Logo SWR Schulfernsehen

Tamburello in Italien

Spieler mit Tamburello-Schläger

Jedes Jahr im August feiert die italienische Stadt Treia ein besonderes Fest zu Ehren eines traditionellen Sportes: Bracciale. Unterhalb der Stadtmauer treffen zwei Mannschaften mit jeweils drei Spielern aufeinander. Mit einem martialisch aussehenden "Zacken-Handschuh" aus Holz schlagen sie den Lederball an die Mauer und in das gegnerische Feld.


Diese Ballsportart hat ihre Wurzeln in der Renaissance, als die Adeligen in ihren Palästen die Spiele für sich entdeckten. Sie experimentierten mit Schlägern aller Art: aus Leder, Tuch und Holz, direkt an der Hand befestigt oder mit einem Griff als Verlängerung. Auch das Tamburin wurde als Spielgerät entdeckt.


Bracciale hatte seinen Höhepunkt an Popularität im 19. Jahrhundert, als in großen Stadien wie in Macerata vor 7.000 Zuschauern gespielt wurde. Aber nur das Spiel mit dem Tamburin, Tamburello, überlebte bis in die heutige Zeit als Wettkampfsport: in den Regionen Piemont, Trentino, Venetien und in der Toskana. Neun Mannschaften kämpfen in der ersten Liga um die Meisterschaft. Bei Castelferro, einer Mannschaft aus dem Piemont, spielen Ricardo, Alessio und Andrea.


Wir begleiten die Spieler in ihrem Alltag, bei der Arbeit und ihrem Sport: Alessio ist Weinbauer in Vignale und will seine Weine vom Massenprodukt zu Spitzenweinen aus dem Piemont machen. Seine Karriere als Spieler begann auf dem Sportplatz im Dorf an der großen Mauer, wo sie "Tamburello al Muro" spielten.


Ricardo und Andrea leben in Chiusano, einem kleinen Ort, der immer wieder Talente hervorbringt. Ricardo ist Gemeindeangestellter, der Bürgermeister Tamburello-Fan. Deshalb hat Ricardo keine Schwierigkeiten, genügend Zeit für den Sport zu bekommen. Sie alle müssen nämlich zu jedem Training und Heimspiel hundert Kilometer weit fahren. Ihre Profi-Mannschaft ist in Castelferro beheimatet. Der kleine Ort hat eine lange Tamburello-Tradition und ein engagiertes Präsidium, das ein Jahresbudget von ca. 200.000 Euro aufbringt. Eine Finanzierungsmaßnahme ist das Fest "Sagra del Asino", das "Fest des Esels". Das ganze Dorf beteiligt sich, kocht und bewirtet die Gäste an sechs Abenden, vor allem mit Produkten vom Esel. Die Erlöse kommen dem Team zugute, das mit großen Erfolgen dankt. Schon elf Mal haben sie den Coppa Italia gewonnen. Dieses Jahr wollen sie ihn erfolgreich in Bardolino am Gardasee verteidigen.


Ein Film von Tilman Büttner


» zum Seitenanfang