamt nur 16 zu erratende Begriffe handelt, sollte die Ratezeit für die jeweilige Gruppe nicht mehr als zwei bis maximal drei Minuten betragen, damit im ersten Durchgang nicht zu viele Begriffe offengelegt werden und für das gegnerische Team noch mindestens acht zu erratende Aufgaben übrig bleiben.

Grammatikalische Kompetenz

Arbeitsblatt 4: Grammaire
Jahrzehntelang war diese Aufgabenform als „Commentaire grammatical“ zur Leistungsmessung bis hin zur Abiturprüfung sehr weit verbreitet. Zielrichtung war damals die Überprüfung grammatikalischer Kenntnisse als Selbstzweck. Es steht außer Frage, dass wir immer schon Wert darauf gelegt haben, dass bei aller Fehlertoleranz unsere Schülerinnen und Schüler sprachlich korrekt und stilistisch angemessenen sprechen und schreiben. In der neueren Fremdsprachendidaktik wird nun explizit auf die „dienende“ Funktion der Grammatik abgehoben: Nicht die Kenntnis von Regeln steht im Zentrum, sondern eine kommunikationsorientierte, pragmatische Anwendung sprachlicher Strukturen. Die vorliegenden Aufgaben dienen demnach nicht nur dazu, bestimmte Grammatikkapitel zu wiederholen, sondern in gelenkter Form zu einer flexibleren, variantenreicheren Verwendung der Zielsprache – auch und gerade in stilistischer Hinsicht – zu befähigen. Es soll so mit der Zeit ein Repertoire an alternativen Sprachmitteln aufgebaut werden, über die man dann beliebig und sicher verfügen kann (siehe dazu ganz unten das Lösungsblatt).

Kompetenz Sprechen / Schreiben

Arbeitsblatt 5: Vue synoptique
Die elf Screenshots zeigen die Personen des Films in einer für sie jeweils charakteristischen Situation, die Stichwörter können als Hilfe zur Versprachlichung dienen. Das Arbeitsblatt kann sowohl sukzessiv am Ende jeder Sequenz als auch nach der Erarbeitung des Films als Gesamtwiederholung eingesetzt werden. Es bieten sich mehrere Möglichkeiten an, zum Beispiel:

1. Eine mündliche Präsentation der betreffenden Person mithilfe der Stützwörter (in der 3. Person)
2. Eine Selbstvorstellung der betreffenden Person mithilfe der Stützwörter (in der 1. Person)
3. Zur Differenzierung auch ohne lexikalische Hilfen
4. Eine (kurze) schriftliche Textproduktion (1. oder 3. Person)
5. Ein Interview mit einer oder mehreren Personen
6. Ein Rollenspiel zwischen zwei oder mehreren Personen

Zu den im Film vorgestellten Personen (mit Ausnahme von Marco und Agnès) finden sich im Internet zahlreiche Einträge, unter anderem auch die Mailadressen, mit deren Hilfe Kontakt aufgenommen werden könnte. Entscheidend wird es sein, ob und in welchem Umfang es gelingt, mit abwechslungsreichen, zielgerichteten und differenzierten Aufgabenstellungen Schülerinnen und Schüler mit diesem Film zu motivieren und so zu einer nachhaltigen Verbesserung ihrer sprachlichen Kompetenzen und einer Bereicherung und Vertiefung ihrer landeskundlichen Kenntnisse beizutragen.

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