Regie

Wie entsteht die Idee zu einem Film?

Themenfindung

„Und Action!“  Das ist wohl die Äußerung, die man sofort mit dem Regisseur / der Regisseurin*) eines Filmes in Verbindung bringt. Zu dem Zeitpunkt, wenn er diese Äußerung ausspricht, hat der Regisseur allerdings viel Vorarbeit leisten müssen. Die beginnt in der Regel mit dem Lesen des Drehbuchs.

Ist der Regisseur gleichzeitig auch Drehbuchautor, ist der erste Arbeitsschritt allerdings die die Überlegung, worum es in der Geschichte gehen soll. Dazu setzt sich die Redaktion des produzierenden Senders zunächst mit dem Drehbuchautor zusammen. Beide Seiten bringen ihre Ideen und Vorstellungen ein und wenn es gut läuft, kommt am Ende eine spannende Geschichte dabei heraus.

Im Fall des Tatorts HAL dreht sich die Geschichte um „Big Data“. Insbesondere darum, dass die großen Datenmengen, die unsere Lebenswelt gestalten, nur noch von Computern organisiert werden können. Dabei besteht auch die Gefahr, dass Computer bzw. die Software sich selbständig machen. Und genau das geschieht in einem gewissen Maße in dem Tatort HAL.

Wie bringt man nun diese Geschichte in ein Reihenkonzept? Denn bei jedem Stuttgart-Tatort gibt es das Ermittlerpaar Lannert (gespielt von Richy Müller) und Bootz (gespielt von Felix Klare) mit ihren besonderen Charakterzügen, ihren Gewohnheiten und persönlichen Geschichten. Es gibt immer wiederkehrende Orte und Personen. All das muss in einer neuen Folge berücksichtigt werden.

Was ist das Besondere am Tatort-Reihenkonzept?

Drehbuchanalyse

Wenn das Drehbuch abgenommen ist, beginnt die eigentliche Regiearbeit. Am Anfang steht die Drehbuchanalyse, auch dann, wenn der Regisseur das Drehbuch selbst geschrieben hat. Denn auch dann muss jede einzelne Szene geplant werden, also überlegt werden, wo steht die Kamera, wo die Schauspieler, welche Ausstattung soll der Raum haben, wie sollen die Schauspieler in Szene gesetzt werden, welcher Kameraausschnitt, welche Kameraperspektive wird gewählt, welches Licht wird benötigt? Diese Fragen werden in der Regel schon bei der Drehbuchanalyse mit dem Kameramann besprochen. Es sind diese und weitere Entscheidungen, wie z. B. die Farbgebung, die vor dem eigentlichen Dreh vom Regisseur getroffen und vorgegeben werden. Allerdings kommt es natürlich auch immer wieder vor, dass beim Dreh Entscheidungen verworfen und neue getroffen werden. 

Drehbuchanalyse
Wie findet man die richtigen Schauspieler?

Auswahl der Schauspieler

Wenn auch in einem Tatort schon einige Rollen wie beispielsweise die der Kommissare feststehen, müssen noch weitere wichtige Rollen besetzt und Schauspieler dafür gefunden werden. Die müssen natürlich grundsätzlich zur Rolle passen, auch wenn man viele Dinge wie Aussehen, soziale Herkunft, wirtschaftliche Situation durch Kostüm und Maske unterstützen kann. Manchmal haben Regisseure beim Lesen oder beim Schreiben des Drehbuchs bestimmte Schauspieler im Kopf, die sie sich für die Rolle vorstellen können. Aber oft gibt es auch sogenannte Castings. Da spielen dann ausgewählte Schauspieler etwas aus dem Drehbuch vor und der Regisseur trifft letztlich die Entscheidung.

Motive und passende Drehorte

Die Motivsuche und die Auswahl der Drehorte ist auch eine Aufgabe für den Regisseur. Hier arbeitet er allerdings eng mit dem Kameramann, mit dem Szenenbildner und dem Produktionsleiter zusammen. Zunächst werden sogenannte Locationscouts  auf die Suche nach geeigneten Drehorten geschickt. Der Regisseur setzt sie über seine ungefähren Vorstellungen in Kenntnis, und so können die Locationscouts  mehrere in Frage kommende Locations  vorschlagen.

Die Besichtigung erfolgt dann mit den beteiligten Gewerken. Dabei können die einzelnen Gewerke durchaus unterschiedliche Meinungen über die Eignung des Drehorts haben. So denkt der Kameramann darüber nach, ob die Lichtsetzung funktioniert, der Regisseur über die Möglichkeiten der Szenenauflösung, der Szenenbildner überlegt, ob und wie die Räumlichkeiten umgebaut werden müssen, und der Produktionsleiter denkt über den finanziellen Aufwand nach, der entsteht, wenn das ganze Team zu diesem Ort gebracht werden muss. 

Aus all diesen Überlegungen heraus wird dann eine Entscheidung herbeigeführt, wobei die Meinung des Regisseurs oftmals den Ausschlag gibt. Beim Tatort HAL war es zum Beispiel gar nicht einfach, ein geeignetes Gebäude für den Sitz der Firma „Bluesky“ zu finden. Es sollte futuristisch aussehen und mitten in der Stadt stehen. Beide Kriterien waren in der näheren Umgebung von Baden-Baden - dem Fernsehfilm-Standort des SWR - nicht zu realisieren. Also mussten Szenenbildner und VFX-Artist Martin Winkler nachhelfen.

Ein Gebäude wird versetzt
Der Regisseur am Set

Die Arbeit am Set

Der Regisseur, der durch ein Megaphon genaue Anweisungen an den Kameramann und die Schauspieler gibt; der Regisseur, der auf seinem Regiestuhl sitzt, eine Kappe auf dem Kopf hat und in einen Monitor blickt; der Regisseur, der die Szenen genau nach Vorlage seines Storyboards auflöst – in der Tat, es gab und gibt Regisseure, die so oder ähnlich arbeiten. Andere Regisseure, wie Niki Stein, setzen auf die Kreativität ihrer Mitarbeiter am Set, hören sich deren Vorschläge an und werden oft mit Fragen konfrontiert, die in der Vorbereitung nicht gestellt wurden. Das hat zur Folge, dass die Hauptaufgabe des Regisseurs am Set ist, Entscheidungen zu treffen. Ist es nicht besser, wenn das Auto schmutzig ist? Soll der Kommissar doch in einer Nahaufnahme gezeigt werden? Muss die Szene noch einmal gedreht werden?

Es gibt immer wieder Überraschungen und Unvorhergesehenes beim Drehen. Der Regisseur ist dann derjenige, der reagieren und letztlich entscheiden muss, wie mit dieser neuen Situation umzugehen ist. Und das immer vor dem Hintergrund der Geschichte, die erzählt werden soll.

 

 

Schauspielführung

Ein weiteres großes Thema für die Regiearbeit am Set ist die Schauspielführung. In der Regel beginnt diese schon vor Drehbeginn. Die Schauspieler bekommen das Drehbuch, um sich in ihre Rolle hineinzulesen. Oft bekommen sie vom Regisseur aber auch eine Rollenbeschreibung mit näheren Informationen zur Rolle: Familiengeschichte, Charakterzüge, Lebensstil, Krankheiten usw. Eine solche Rollenbeschreibung ist dann die Grundlage für ein Gespräch zwischen Schauspieler und Regisseur, in dem die jeweilige Sicht auf die Rolle, aber auch Unklarheiten oder Besonderheiten besprochen werden. Schließlich verfügen viele Schauspieler über einen großen Erfahrungsschatz und den sollte sich ein Regisseur zunutze machen.

Schauspieler wirken mit bei der Umsetzung

Am Set selbst muss der Regisseur sich entscheiden, ob er die Schauspieler an der kurzen oder langen Leine führt. Kurze Leine heißt, den Schauspielern genau zu sagen, wo sie entlang gehen und anhalten sollen, wann die Drehung kommt, wo sie gequält gucken und ihren Text sagen sollen, usw. Lange Leine bedeutet, den Schauspielern zu sagen, in welcher Stimmung sich ihre Figur gerade befindet bzw. welchen Konflikt sie austrägt. Die Schauspieler müssen dann diese Situation in ihr Spiel übertragen.

Natürlich werden solche Szenen geprobt und an einem Stück durchgespielt. Wenn diese Durchlaufprobe dem Regisseur dann gefällt, wird sie gedreht – in der Regel mehrere Male.

Probe Verhörszene
Was macht ein Regisseur?

Schnitt

Nach den Dreharbeiten ist für viele Team-Mitglieder, die dahin am Film beteiligt waren, die Arbeit beendet. Nicht so für den Regisseur. Oft hat er schon während der Dreharbeiten seine Wünsche für den Rohschnitt des Films angegeben, der parallel zu den Dreharbeiten angefertigt wird. Nach Abschluss der Dreharbeiten geht es dann in Zusammenarbeit mit der Cutterin an den Feinschnitt. Gemeinsam wählen die beiden aus verschiedenen Takes einer Szene die beste Variante aus und überlegen, wie Spannung und Filmrhythmus perfektioniert werden können.

Auch bei der Herstellung der endgültigen Fassung des Films ist der Regisseur dabei. Er ist bei der Nachvertonung gefragt, bei den Geräuscheaufnahmen,  bei der Komposition der Filmmusik und bei der Endmischung. Letzter ganz wichtiger Schritt ist die Abnahme des Films durch die Redaktion.

Welche Eigenschaften sollte man für den Beruf mitbringen?

Allgemein formuliert ist Aufgabe des Filmregisseurs, Filme zu inszenieren, eine Geschichte dramaturgisch zu erzählen. Es ist deutlich geworden, dass dazu viele Eigenschaften notwendig sind. Ganz besonders wichtig sind Durchhaltevermögen, Durchsetzungskraft, Kreativität, Kommunikationsfähigkeit und Organisationstalent. Und man muss „brennen“ für diesen Beruf und den unbändigen Willen haben, genau dieses und nichts Anderes machen zu wollen.

Welche Eigenschaften sollte ein Regisseur mitbringen?