Bannerbild (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)

Ich kann heute nicht zur Schule gehen

Ich kann heute nicht in die Schule gehen | Unterricht

Stand
Autor/in
Ingeborg Schuster


Themen
• Krankheit
• Krankenhaus
• Kinder
• HIV
• Epilepsie
• Mukoviszidose
• Leukämie
• Allergie

Fächer
• Sachunterricht, MeNuK
• Biologie, NWA, MNT

Klassenstufen
• ab Klasse 3, Grundschule
• ab Klasse 5, alle Schularten

Bezug zum Schulalltag

Krankheit generell ist zwar kein spezifisches Thema des Bildungsplans, dennoch gibt es zahlreiche Anlässe, Krankheiten zum Thema des Unterrichts zu machen:

● Ein Kind kann über einen längeren Zeitraum nicht zur Schule gehen und muss zu Hause oder im Krankenhaus unterrichtet werden.
● Ein krankes Kind kommt neu in die Klasse.
● Ein Kind oder eine Lehrkraft erleidet in der Schule einen Anfall (zum Beispiel Epilepsie).
● Ein Kind hat durch seine Krankheit Probleme in der Schule und braucht die Unterstützung der Mitschüler.
● Ein krankes Kind wird in der Klasse diskriminiert, die Mitschüler haben Vorurteile.
● Die Eltern informieren die Schule über eine schwere und / oder chronische Krankheit ihres Kindes.
● Ein Kind erzählt von der Begegnung mit einem kranken Menschen.
● Die Klasse plant ein Projekt mit kranken Mitschülern.

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung treffen immer mehr Lehrerinnen und Lehrer an Regelschulen im Schulalltag auf Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen.

10 bis 15 Prozent aller Schülerinnen und Schüler sind von einer chronischen Erkrankung betroffen: Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey des Robert Koch-Instituts 2007 (KiGGS) spricht für die Gruppe der 0- bis 17-Jährigen von jedem achten Kind, die Robert Bosch Stiftung bezeichnet etwa 15 Prozent aller Schülerinnen und Schüler als chronisch krank.

Chronische Erkrankungen können sehr unterschiedliche Auswirkungen auf das schulische Lernen haben. Durch die Krankheit oder durch Nebenwirkungen von Medikamenten können erhöhte Ermüdbarkeit, Konzentrationsstörungen und verlangsamte Reaktionen auftreten. Lange Fehlzeiten erschweren das Mitkommen im Unterricht. Es ist mitunter schwer für das erkrankte Kind, seine sozialen Beziehungen innerhalb der Klasse aufrechtzuerhalten.

Die Lehrkräfte müssen die besonderen Entwicklungsaufgaben und Belastungen, die Kindern und Jugendlichen mit einer chronischen Krankheit gegeben sind, wahrnehmen und im schulischen Alltag berücksichtigen. Die Sendung, beziehungsweise die einzelnen Clips der Sendung, können den Unterricht wertvoll unterstützen. Sie informieren, hinterfragen Vorurteile, leisten Aufklärung und bieten Redeanlässe.

Junge sitzt im Bett und hat eine Atemmaske auf. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Jasper hat Mukoviszidose

Unterrichtsvorschlag

Für den folgenden Entwurf wurden aus der Sendung drei einzelne Clips herausgegriffen: die Themen Anaphylaxie (Bens und Izzies Geschichte), Epilepsie (Summers Geschichte) und Leukämie (Naomis Geschichte).

Um dem Inhalt gerecht zu werden, sollten mindestens vier Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt werden, davon sollten die ersten beiden zusammenhängen, um dem Einstieg genügend Raum zu geben. Die Weiterarbeit kann dann entweder direkt in den nächsten Tagen oder auch mit einer Pause von einer oder zwei Wochen stattfinden, um den Kindern etwas mehr Zeit zu geben, die doch schwierigen Inhalte zu „verdauen“.

Als quantitative Differenzierung bieten sich die Rollenspiele (Materialblatt 1) und die Beschäftigung mit Kinderbüchern zum Thema (öffentliche Bibliotheken stellen auf Anfrage oft Themenkisten zusammen). Eine weitere Möglichkeit wäre, Szenen aus den Filmen für eine Kamishibai- Präsentation (Erzähltheater) gestalten zu lassen.

Junge sitzt im Flugzeug und sieht entsetzt auf Erdnüsse. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Ben ist hochallergisch gegen Nüsse

Die Ziele der Einheit sind einerseits, die Kinder in groben Zügen über verbreitete Krankheitsbilder aufzuklären und eventuell falsche oder unzutreffende Vorstellungen der Kinder durch sachlich richtiges Wissen zu ersetzen. Andererseits soll Empathie mit den Betroffenen geweckt und das Einfühlungsvermögen geschult werden – so kann am besten eine Stigmatisierung von Betroffenen verhindert werden.

Aus diesem Grund bietet es sich an, bei den Vorerfahrungen der Kinder anzusetzen und mit einem Gespräch über „ganz normale“ Krankheiten zu beginnen. Man kann ruhig zuerst mit diesem unzulänglichen Terminus arbeiten – es zeigt sich sehr schnell, dass er durch eine genauere und klarere Definition ersetzt werden muss, damit alle verstehen können, was damit gemeint ist.

Die Schüler ziehen Kärtchen in vier oder fünf verschiedenen Farben, der Klassengröße angemessen. Die Gruppenaufteilung muss nicht perfekt aufgehen. Dann finden sich Gruppen so zusammen, dass von jeder Farbe je ein Kärtchen pro Gruppe vorliegt. Die Gruppenbildung kann durch zusätzliche Zahlen auf den Kärtchen gesteuert werden.

In vier kurzen Arbeitsphasen von je etwa drei Minuten sollen die Gruppen nun diese Fragen besprechen und auf einem vorbereiteten Blatt (auf dem die Fragestellung steht) beantworten. Nach der ersten Phase zieht zum Beispiel die Farbe Orange eine Gruppe weiter, nach der zweiten Phase ziehen Orange und Gelb, nach der dritten Orange, Gelb und Grün und so weiter.

Genauso gut können Sie natürlich willkürlich bestimmen, wie weitergewandert werden soll, zum Beispiel: „Blau zieht zwei Gruppen weiter mit dem Uhrzeigersinn, Rot eine Gruppe gegen den Uhrzeigersinn“ oder ähnliches. Das Ziel ist lediglich, die Gruppen möglichst stark zu mischen.

Diese Fragen sollen die SchülerInnen beantworten:
● Welche Krankheiten kennst du?
● Was bedeutet „krank sein“ und wie fühlst du dich dabei?
● Was ist anders, wie verläuft der Tag und was kannst du nicht machen?
● Wie lange bist du normalerweise ungefähr krank und was musst du tun, um wieder gesund zu werden?

In einer kurzen Gesprächsphase im Plenum werden die Ergebnisse zusammengetragen. Wahrscheinlich werden nun lauter nicht sehr schwere Krankheiten mit leichtem und unkompliziertem Verlauf wie die klassischen Kinderkrankheiten oder häufig auftretende Infektionskrankheiten genannt. Allen gemeinsam ist die kurze Krankheitsdauer, die nicht allzu belastenden Symptome und vor allem die zuverlässig eintretende Genesung.

Daran anknüpfend können Sie jetzt die Frage nach Krankheiten stellen, die länger dauern oder die nicht so einfach wieder heilbar sind. Eventuell sind aber solche Krankheiten auch schon in der Gruppenarbeit der Kinder genannt worden.

Kündigen Sie nun an, dass Sie einige dieser Krankheiten mit kurzen Filmen vorstellen wollen.

Zeichnung: Mädchen steht auf der Straße und zieht sich einen Schal übers Gesicht. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Izzy hat Anaphylaxie

Anaphylaxie

Bevor Sie den Film zum Thema Anaphylaxie zeigen (Bens und Izzies Geschichte), bereiten Sie die Kinder mit folgendem Spiel vor: An die Tafel werden Bild- oder Wortkarten mit verschiedenen Nahrungsmitteln oder Tätigkeiten (Ball spielen, fernsehen..) geheftet. Darüber steht die Frage: Was ist gut für mich? Die SchülerInnen werden nun aufgefordert, eine Position im Klassenzimmer einzunehmen: Je näher sie sich zur Tafel stellen, desto positiver bewerten sie das jeweilige Bild, je weiter weg, desto negativer. Dabei ist es für die Kinder ziemlich schwer, zu unterscheiden zwischen dem, was ihnen Spaß macht, und dem, was ihnen gut tut – nicht immer ist es das gleiche. Das Spiel zielt darauf ab, in den Körper hineinzuhorchen und Körpersignale wahrzunehmen, etwas, was für die Kinder im Film von größter Bedeutung ist.

Nach dem Betrachten des Films hängen Sie nun Bilder und Namen der erzählenden Kinder an die Tafel oder eine Pinnwand und weisen darauf hin, dass es sich um reale Geschichten handelt. Sammeln Sie nun gemeinsam schwierige und/oder neue Wörter und halten Sie diese ebenfalls auf Kärtchen fest.

Nun kann noch einmal darauf eingegangen werden, was diese Krankheit zum Beispiel von einer Erkältung unterscheidet (ein Ausbruch kann jederzeit und ganz plötzlich auftreten und lebensgefährlich sein, die Krankheit wird niemals verschwinden…).

Dann werden die Arbeitsblätter 1 und 2 zum Film „Anaphylaxie“ bearbeitet. Dabei thematisiert das erste die körperlichen Aspekte, während beim zweiten die psychischen Auswirkungen im Mittelpunkt stehen.

Zum Abschluss sollen die Kinder sich in Rollenspielen in verschiedene Situationen aus dem Film beziehungsweise in die Geschichten der Kinder hineinversetzen und auch versuchen, diese weiterspielen. Dazu gehen sie wieder in kleine Gruppen und suchen sich eine Szene aus, die sie in der Gruppe erarbeiten und dann im Plenum vorspielen.

Blondes Mädchen sitzt in einer Schulklasse. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Summer leidet an Epilepsie

Epilepsie

Im nächsten Teil der Einheit geht es um das Thema Epilepsie. Beginnen Sie mit einer Wahrnehmungsübung: Alle schließen drei Minuten lang die Augen und lauschen intensiv auf alle Geräusche. Die Lehrkraft kann gezielt Geräusche machen. Daran schließt direkt das Popcorn-Spiel an. Reihum sagt jedes Kind, was es gehört hat, und alle, die das Geräusch auch gehört haben, springen hoch.

Die Übung und das Spiel sollen verdeutlichen, dass wir durch unsere Sinne im ununterbrochenen Kontakt mit unserer Umwelt stehen, dass sich aber unsere bewusste Wahrnehmung trotz objektiv gleicher Einflüsse oft unterscheidet.

Zeigen Sie den Kindern nun den Film, hängen Sie wieder Bild und Name des Kindes auf und klären Sie wichtige und schwierige Wörter.

Wenn beide Arbeitsblätter (Arbeitsblätter 3 und 4) von allen bearbeitet wurden, schließt sich das Gespräch über Möglichkeiten für geeignete Klassenunternehmungen an (Ideensammlung an der Tafel). Auch hier können Rollenspiele eine schöne Abrundung des Themas darstellen (Materialblatt 1: Vorschläge für Szenen).

Mädchen steht im Krankenhausgang und hält eine Haarsträhne in der Hand. (Foto: SWR – Screenshot aus der Sendung)
Durch die Chemotherapie gehen Naomis Haare aus

Leukämie

Im letzten Teil ist Leukämie das Thema. Steigen Sie dieses Mal direkt mit dem Film ein und wiederholen Sie das Festhalten von Bild, Name des Kindes und wichtiger Wörter. Da diese Geschichte besonders aufrüttelnd ist, geben Sie den Kindern Zeit, um sich hinterher spontan äußern zu können. Wenn dies aufgefangen ist, können die SchülerInnen nun das Arbeitsblatt 5 bearbeiten. Auch zu diesem Film finden Sie Vorschläge zu Rollenspiel-Szenen.

Danach beschäftigen sich die Kinder mit Arbeitsblatt 6, das sich auf alle drei Filme beziehungsweise das Thema im Allgemeinen bezieht.

Die Arbeit an einem Krankheits- und Gesundheits-ABC, in dem noch einmal wichtige Stichwörter gesammelt werden können, führt die Klasse wieder im Plenum zusammen: Auf dem Arbeitsblatt haben die Kinder dazu schon Ideen aufgeschrieben, jetzt können sie auf einem großen Plakat gesammelt werden. Bereiten Sie dazu zwei Plakate vor, die – wie auf dem Arbeitsblatt beschrieben – vorbereitet sind. So können Ihre SchülerInnen auch sehen, wie sie ihr eigenes ABC-Blatt aufbauen sollen.

Abschluss

Vor dem abschließenden Gespräch bekommt jedes Kind vier Kärtchen mit Symbolen. Die Sonne steht für „Das hat mir gefallen / fand ich schön.“, die Wolke für „Das fand ich traurig /schlimm.“, das Ausrufezeichen für „Das wollte ich noch sagen / erzählen.“ und das Fragezeichen „Das will ich noch wissen.“ (Kopiervorlage: Materialblatt 1)

Diese Kärtchen dienen zur Strukturierung des Gesprächs. Um die Zeit optimal zu nutzen, können Sie mit den Kindern vereinbaren, dass sie ihre Kärtchen einfach stumm ablegen können, um zu zeigen, wenn sie mit einem anderen Kind übereinstimmen.

Zur Beantwortung der Fragen müssen Sie eventuell noch etwas Zeit an einem anderen Tag einplanen.

Wörterlisten- Vorschlag

AnaphylaxieEpilepsieLeukämie
allergisch
hoch allergisch
Kontakt
Atemmaske
EpiPen
Meeresfrüchte
Instinkt
Anfall
Absence
Grand Mal-Anfall
Reize
Röntgenbild
Tumor
Krebs, Blutkrebs
Akute lymphatische Leukämie
Chemotherapie
Chemo-Infusion
Infusionsständer
Krebszellen
Knochenmark
Ganzkörperbestrahlung

Material:

● kleine Kärtchen in vier bis fünf verschiedenen Farben; pro Kind eine Karte
● ABC-Plakat für die Tafel

Alle Themen zum Schwerpunkt Ich kann heute nicht in die Schule gehen

Epilepsie - Summers Geschichte

Summer leidet an Epilepsie. Behinderung oder Einschränkung? Im Zeichentrickfilm erzählt sie von ihrem Leben mit der Krankheit. Ab der Grundschule.

Ich kann heute nicht in die Schule gehen SWR

Leukämie - Naomis Geschichte

Naomi hat Leukämie. In diesem Zeichentrickfilm erzählt sie von ihrer Chemotherapie und Genesung vom Blutkrebs. Für Unterricht ab der Grundschule.

Ich kann heute nicht in die Schule gehen SWR Fernsehen

HIV - Melissas Geschichte

Melissa ist HIV-positiv. In diesem Zeichentrickfilm erzählt sie von ihrem Leben mit der Immunkrankheit AIDS. Für Unterricht ab der Grundschule.

Ich kann heute nicht in die Schule gehen SWR Fernsehen

Mukoviszidose - Jaspers Geschichte

Jasper ist lebenslang lungenkrank. Im Film erzählt er vom eingeschränkten Leben mit der Krankheit, Atemnot und Medikamenten. Ab der Grundschule.

Ich kann heute nicht in die Schule gehen SWR Fernsehen

Anaphylaxie - Izzies und Bens Geschichte

Izzy und Ben sind Allergiker. Im Film erzählen sie von Atemnot, Medikamenten und der lebensbedrohlicher Überempfindlichkeit. Ab Grundschule.

Ich kann heute nicht in die Schule gehen SWR

Stand
Autor/in
Ingeborg Schuster