6: Allergien

6.7 Diagnose und Therapie

Die Diagnose einer Allergie verläuft in mehreren Stufen. Um festzustellen, auf welche der rund 20.000 in Frage kommenden Substanzen ein Patient reagiert, klärt der Arzt zunächst dessen Lebensumfeld ab. So findet er erste Hinweise auf mögliche Allergenquellen, z. B. in der Luft oder der Nahrung. Erst dann folgen genauere Tests.


Prick-Test ©SWR
Prick-Test

Prick-Test

Bei dieser Methode werden verschiedene Allergene in konzentrierter Form auf die Haut des Patienten aufgetragen. Die Haut wird leicht angestochen oder eingeritzt, damit das Allergen eindringen kann. Ist der Allergiker darauf sensibilisiert, zeigt sich fünfzehn Minuten später eine Immunreaktion. Die Haut rötete sich und schwillt an. Dort wo das Allergen eingedrungen ist, bildet sich nach kurzer Zeit eine Quaddel. Aus der Größe lässt sich ersehen, wie stark ein Patient auf das Allergen reagiert.



Epikutan-Test ©SWR
Epikutan-Test

Epikutan-Test

Besteht der Verdacht auf eine Kontaktallergie, werden Pflaster mit den in Frage kommenden Substanzen auf die Haut geklebt. Nach zwei bis drei Tagen lassen sich anhand von Hautveränderungen die allergieauslösenden Stoffe bestimmen.



Provokationstest ©SWR
Provokationstest

Provokationstest

Zur endgültigen Abklärung einer Allergie wird das vermutete Allergen inhaliert, geschluckt, gespritzt oder auf die Schleimhaut aufgetragen. Solche Tests werden nur im Zweifelsfall angewandt und zwar unter ärztlicher Kontrolle, weil sich die Heftigkeit der allergischen Reaktion kaum abschätzen lässt. Im Extremfall kann es zum lebensbedrohenden anaphylaktischen Schock kommen.



RAST-Test

Mit dieser Methode lässt sich nachweisen, ob ein für Allergiker typischer erhöhter Spiegel von IgE-Antikörpern im Blut vorliegt.


Allergietherapien

Eine allgemeingültige Therapie, die allen Allergikern helfen würde, gibt es bisher noch nicht. Die einfachste Methode besteht darin, Allergene zu meiden, die lästige Symptome verursachen. Ist das nicht möglich, können die Beschwerden durch Medikamente gelindert werden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, das Immunsystem des Allergikers so zu beeinflussen, dass es die Allergene toleriert.


Allergenkarenz

Die Maßnahmen, um Allergenen aus dem Wege zu gehen, bezeichnen Ärzte als Allergenkarenz.


  • Wer an einer Hausstauballergie leidet, verzichtet besser auf "Staubfänger" wie Polster und Teppichböden. Denn oft verbergen sich dort Hautschuppen von Tieren oder Exkremente von Milben.
  • Menschen, die der Heuschnupfen plagt, können ihre Freiluftaktivitäten so legen, dass sie von "ihren" Pollen weitgehend verschont bleiben. Dabei helfen Pollenflugkalender und aktuelle Pollenflugvorhersagen per Telefon.
  • Wenn sich im Beruf der Kontakt mit Allergenen nicht vermeiden lässt, hilft meistens nur eine Umschulung.
  • Vorrübergehende Linderung der Beschwerden finden Patienten im Hochgebirge oder in stillgelegten Bergwerksstollen. In der trockenen kühlen Luft gibt es kaum Pollen, und die Lebensbedingungen für Staubmilben und Schimmelpilze sind denkbar schlecht.

Medikamente

Ein akuter allergischer Anfall lässt sich mit Antihistaminika bremsen. Sie verhindern, dass entzündungsauslösendes Histamin an den Zielzellen im Körper andocken kann. Die unerwünschten Symptome bleiben aus. Einen anderen Wirkmechanismus hat die Cromoglicinsäure. Bei Mastzellen hemmt sie die Freisetzung entzündungsfördernder Substanzen.


Foto von Prof. Erwin Schöpf (Ein Klick startet den Film)
Video: Prof. Erwin Schöpf,
Universität Freiburg,
über Hyposensibilisierung

Hyposensibilisierung

Bei dieser Behandlungsmethode bekommt der Patient das Allergen regelmäßig und in steigender Dosis verabreicht. Irgendwann toleriert das Immunsystem das Allergen, auf das es zuvor so heftig reagiert hat. In vielen Fällen ist diese Therapie erfolgreich - doch wie sie letztendlich wirkt, ist nicht bekannt. Man vermutet, dass sich das Ungleichgewicht zwischen Th1- und Th2-Zellen ganz allmählich wieder einpendelt.