3: AIDS

3.4 Kampf gegen HI-Viren - Therapie

Der Lebenszyklus von HIV bietet mehrere Ansatzpunkte für Medikamente:


  • Rezeptorblocker verhindern, dass HI-Viren an die Zelle andocken und eindringen können.
  • Reverse-Transkriptase-Hemmer verhindern, dass die als RNA vorliegende Erbinformation des Virus in die für Zellen nötige DNA-Form umgeschrieben wird.
  • Integrasehemmer verhindern den Einbau der Virus-Erbinformation in die DNA der Wirtszelle.
  • Proteasehemmer verhindern, dass die von der Wirtszelle produzierten Virusbausteine zurechtgeschnitten werden. So kommt es nicht zur "Endmontage" funktionsfähiger Viren.
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Die Grafik zeigt, wo die verschiedenen Medikamente das HI-Virus angreifen.

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Foto von Prof. Reinhard Kurth (Ein Klick startet den Film)
Video: Prof. Reinhard Kurth,
Paul-Ehrlich-Institut:
Statement über die Kombinationstherapie

Kombinationstherapie

Die Erfahrung zeigt, dass ein einziges Medikament die Vermehrung der HI-Viren auf Dauer nicht effektiv aufhalten kann. Der Grund: Die Viren stellen sich auf das Medikament ein. Sie bilden rasch unempfindliche Varianten und werden resistent. Um solche Resistenzen in Grenzen zu halten und die Wirksamkeit einer Behandlung zu erhöhen, werden meist mehrere Medikamente kombiniert. Auf diese Weise muss ein Virus gleich mehrere Hürden überwinden, wenn es sich erfolgreich vermehren will.



Aids-Medikamente ©SWR
AIDS-Medikamente

Es hat sich gezeigt, dass die rechtzeitige Einnahme von drei Substanzen die Viruslast im Körper drastisch mindern und die Lebenszeit der Infizierten deutlich verlängern kann. Oft werden zwei verschiedene Reverse-Transkriptase-Hemmer mit einem Protease-Hemmer kombiniert. Die Medikamente haben allerdings Nebenwirkungen und die Langzeiteffekte von Kombinationstherapien sind noch wenig erforscht.



Medikamente, die in der AIDS-Therapie eingesetzt werden, sind bisher extrem teuer. Den armen Ländern fehlen die Mittel, um die Ausbreitung der tödlichen Seuche aufzuhalten.


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Botenstoffe

Ein vielversprechender Ansatz besteht darin, die Virusvermehrung mit Botenstoffen zu blockieren. T-Killerzellen, die vermehrt bei Langzeitüberlebenden vorkommen, setzen den Botenstoff Interleukin 16 frei. Er unterdrückt in T-Helferzellen die Bildung neuer HI-Viren. Bisher ist es nicht gelungen, dieses Prinzip auch therapeutisch zu nutzen.


Impfstoffe

Noch gibt es keinen anerkannten Impfstoff gegen HIV. Probeweise sind aber schon nichtinfizierte Freiwillige geimpft worden. In weiteren Testreihen muss sich zeigen, ob der Impfstoff vertragen wird und auch wirkt. Man spritzt abgeschwächte, noch vermehrungsfähige Viren. Dabei besteht immer die Gefahr, dass die Impfung selbst zum Risiko wird.


Impfstoffentwicklung ©SWR
Impfstoffentwicklung

Was die Impfstoffentwicklung so erschwert, ist einerseits die Verschiedenartigkeit der einzelnen Stämme, andererseits die extreme Wandlungsfähigkeit der HI-Viren. Das liegt im Wesentlichen an der Reversen Transkriptase. Sie macht häufig Übersetzungsfehler, dadurch entstehen neue Virusmutanten mit veränderten Oberflächen.